Normalisierung rechter Positionen: What the Wansner?!

Erst nach Jahren der Duldung muss sich der Berliner CDU-Politiker Kurt Wansner für seine rassistischen und rechtsnationalen Ansichten rechtfertigen

  • Nora Noll
  • Lesedauer: 2 Min.

Plötzlich reden alle über Kurt Wansner. Der Berliner CDU-Abgeordnete »überschreitet deutlich Grenzen«, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), die Fraktionschefin der Berliner Grünen Bettina Jarasch attestierte Wansner »rechte Verschwörungsmythen«.

Sie haben natürlich recht. Die Entgleisungen des 76-Jährigen sind keine Missverständnisse, auch wenn sich der CDUler so zu rechtfertigen versucht. Nein, man versteht Wansners Äußerungen und Facebook-Posts der vergangenen Jahre schon sehr richtig, wenn man darin himmelschreienden Rassismus und Rechtspopulismus entdeckt. Seenotrettung bedeutet für ihn Schlepperei, jegliche Kritik an polizeilichem Handeln hält er für verfassungsfeindlich und Deutsche mit Migrationshintergrund sollen doch bitte Deutschland verlassen, wenn sie sich hier nicht wohlfühlen.

Doch warum kommt die Empörung erst jetzt? Wansners rechte Haltungen sind kein Geheimnis, waren es noch nie. Sein Parteikollege Timur Husein wies nicht ganz zu Unrecht auf einen Widerspruch hin: Wieso forderten die Grünen nun die Abwahl Wansners als Vorsitzender des Verfassungsschutzausschusses, während andere Grünen-Politiker lange Zeit den Stammtisch des Politikers in seinem Kreuzberger Wahlbezirk besuchten?

Husein möchte damit zeigen, dass Wansner eigentlich gar nicht so schlimm sein kann. Doch er gibt ungewollt ein perfektes Beispiel dafür, wie die Normalisierung extrem rechter Positionen funktionert: Mit wem ich in der Kneipe hocke und Bier trinke, kann kein böser Mensch sein. Gut, dass sich andere Grünen-Abgeordnete nicht von der Kumpelei anstecken lassen und Wansner als das sehen, was er ist: ein Brandstifter.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.