• Sport
  • Volleyball: Champions League

Champions League: Berlin Volleys klammern sich an letzte Hoffnung

Piacenzas Spitzenteam zeigt deutschem Volleyballmeister seine Grenzen auf. Berlin muss nun einen Umweg gehen

Piacenzas kubanischer Hüne Robertlandy Simón fand immer wieder Lücken im überforderten Block der Berliner um Timo Tammemaa und Marek Šotola.
Piacenzas kubanischer Hüne Robertlandy Simón fand immer wieder Lücken im überforderten Block der Berliner um Timo Tammemaa und Marek Šotola.

Wenn großer Hoffnung ihre Erfüllung versagt bleibt, lässt das oft ein Gefühl der Taubheit zurück. Im Sport gilt das sowohl für Fans als auch für die Aktiven auf dem Spielfeld. Die Berlin Volleys hatten im Dezember selbst eine solche Vorfreude verursacht, als sie mit ihrer besten Saisonleistung die Stars von Halkbank Ankara mit 3:0 aus der Max-Schmeling-Halle gefegt hatten. Ein weiterer Erfolg am Mittwochabend gegen die nächste verkappte Weltauswahl, diesmal aus Piacenza, und der Tabellenführer der Volleyball-Bundesliga hätte aus der »Todesgruppe C«, wie sie zuvor bezeichnet worden war, sogar das direkte Ticket ins Viertelfinale gebucht. Wieder waren mehr als 5000 Fans gekommen, wieder war der Glaube an einen Sieg samt Volleyballparty groß. Doch diesmal verpuffte die Hoffnung. Ein sattes 0:3. Stille statt Ekstase.

»Wir waren hoch motiviert. Uns bot sich hier eine einmalige Chance, aber vielleicht hat uns das gehemmt. Das war in unseren Köpfen, da spielt man nicht so frei wie sonst«, versuchte sich Hauptangreifer Marek Šotola an einer Erklärung, warum er und seine Berliner Kollegen diesmal so verkrampft, zögerlich und chancenlos gewirkt hatten. Sein italienischer Gegenüber, Weltmeister Yuri Romanò, hatte mit seiner ersten Serie von ebenso harten wie platzierten Aufschlägen zum 7:2 im ersten Satz die Volleys sofort in die Defensive gebracht. »Wir sind nie so richtig in unser Spiel reingekommen. Romanòs Serie hat zu viel Respekt bei unseren Spielern verursacht. Den haben wir dann im ganzen Spiel nicht mehr abgelegt«, befand auch Berlins Manager Kaweh Nirromand nach der Partie. »Um so einen Gegner zu schlagen, musst du ohne Zweifel, leicht und in deinem Fluss spielen. In den sind wir nie reingekommen.«

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Zu Romanòs Assen kamen Blöcke von Weltmeister Francesco Recine, ein fehlerfreier Spielaufbau sowie krachende Angriffsschläge der französischen und brasilianischen Olympiasieger Antoine Brizard und Ricardo Lucarelli. Nimmt man noch den mit 2,08 Metern unüberwindbar wirkenden kubanischen Mittelblocker Robertlandy Simón hinzu, fragte sich der neutrale Beobachter an diesem Abend schnell, wer Piacenza überhaupt aufhalten soll. Die Volleys, die sich vor der Saison zum Ziel gesetzt hatten, endlich mal wieder ins Halbfinale der Königsklasse zu kommen, waren am Mittwochabend jedenfalls weit davon entfernt: 15:25, 23:25, 19:25. Nur im zweiten Satz konnten sie zeitweise mithalten, die Italiener auch aber da nie wirklich in Gefahr bringen.

»Wir haben schon bessere Spiele gemacht, aber die haben wirklich sehr gut aufgeschlagen. Das verbunden mit ihrem hohen Block, da hast du kaum eine Chance. Ich sage mal: Das war jetzt nicht unser Lieblingsgegner«, befand der deutsche Nationalspieler Tobias Krick, der nach überstandener Gehirnerschütterung sein Champions-League-Debüt in dieser Saison feiern durfte. Drehen konnte er das Spiel nach seiner Einwechslung am Ende des knappen zweiten Satzes aber auch nicht mehr.

Und so verzichtete der Hallen-DJ diesmal auf den auch im Volleyball zur Mode gewordenen Neil-Diamond-Klassiker »Sweet Caroline« und schickte die enttäuschten Fans still und leise nach Hause. Der Abend fühlte sich wie so viele in den vergangenen Jahren an, in denen der deutsche Meister regelmäßig von einem Team aus den stärkeren Ligen in Polen, Italien oder Russland seine Grenzen aufgezeigt bekommen hatte.

Spieler und Management haben sich aber noch nicht mit der Wiederholung des alljährlichen Zyklus abgefunden. »Ich glaube immer noch daran, dass wir auch in der Champions League weit kommen können. Wir sind ja nicht ausgeschieden«, erinnerte Mittelblocker Krick daran, dass der Viertelfinaleinzug über den Umweg eines Playoff-Duells gegen den französischen Meister Tours VB weiterhin möglich ist. »Wir können auch Piacenza schlagen, wenn die mal einen nicht so guten Tag erwischen. Das war nur heute leider nicht so.«

Kaweh Niroomand fiel es da schon leichter, die Übermacht der Italiener anzuerkennen. Er wollte sein forsch formuliertes Saisonziel aber auch noch nicht ad acta legen. »Piacenza ist eine der weltbesten Vereinsmannschaften. Es wäre vermessen gewesen zu sagen, wir müssten die besiegen. Aber wir haben eine Chance in der nächsten Runde. Tours ist auf unserem Niveau«, versicherte der Geschäftsführer. »Jetzt haben wir mal einen schlechten Tag erwischt. Aber es sind nicht alle Teams auf diesem Niveau. Piacenza wird das Halbfinale erreichen, wahrscheinlich sogar mehr.« Zumindest die Runde der letzten Vier schloss auch Niroomand noch nicht aus.

Da wusste er allerdings noch nicht, welch großer Brocken noch auf sein Team warten würde. Piacenza ist in der heimischen italienischen Liga derzeit schließlich nur Tabellendritter. Fünf Punkte mehr hat Tabellenführer und Meister Trentino in der Serie A bereits gesammelt. Und genau jener dreifache Champions-League-Sieger wäre Berlins Viertelfinalgegner, sollten die Volleys tatsächlich Tours bezwingen. Nun ja, Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.