Eisenachs Linke-Oberbürgermeisterin wechselt zu Wagenknecht

Katja Wolf will bei Landtagswahl für das BSW antreten

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Wochen wird gerätselt, welche profilierten Thüringer Politiker für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der nächsten Thüringer Landtagswahl im September antreten könnten. Am Freitag nun hat Eisenachs langjährige Oberbürgermeisterin Katja Wolf öffentlich erklärt, sie werde Die Linke verlassen und sich für das BSW um ein Landtagsmandat bewerben. Damit verbunden ist ihr Verzicht auf eine erneute Kandidatur um das Amt als Oberbürgermeisterin, das die 47-Jährige seit 2012 inne hat. Zuvor hatte Wolf für die Thüringer Linken im Landtag gesessen. In Eisenach finden im Mai Kommunalwahlen statt.

Gegenüber mehreren Medien bestätigte Wolf ihren Entschluss, nachdem sie ihn zuvor bereits innerhalb der Thüringer Linken kommuniziert hatte. In einer Chatnachricht, die sie an mehrere Linke im Freistaat verschickte, begründet Wolf ihren Abschied aus der Linken mit der Stärke der AfD in Thüringen. Sie sehe »die Gefahr«, dass der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke nach der nächsten Landtagswahl Ministerpräsident werden könnte, heißt es in dem Text. Dies »macht mich wahnsinnig«. Aus dieser Lage gebe es aus ihrer Sicht nur einen Ausweg: »der AfD mit dem BSW die Stimmen abzujagen«.

Gleichzeitig entschuldigt sich Wolf in der Nachricht bei ihren Parteifreunden. Sie sei inzwischen seit 31 Jahren Mitglied der Linken, »in guten, wie in schlechten Zeiten«. Die Partei sei ein wichtiger Teil ihres Lebens. »Es tut mir wahnsinnig leid, euch zu enttäuschen.«

Innerhalb der Thüringer Linken wird der Abgang Wolfs von vielen vor allem mit Überraschung aufgenommen. Zwar, heißt es in der Partei, habe Wolf schon in der Vergangenheit immer wieder Sympathien für Positionen zu erkennen gegeben, die Wagenknecht vertrete. Allerdings sei der geplante Übertritt zu BSW nicht vorherzusehen gewesen; umso weniger, weil sie selbst noch vor einigen Monaten öffentlich ausgeschlossen hatte, zu BSW zu wechseln, weil eine starke Linke nötig sei und Wagenknecht die Partei spalte. Viele innerhalb der Thüringer Linken äußern sich deshalb nun politisch und menschlich enttäuscht von ihr.

Mit Wolf hat sich nun erstmals eine landesweit einigermaßen bekannte Frau zu Wagenknechts Partei bekannt. Deren Erfolgsaussichten werden derzeit sehr unterschiedlich bewertet: Die Werte der ersten Thüringen-Umfragen, in denen das BSW berücksichtigt wurde, schwanken für das BSW zwischen 4 und 17 Prozent.

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