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»Eurodrohne« in Turbulenzen
Verteidigungsministerium irritiert mit Angaben zu Kostensteigerung
Bei der Entwicklung der »Eurodrohne« können die beteiligten Firmen aus Deutschland und Frankreich einen wichtigen Meilenstein nicht erreichen. So steht es im aktuellen Rüstungsbericht, den das Verteidigungsministerium vergangene Woche herausgegeben hat. Der Bau eines ersten Prototyps, der eigentlich im September beginnen sollte, könnte sich deshalb weiter verzögern.
Die »Eurodrohne« soll ab 2030 zur Aufklärung eingesetzt und auch bewaffnet werden können. Als Langstreckendrohne konzipiert, ist sie ein Programm der Regierungen Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens. Mit der Umsetzung ist die Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation (OCCAR) mit Sitz in Bonn beauftragt. Als Beobachter kam im November Japan hinzu.
Die Bundeswehr will 21 Drohnen und 16 Bodenkontrollstationen beschaffen, insgesamt wollen die Partner zunächst 63 Drohnen bestellen. Das Gesamtprojekt kostet mindestens 7,6 Milliarden Euro, auf Deutschland entfällt die Hälfte dieser Summe.
Im Rüstungsbericht gibt das Verteidigungsministerium auch eine Kostensteigerung im Gesamtprojekt um 40 Prozent an. Diese Mehrausgaben seien jedoch bereits bekannt gewesen und würden nun, nach Vorgaben des Sondervermögens Bundeswehr, bis 2035 statt wie bisher nur bis 2030 dargestellt, sagte das Ministerium dem »nd« in der Bundespressekonferenz. Die Zusatzkosten betragen rechnerisch 1,39 Milliarden.
Hauptauftragnehmer der geplanten Langstreckendrohne ist die deutsche Rüstungssparte von Airbus mit Sitz in Bremen, wo auch die Endmontage erfolgen könnte. Airbus arbeitet dazu mit Dassault Aviation (Frankreich) und Leonardo (Italien) zusammen. Schon vor Beginn der Kooperation lagen die Firmen über die Zulieferung wesentlicher Bauteile im Clinch, darunter etwa zum Antrieb. Airbus hat zur Herstellung der Propeller-Triebwerke die italienische Firma Avio Aero beauftragt und einen französischen Mitbewerber, für den sich auch Dassault eingesetzt hatte, damit ausgebootet.
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Auch die aktuelle Verzögerung soll auf einen Dissens zwischen dem deutschen Hauptauftragnehmer und dem französischen Unterauftragnehmer zurückzuführen sein. Das Verteidigungsministerium schreibt hierzu von »noch bestehenden Abstimmungsproblemen«. Airbus versuche, die Probleme »umfänglich und zeitnah zu lösen« heißt es im Rüstungsbericht.
Das Gesamtprojekt hatte sich bereits mehrfach verzögert. Zunächst war geplant, dass die Entwicklung bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein soll. Bei der Unterzeichnung des Vertrages vor zwei Jahren war schließlich von 2027 die Rede. Erst zu diesem Zeitpunkt kann die Serienfertigung beginnen. Als »Überbrückungslösung« nutzt die Bundeswehr Drohnen aus Israel, die auch bewaffnet werden können.
Den Plänen zufolge soll die »Eurodrohne« wahlweise auch mit Abhörtechnik für Funk und andere Kommunikation ausgerüstet werden. Hierzu haben die Projektpartner im Dezember 2022 eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Der Auftrag für diese »signalerfassende Aufklärung« dürfte an den deutschen Rüstungskonzern Hensoldt gehen, eine Ausgründung aus Airbus, an der die Bundesregierung seit 2020 über eine Sperrminorität verfügt. Dieselbe Technik baut Hensoldt derzeit in drei Militärflugzeuge ein.
Die »Eurodrohne« soll auch im allgemeinen Luftraum neben zivilen Flugzeugen fliegen dürfen. Hierzu wird ein Radar benötigt, um das Risiko von Kollisionen möglichst frühzeitig zu erkennen. Auch der Auftrag für eine entsprechende Studie wurde an Hensoldt vergeben.
Ab 2040 soll die »Eurodrohne« außerdem eine Komponente des neuen Cyberkampfjets FCAS werden, an dessen Entwicklung ebenfalls Airbus beteiligt ist. Die Drohne könnte dann als Begleitung der Kampfpiloten vorausfliegen, gegnerisches Gebiet erkunden oder auch Angriffe vornehmen. Im Militärjargon wird diese Aufgabe als »Flügelmann« bezeichnet.
Zur Unterstützung der Finanzierung hat die EU-Kommission die »Eurodrohne« in die »Ständige Strukturierte Zusammenarbeit« (SSZ oder engl. PESCO), in der die EU-Mitglieder im Bereich der Sicherheit und Verteidigung enger zusammenarbeiten, aufgenommen. Hierfür stellt die EU als »Anschubfinanzierung« 100 Millionen Euro bereit. Diesem SSZ-Projekt trat Tschechien bei, sieben weitere Regierungen sind Beobachter.
Nach Meinung von Experten wird die »Eurodrohne« bei ihrer Fertigstellung 2030 (sofern dieser Termin gehalten werden kann) aus der Zeit gefallen sein. Mit 28 Metern Spannweite und einem Abfluggewicht von rund elf Tonnen ist das unbemannte Luftfahrzeug schwerfällig. Der sehr hohe Stückpreis macht einen Einsatz über gegnerischem Gebiet, wo jederzeit ein Abschuss droht, unwirtschaftlich.
Weltweit setzen deshalb viele Armeen auf kleinere und günstigere Kampfdrohnen. Diese Nische hat die Türkei besetzt, die mittlerweile Exportgenehmigungen ihrer »Bayraktar TB2« in über 30 Länder erteilt hat. Das Land gilt als eine führende, neue Drohnenmacht.
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