Pakistan zieht Botschafter aus Iran ab

Bei einem iranischen Raketenangriff sollen in Pakistan zwei Kinder getötet worden sein

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Einen Tag nach einem tödlichen iranischen Luftangriff im Westen Pakistans hat Islamabad seinen Botschafter aus Teheran zurückberufen. Zudem dürfe der iranische Gesandte in Islamabad, der sich derzeit auf Heimatbesuch befindet, nicht nach Pakistan zurückkehren, teilte das pakistanische Außenministerium am Mittwoch mit. »Die unprovozierte und eklatante Verletzung der pakistanischen Souveränität durch den Iran in der vergangenen Nacht ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht und gegen die Ziele und Grundsätze der UN-Charta«, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums. Pakistan behalte sich das Recht vor, »auf diesen illegalen Akt zu reagieren«. Laufende oder geplante Besuche auf hoher Ebene sollen ausgesetzt werden.

Unerwartete diplomatische Krise

Die diplomatische Eskalation zwischen den beiden Nachbarstaaten kommt unerwartet. Erst am Dienstag hatten sich Irans Außenminister Hussein Amir Abdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwar Ul-Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum in Davos getroffen, und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern schienen sich positiv zu entwickeln; sogar eine gemeinsame Marineübung wurde abgehalten. Laut gut informierten Kreisen der pakistanischen Grenzprovinz Belutschistan soll ein gemeinsames Vorgehen beider Länder gegen militante Gruppen auf der Agenda gestanden haben.

Was steckt hinter den Angriffen? Am Dienstagabend hat der Iran nach eigenen Angaben Ziele der extremistischen Sunnitengruppe Dschaisch Al-Adl in Pakistan angegriffen. Laut Angaben Pakistans wurden bei dem Luftangriff zwei Kinder getötet und drei Mädchen verletzt. Wo sich der Angriff zugetragen haben soll, blieb unklar. Auf Online-Plattformen berichteten Nutzer von Explosionen in der westpakistanischen Provinz Belutschistan, die eine knapp 1000 Kilometer lange Grenze zum Iran hat. Pakistanische Medien sprachen von der Provinzstadt Panjgur.

Irans Außenminister Hussein Amir Abdollahian hat die nächtlichen Raketen- und Drohnenangriffe auf Pakistan verteidigt. »Wir respektieren die Souveränität und territoriale Integrität Pakistans«, sagte er am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos. »Aber wir werden ihnen nicht erlauben, mit der nationalen Sicherheit unseres Landes zu spielen«, fügte er als Drohung hinzu, um sogleich zu versichern: »Kein Staatsbürger unserer Nachbarn, Freunde und Brüder in Pakistan wurde durch Drohnen und Raketen ins Ziel genommen.« Der Angriff habe nur Terroristen gegolten, die im Grenzgebiet Unterschlupf suchen. Ob tatsächlich mutmaßliche Terroristen getroffen wurden, lässt sich nicht überprüfen. Klar ist hingegen, dass der Angriff völkerrechtswidrig war – genauso wie die Attacken auf Syrien und Irak von Montagnacht.

Kampf für Unabhängigkeit

Dschaisch Al-Adl wurde 2012 gegründet und kämpft für Unabhängigkeit in der mehrheitlich von Sunniten bewohnten iranischen Provinz Sistan und Belutschistan. In den vergangenen Jahren verübte die Gruppe mehrere Anschläge im Iran, wo sie als Terrororganisation eingestuft ist. Im Dezember bekannte sich die Gruppe zu einem Anschlag mit elf Toten auf das Polizeipräsidium in der Stadt Rask im Südosten des Iran. Die Miliz machte Irans Revolutionsgarde (IRGC) für die Angriffe von Dienstagabend verantwortlich. Mindestens sechs Drohnen und mehrere Raketen seien im Grenzgebiet in Wohnhäuser der Miliz eingeschlagen, hieß es in einer Erklärung auf Telegram. Dschaisch Al-Adl bestätigte, bei den Opfern habe es sich um Familienmitglieder gehandelt. Mit Agenturen

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