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Handball: DHB-Auswahl mit Zuversicht ins Endspiel gegen Kroatien

Die deutschen Handballer spielen bei der Europameisterschaft um den Einzug ins Halbfinale

  • Felix Meininghaus, Köln
  • Lesedauer: 4 Min.
Kompletter Spieler: Julian Köster überragte mit acht Toren, starken Anspielen und guter Abwehrarbeit gegen Ungarn.
Kompletter Spieler: Julian Köster überragte mit acht Toren, starken Anspielen und guter Abwehrarbeit gegen Ungarn.

Drei Wochen zu früh brach in der Sportsbar Joe Champs gegenüber der Arena in Köln Deutz der Rosenmontag aus. Nach spontanen Sprechchören, mit denen die deutschen Handballer nach dem Sieg gegen Ungarn gefeiert wurden, erklangen in der Nacht zu Dienstag Karnevals-Klassiker wie »Viva Colonia« oder »Kölsche Jung«. Fortan gab es für die Fans kein Halten mehr, die Botschaft war unmissverständlich: Die Europameisterschaft ist noch lange nicht vorbei.

Tatsächlich lebt die Hoffnung, beim Heimspiel am Rhein noch Großes vollbringen zu können. Zwei Tage nach der kollektiv um sich greifenden Depression als Folge des wenig schmeichelhaften Unentschiedens im Spiel gegen Österreich machte sich am erklärten Lieblingsort der deutschen Handballer Optimismus breit, die EM doch noch zu einem positiven Ende bringen zu können. Nach dem 35:28-Sieg gegen Ungarn ist das Weiterkommen nur noch einen Sieg enfernt: An diesem Mittwoch sind die Kroaten, ihrerseits bereits ohne Chance auf den Halbfinaleinzug, der Gegner.

Nach dem Spiel gegen die Österreicher, die am Montag gegen die französischen Handballer verloren haben, war die Gefühlslage noch eine ganz andere: Das deutsche Team zog sich zurück und sagte alle Medientermine ab, um sich mit seiner fehlerbehafteten Performance zu beschäftigten. Die Verunsicherung war greifbar, Heiner Brand, der als Spieler 1978 und 2007 als Trainer Weltmeister geworden und damit in der Handballnation Deutschland quasi zum Säulenheiligen aufgestiegen war, ging mit der DHB-Auswahl schonungslos ins Gericht: »Keine Dynamik, keine schnellen Pässe, keine Bewegung ohne Ball«, monierte der Mann, der mit seinem Team 17 Jahre zuvor an gleicher Stelle das gefeierte Wintermärchen zelebriert hatte. »Das sind Dinge, die eigentlich automatisiert sein müssten«, doch davon habe er nichts gesehen.

Die Gefühlslage im Team hatte Rückraumschütze Kai Häfner wie folgt beschrieben: »Wenn du in dieser Halle mit diesen Fans solch eine Leistung ablieferst wie wir gegen die Österreicher, bist du einfach nur frustriert.« Die Parameter haben sich nun signifikant verschoben, der spielerischen Armseligkeit folgte ein in der zweiten Halbzeit überaus souverän herausgeworfener Erfolg gegen Ungarn, mit dem sich nicht nur die Ausgangslage, sondern auch das Binnenklima innerhalb von 60 Minuten verbessert hat. »Wir haben es selbst in der Hand«, analysierte Kreisläufer Jannik Kohlbacher zufrieden und lobte eine »sehr gute Angriffsleistung. Wir haben uns viel besser bewegt, diese Leichtigkeit gibt Zuversicht«.

Die Erkenntnis des Abends: Zur Not geht es auch mal ohne die Lebensversicherung Andreas Wolff. Der bis dato überragende Torhüter hielt in der ersten Hälfte nicht einen Ball. Deshalb blieb das Spiel eng, obwohl sich die Deutschen in der Offensive freispielten und zuverlässig lieferten. Dass auch Wolffs Vertreter David Späth nicht in den Flow kam, brachte Bundestrainer Alfred Gislason jedoch nicht aus der Ruhe: »Macht euch keine Sorgen«, beschied er seinen Schützlingen während einer Auszeit, »irgendwann kommen unsere Torhüter.« Der Isländer sollte Recht behalten. Als die Deutschen ihren Gegner im fulminanten zweiten Durchgang überrollten, lieferte auch Wolff wieder die Paraden, die man von ihm gewohnt sind.

Nach nun sechs Auftritten ist das deutsche Team im Soll. Jetzt stehen bis zum kommenden Sonntag im Idealfall noch drei Partien auf der Agenda. Nach dem möglichen Halbfinaleinzug wartet auf die DHB-Auswahl dann der große Turnierfavorit aus Dänemark. Bei dem knüppelharten Programm mit Spielen im Zwei-Tages-Rhythmus gilt es auch, mit den Kräften zu haushalten, um auf der Zielgeraden nicht einzubrechen. Doch die Frage, ob die Körner reichen, stellt sich für Gislason nicht wirklich: »Klar, die Belastung ist hoch, aber bei dieser Atmosphäre lässt du dich nicht hängen.« Kreisläufer Kohlbacher sieht das genauso: »Wer in einem solchen Turnier nicht die letzten Reserven mobilisieren kann, der hat seinen Beruf verfehlt.«

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