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Biathlon: Das DSV-Team startet entspannt in die WM in Nove Mesto
Die deutschen Biathletinnen und Biathleten »wollen in jedem Wettkampf vorne mitspielen«
Wenn Vanessa Voigt an ihren letzten Besuch in Nove Mesto zurückdenkt, kommen in ihr sofort auch Erinnerungen an die Weltmeisterschaften vor einem Jahr hoch. Die Titelkämpfe 2023 im Biathlon fanden im vergangenen Februar in ihrer thüringischen Heimat statt – und verliefen für Voigt sehr enttäuschend. Am finalen Wochenende holte sie in Oberhof zwar noch Silber mit der Staffel, umso frustrierender waren für sie aber die Plätze 19, 23, 41 und 46 in den Einzelrennen. Und da traf es sich gut, dass die gebürtige Schmalkaldenerin beim ersten Weltcup nach der Heim-WM für sich etwas ganz Grundsätzliches klären konnte.
Zwei Wochen nach dem Abschied aus Oberhof wurde Voigt in Nove Mesto Fünfte im Sprint, anschließend Zwölfte in der Verfolgung – und sie durfte sich dank dieser Resultate einen beruhigenden Gedanken zuflüstern. »Nach der verkorksten WM konnte ich zeigen, dass mir Biathlon auch wirklich liegt«, sagt die 26-Jährige – nun, wo sie wieder im stimmungsvollen Biathlonstadion von Nove Mesto angekommen ist. Dort beginnen an diesem Mittwoch mit der Mixed-Staffel die diesjährigen Titelkämpfe. Und Voigts Erkenntnis aus dem Vorjahr gilt vor dem ersten Startschuss in der Vysocina-Arena für das gesamte deutsche Team.
Die Ergebnisse im bisherigen Winter waren deutlich besser als vor der Saison befürchtet. Bei den Frauen überzeugte nach dem Rücktritt von Vorzeigekraft Denise Herrmann-Wick vor allem Franziska Preuß. Wegen immer wiederkehrender gesundheitlicher Probleme hatte sie die vergangene Saison vorzeitig abgebrochen, die Weltmeisterschaften in Oberhof verpasst – und zwischenzeitlich auch Gedanken an ein Karriereende im Kopf.
Diese Überlegungen sind längst verscheucht. Nach zwei Monaten, in denen sie gar keinen Sport getrieben hatte, tastete sich Franziska Preuß ab April wieder langsam ins Biathlonleben hinein – und geht nun als beste Vertreterin des Deutschen Skiverbandes (DSV) in die Rennen in den mährischen Wäldern. »Ich bin positiv überrascht von der bisherigen Saison und happy darüber, wie es bis jetzt gelaufen ist«, betont die 29-Jährige. Obwohl sie krankheitsbedingt drei Rennen verpasste, liegt sie in der Gesamtwertung des Weltcups auf Rang acht.
Als Einzige in der weltweiten Biathlonelite schaffte Preuß jedes Mal, wenn sie an den Start ging, ein einstelliges Resultat. Das gelang bei den Männern nicht einmal Johannes Thingnes Bö, dem in diesem Winter nicht mehr ganz so dominanten Norweger. Neben Platz eins im Gesamtklassement kommt der 30-jährige in dieser Saison bislang auf vier Einzelsiege. Genauso viele heimsten, nicht zwingend erwartbar, die deutschen Skijäger ein: Zweimal gewann Benedikt Doll, jeweils ein Mal siegten dessen Schwarzwälder Trainingskollege Roman Rees und Philipp Nawrath.
Weitere Podiumsplatzierungen bei den Männern durch Justus Strelow und Johannes Kühn sowie bei den Frauen durch Preuß und Voigt stimmen die DSV-Verantwortlichen zuversichtlich für die WM. »Wir haben einiges vor – das drückt sich aber nicht darin aus, dass wir x Medaillen gewinnen wollen. Sondern wir wollen in jedem Wettkampf vorne mitspielen und angreifen«, betont Sportdirektor Felix Bitterling.
Diese entspannte Grundhaltung ohne feste Medaillenvorgabe soll dem frisch beschwingten deutschen Team in der Hexenkesselatmosphäre von Nove Mesto zusätzlich Sicherheit geben. »Das Flair dort im Stadion ist besonders. Es erwartet einen regelrecht ein Zuschauerkessel – den man so in der Art nur da erleben kann«, weiß Nawrath. Die meisten der zwölf WM-Entscheidungen gehen zudem nach Einbruch der Dunkelheit über die Bühne. Zum großen Vergnügen von Preuß, die sagt: »Ich freue mich auf die Flutlichtrennen. Da ist immer so eine besondere Energie im Stadion, wenn es rundherum dunkel ist.«
Sorgen bereiteten den tschechischen Organisatoren in den Tagen vor dem Start dieser Weltmeisterschaften vor allem die warmen Temperaturen, der Regen und der starke Wind, der viel von dem extra aufgeschütteten Kunstschnee wieder von der Strecke gefegt hat. Herausfordernde Umstände für die Wettkämpfe, zu denen insgesamt 200 000 Zuschauer erwartet werden – und bei denen auch der Schießstand seine Tücken aufweist. Vielmehr: der Weg dorthin. »Das ist ein langer Anlauf. Und wenn man dann an diesen Zuschauermassen entlangläuft, kann man schon mal vorzeitig ins Grübeln kommen«, berichtet Vanessa Voigt. Jene Biathletin, die sich vor einem Jahr ein offenkundig erfolgreiches Grübelverbot auferlegt hatte – und anschließend dankbar feststellte, dass ihr die Skijägerei doch ganz gut liegt.
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