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Frieden und »Freiheid« in der Kyritz-Ruppiner Heide
Dauerausstellung in Pfalzheim soll an den Widerstand gegen das Bombodrom und den Erfolg vor 15 Jahren erinnern
Es herrscht kein Frieden in der Welt, aber wenigstens in der Kyritz-Ruppiner Heide. Die Luftwaffe der Bundeswehr wollte dort einst Tiefflüge und das Abwerfen von Bomben üben und jährlich 1700 Einsätze absolvieren. Dagegen formierte sich ab 1992 Widerstand in der Bevölkerung. Nach mehr als 100 Friedenswanderungen und zahlreichen Ostermärschen mit bis zu 10 000 Teilnehmern sowie einer Serie von Niederlagen vor Verwaltungsgerichten verzichtete Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) im Juli 2009 auf das sogenannte Bombodrom.
Kopf des Widerstands war Pfarrer Benedikt Schirge. Aber auch der 2011 verstorbene Theologe Horst Kasner, Vater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), predigte für die zivile Nutzung der Heide. Schließlich trat selbst Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) dafür ein, obwohl er doch Bundeswehrgeneral war.
Viele der alten Stelen, die beim jahrelangen Kampf der Bürgerinitiativen Freie Heide und Freier Himmel zur Mahnung rund um das Areal aufgestellt wurden, »erhalten leider nicht mehr die nötige Pflege«, bedauert der Projektentwickler Stefan Fulz. »Einige Stelen wurden eingesammelt und warten jetzt bei Tischler Simon Schulte in Netzeband auf ihre Grundsanierung.« Zusammen mit der Landkreisstiftung Ostprignitz-Ruppin werde das Amt Temnitz am Zugang zur Heide in Pfalzheim eine Dauerausstellung einrichten. Voraussichtlich im Mai solle die Ausstellung eröffnet werden.
Stefan Fulz soll sich darum kümmern. Am Donnerstagnachmittag trafen sich die Projektbeteiligten in der Tischlerei in Netzeband, um die Stelen zu besichtigen und über das Vorhaben ins Gespräch zu kommen. Fulz zufolge mit an Bord: Die Entwicklungsgesellschaft REG Nordwestbrandenburg, die den Plan finanziell unterstützt.
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»Die zivil genutzte Kyritz-Ruppiner Heide ist in Nordwestbrandenburg zu einem wichtigen naturtouristischen und ökologisch bedeutsamen Reservat herangewachsen«, schwärmt Fulz, der in Leipzig Philosophie, Soziologie und Logistik studiert hat und sich einst persönlich an Ostermärschen in der Kyritz-Ruppiner Heide beteiligte. Die Bürgerinitiative »Freie Heide« schrieb sich übrigens FREIe HEIDe, damit man – nur die Großbuchstaben beachtend – das Wort »Freiheid« lese, was wie Freiheit klingt und klingen sollte.
Den Wanderparkplatz von Pfalzheim, dem Dorf, das nun für die Dauerausstellung auserkoren ist, nutzte die Linkspartei am 11. Juni vergangenen Jahres als Ausgangspunkt für eine neuerliche Friedenswanderung. 150 Menschen beteiligten sich und bildeten am Aussichtsturm auf dem Sielmann-Hügel ein Friedenszeichen, das aus der Luft zu erkennen war.
Anlass der Aktion war das seit dem Jahr 2018 langfristig vorbereitete Nato-Manöver Air Defender 2023. Die englische Bezeichnung lautet übersetzt »Luftverteidigung«. Geübt wurde allerdings nicht der Rückzug, sondern ein Vormarsch – die schnelle Verlegung von Kampfflugzeugen aus Deutschland, den Niederlanden und Tschechien bis nach Estland und Rumänien. Es war das größte Luftmanöver in der Geschichte der Nato, an dem sich 10 000 Soldaten aus 25 Staaten beteiligten.
»Man sollte den Frieden üben und nicht den Krieg«, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ex-Umweltminister Wolfgang Methling (Linke) auf dem Wanderparkplatz. Er hatte einst auch an den Friedenswanderungen gegen das Bombodrom in Brandenburg teilgenommen.
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