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Brandenburg: Mit Messer in der Notaufnahme

Kliniken in Brandenburg klagen über Überlastung und zunehmende Aggressivität ihrer Patienten

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 4 Min.

Die zunehmend besorgniserregende Situation im Gesundheitswesen geht auch an den christlichen Kliniken nicht vorbei. Ein Anspruchsdenken von Patienten, das sich in Aggressivität äußere, lasse sich häufiger beobachten, hieß es am Montag in Potsdam bei einem Pressetermin des Verbunds christlicher Kliniken. 

»Die Menschen gehen härter in Auseinandersetzungen«, sagte Lutz Ausserfeld, kaufmännischer Vorstand des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin-Teltow-Lehnin. Besonders angespannt sei die Situation zwischen Weihnachten und Neujahr gewesen, als zahlreiche Arztpraxen geschlossen hatten. »Unsere Rettungsstellen wurden geflutet.« Da aber auch in den Kliniken das Personal Urlaub habe oder auch mal erkrankt sei, »trifft uns das volle Unverständnis«.

Von Zuständen wie in Berlin-Lichtenberg, wo ein Arzt und ein Pfleger von wütenden Patienten zusammengeschlagen worden waren, sei man bisher verschont geblieben, ergänzte Alexander Mommert, Geschäftsführer der Christlichen Krankenhäuser Potsdam. Doch die Notaufnahmen würden extrem häufig in Anspruch genommen: Menschen machten dort ihrem Unmut Luft, bedrohten in Einzelfällen das Personal oder zögen sogar Messer. Auf den Einsatz von Sicherheitspersonal habe man bisher aber verzichten können.

Die unbefriedigende Situation hängt laut Verena Plocher, Geschäftsführerin de Immanuel-Klinikums Bernau, auch damit zusammen, dass die Zahl der Arztpraxen zu gering sei. Hinzu komme, dass Menschen den Rettungsdienst rufen, obwohl eigentlich kein Grund dafür vorliege. Vor allem während der Corona-Pandemie sei das Aggressionspotenzial gewachsen. Patienten erlebten immer stärker die Versorgungslücken und ließen ihren Ärger am Personal aus. 

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Im Land Brandenburg haben sich 14 Kliniken zum Verbund christlicher Krankenhäuser zusammengeschlossen und sind nach Angaben von Geschäftsführer Mommert wie viele andere Häuser in kommunaler oder privater Trägerschaft »selbst zum Patienten geworden«. Nicht nur die steigenden Kosten, auch der Personalmangel mache ihnen zu schaffen, erklärte Alexander Mommert.

Geprägt sei die Situation von einem »hohen Grad der Erschöpfung«, vom Ausstieg aus dem Beruf oder dem Wegziehen ins Ausland, wo höhere Löhne gezahlt werden. Das sei etwa in der Schweiz und in den skandinavischen Staaten der Fall. Er unterstrich, es sei inzwischen ein ungerechtfertigtes Vorurteil, dass Pfleger wenig Geld verdienen. Dies sei nicht mehr so. »Natürlich ist es ein Knochenjob. Aber man bekommt auch etwas zurück«, bestätigte Mommert.

Die drei christlichen Krankenhäuser in Potsdam wollen künftig in einer gemeinsamen Struktur aufgehen, um Aufwand zu sparen. Laut Geschäftsführerin Plocher aus Bernau sind solche Fusionen auch in anderen Kliniken geplant. Das Bundesgesundheitsministerium drohe zusätzliche Meldepflichten und Strukturprüfungen an. Dies verhindere, »dass wir die Mittel dort einsetzen, wo wir sie eigentlich benötigen – für die medizinische Versorgung unserer Patienten«. Plocher kündigte an: »Wir werden auch in diesem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt nicht erreichen.« Nötig sei dringend eine staatliche Zwischenfinanzierung, damit die Kliniken nicht Pleite gehen, bevor die Krankenhausreform greift

Geschäftsführer Mommert lobte die brandenburgische Landesregierung für ihre vergleichsweise üppigen Zuschüsse für Investitionen. »Das hilft, wenn wir bauen oder wenn wir Geräte anschaffen.« Doch dürften diese Mittel nicht für den gefährdeten laufenden Betrieb verwendet werden.

Laut Ausserfeld wird schon heute der Speiseröhrenkrebs nur noch in ihem Krankenhaus in Brandenburg behandelt, die Versorgung von untergewichtigen Frühgeborenen werde immer seltener. Die Krankenhausreform gehe davon aus, dass es zu viele Kliniken in Deutschland gebe. Weil kleine Klinken angeblich keine gute Qualität anbieten, soll die Versorgung in großen Krankenhäusern konzentriert werden. »Das geschieht nicht gerade zur Freude unserer Mitarbeiter. Sie sind zusätzlich verunsichert: Ist der Arbeitsplatz noch sicher oder nicht?« 

Wie Ausserfeld ausführt, stiegen die Kosten im vergangenen Jahr wegen Inflation und anderer Faktoren um durchschnittlich zehn Prozent, die Einnahmen aber nur um vier Prozent. »Die Defizite bleiben bei uns hängen«, sagte Ausserfeld. Im vergangenen Jahr seien 40 Kliniken deutschlandweit in Insolvenz gegangen. Er rechne damit, dass es 2024 deutlich mehr sein werden.

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