Wieder Tod nach Tasereinsatz

26-Jähriger stirbt bei Polizeieinsatz in Mülheim

Eine Polizistin posiert zur Einführung von Tasern 2022 bei der Polizei in NRW (Symbolbild).
Eine Polizistin posiert zur Einführung von Tasern 2022 bei der Polizei in NRW (Symbolbild).

Ein 26-jähriger Mann ist am Samstag bei einem Polizeieinsatz in einer kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung in Mülheim an der Ruhr gestorben. Die Beamten sollen am Abend vom Sicherheitsdienst gerufen worden sein, weil ein Bewohner in dem Haus im Stadtteil Saarn »randalierte und Mitarbeiter angriff«. Der aus Guinea stammende Asylsuchende sei in seinem Zimmer angetroffen worden und habe »massiv Widerstand« geleistet, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Die Beamten seien von dem Mann angeblich ebenfalls angegriffen worden.

Das »dynamische Geschehen« habe sich nach Polizeiangaben in einen Flur und später in einen Innenhof verlagert. Im Verlauf von »anhaltenden Widerstandshandlungen« hätten die Polizisten zweimal einen Taser gegen den Mann eingesetzt, »ohne dass eine Wirkung zu erkennen war«. Anschließend sei es ihnen gelungen, den sich weiter »erheblich wehrenden Mann« zu überwältigen und festzunehmen. Zwei Beamte seien durch Bisse und eine Beamtin durch einen Tritt gegen den Kopf verletzt worden.

Für den Beschuldigten und auch für verletzte Einsatzkräfte hat die Polizei anschließend mehrere Rettungswagen angefordert. Während seiner Behandlung im Rettungswagen habe der 26-Jährige dann das Bewusstsein verloren und sei unter Reanimationsmaßnahmen in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er letztlich verstarb.

Wie in derartigen Fällen üblich übernimmt eine benachbarte Polizeidienststelle die Ermittlungen zur Todesursache, hiermit wurde das Präsidium in Bochum beauftragt. Ob ein Tasereinsatz todesursächlich ist, kann häufig nur schwer nachgewiesen werden. Anders als bei Schusswaffen sterben die Opfer häufig an Herz- oder Kreislaufstillstand, Organversagen oder Ersticken an Erbrochenem.

Der nun Verstorbene ist der mindestens neunte Tote nach einem Tasereinsatz in den vergangenen fünf Jahren, die meisten von ihnen befanden sich dabei in einer psychischen Ausnahmesituation. Die letzten drei Fälle mit den als »Distanz-Elektroimpulsgerät« bezeichneten Waffen ereigneten sich in Nordrhein-Westfalen. Im vergangenen November starb ein Mann aus Kroatien in Köln, nachdem er von Spezialkräften »überwältigt« worden war. Im Oktober 2022 wurde ein Wohnungsloser in Dortmund getasert, der auf der Straße gegen Autos geschlagen haben soll.

Zuvor wurde im August desselben Jahres der aus dem Senegal stammende Jugendliche Mouhamed Lamie Dramé von Polizisten mit Pfefferspray und Tasern traktiert und schließlich mit einer Maschinenpistole getötet. In diesem Fall hat im Dezember der Prozess gegen fünf beteiligte Beamte in Dortmund begonnen.

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