• Politik
  • Forderung des Städtetages

Mehr gebundener Ganztag in NRW

Im größten Bundesland soll das Schulgesetz geändert werden

  • David Bieber
  • Lesedauer: 2 Min.
In NRW-Grundschulen soll die Teilnahme am Ganztagsunterricht für mehr Kinder zur Pflicht werden.
In NRW-Grundschulen soll die Teilnahme am Ganztagsunterricht für mehr Kinder zur Pflicht werden.

Kommunen an Rhein und Ruhr sollen künftig ein Recht darauf haben, gebundene Ganztagsgrundschulen einrichten zu können. So hat es der Städtetag des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen beschlossen. Gemeint sind Grundschulen, bei denen die Teilnahme am Ganztagsunterricht für alle Kinder Pflicht ist – im Gegensatz zum Betreuungsprogramm im offenen Ganztag. Derzeit gibt es laut NRW-Schulministerium lediglich 14 gebundene Ganztagschulen von insgesamt gut 2800 Grundschulen in NRW.

Bislang sind die Schulträger, also die Städte selbst, bei der Einrichtung eines gebundenen Ganztages in einer Schule auf Einzelfallentscheidungen des Landes angewiesen. Auch die Stadtregierungen sollen nun das Recht auf einen gebundenen Ganztag einfordern können. Dafür braucht es eine Änderung des Schulgesetzes.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Die neuen gebunden Schulen für die Kleinen kämen laut dem Städtetag NRW vor allem Schülern in Stadtvierteln mit besonders großen Herausforderungen zugute. »Gerade in diesen Bereichen ist es sinnvoll, verbindlich gebundene Ganztagsgrundschulen zu haben, um Kindern mehr Zeit und intensivere Betreuung in der Schule zu bieten«, sagt der Geschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy, der »Rheinischen Post« (RP) aus Düsseldorf.

Landesschulministerin Dorothee Feller (CDU) ist dagegen. Sie bezweifelt, ob Eltern wirklich einen gebundenen Ganztag flächendeckend in NRW wünschten. Und sie weist darauf hin, dass es an Grundschulen mit Pflichtnachmittagsunterricht auch mehr Personal an den ohnehin schon defizitär besetzten Grundschulen bräuchte. Der auch in NRW verbreitete Lehrermangel ist besonders akut an Grundschulen. Vor allem aber muss das Ministerium ab August 2026 erst einmal den Rechtsanspruch auf einen Platz im offenen Ganztag an Grundschulen umsetzen. »Das hat Priorität«, sagte Feller der »RP«.

Gegen die Änderung des Schulgesetzes ist auch der Lehrerverband NRW. Er beklagt, dass wegen des sogenannten rhythmisierten Ganztags, wo auch einmal gerne morgens Freizeit und Bewegung statt Mathe pauken auf dem Plan stehen kann, zu viel Leerlauf für Lehrer entstehen könnte. Dass Lehrer auch für Spiel, Spaß und Betreuung eingesetzt werden könnten, gehe gar nicht.

Der Anteil der Grundschulen mit Ganztagsbetrieb – gebunden und offen – lag vor rund drei Jahren laut Bundesbildungsministerium bei bundesweit 71,2 Prozent. Im Schuljahr 2020/2021 nahmen laut Bundesbildungsministerium rund 3,5 Millionen Schüler daran teil, das sind 47,2 Prozent aller Schüler im Primarbereich und in der Sekundarstufe I.

Die höchsten Anteile an gebundenen und offenen Ganztagsgrundschulen verzeichnen nach der Statistik »Bildungschampion« Sachsen, Saarland, Hamburg und Rheinland-Pfalz. Dahinter kommen mit deutlichem Abstand Berlin und Nordrhein-Westfalen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.