- Berlin
- Asylrecht
Geflüchtet nach Berlin: Bargeld gehört zur Gleichberechtigung
Kai Wegner will mit der Bezahlkarte für Asylbewerber die Verwaltung entlasten. Die Sozialsenatorin pocht auf Zugang zu Bargeld.
Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) will bei der Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber keine Einschränkungen beim Abheben von Bargeld. »Ich setze mich dafür ein, dass geflüchtete Menschen in Berlin auch weiterhin das Geld, das ihnen zusteht, zu 100 Prozent selbstbestimmt und ohne Reglementierung verwenden können«, sagte sie am Donnerstag. »Auch in Form von Bargeld.«
Sie sehe keinen Grund, an der bestehenden Regelung etwas zu ändern. »Und da weiß ich die SPD mehrheitlich hinter mir.« Geflüchtete seien aufgrund ihrer finanziellen Lage umso mehr auf Bargeld angewiesen. »Sei es bei günstigen Einkäufen auf Wochenmärkten wie am Maybachufer, auf Flohmärkten oder auf Second-Hand-Plattformen. Ohne Bargeld wäre ja nicht mal eine Kugel Eis im Sommer oder ein Stück Kuchen beim Kuchenbasar in der Schule möglich«, argumentierte die SPD-Politikerin.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Kiziltepe ging damit deutlich über die Ausführungen von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Abgeordnetenhaus hinaus. Wegner wies am Donnerstag im Plenarsaal darauf hin, dass Berlin sich an der länderübergreifenden Ausschreibung zur Bezahlkarte beteilige. Auf die Frage, ob er garantieren könne, dass es nicht zu Einschränkungen beim Geldabheben komme, erklärte er: »Bevor das Ausschreibungsverfahren nicht richtig gestartet ist, kann ich logischerweise gar nichts garantieren. Aber es geht um Effizienzsteigerung, und es geht um die Reduzierung von Verwaltungsaufwand.« Bargeldzugang gehöre zu den Themen, die gemeinsam mit den anderen Bundesländern gestaltet werden müssten. Aber: »Ich glaube, dass es zwingend erforderlich ist, dass Menschen, die mit einer Bezahlkarte ausgestattet werden, selbstverständlich auch die Möglichkeit haben müssen, Bargeld abzuheben.«
Der schwarz-rote Senat hat bereits am Dienstag beschlossen, bei der Einführung der Bezahlkarte dem Vergabeverfahren beizutreten, an dem sich 14 der 16 Länder beteiligen. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wollen die Bezahlkarte ebenfalls einführen, setzen aber auf eine eigene Lösung.
Bereits im November hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass Asylbewerber einen Teil ihrer Leistungen künftig als Guthaben auf eine Bezahlkarte bekommen sollen. Geflüchtete sollen dann wie mit einer EC-Karte einkaufen, aber eingeschränkt Geld abheben können. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.