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Leipzig kann Niederlage gegen Real »nur schwer akzeptieren«
Eine Fehlentscheidung des Referees, viele vergebene Chancen. RB trauert einem verpassten Coup gegen Madrid nach
Rouven Schröder machte seinem Unmut nach dem 0:1 (0:0) von RB Leipzig gegen Real Madrid am deutlichsten Luft. Leipzigs Sportdirektor stand Dienstagnacht in der zugigen heimischen Stadiongarage, wo aus Platzgründen bei Spielen in der Champions League die Interviews geführt werden, während die Sportwagen der VIPs aus der Arena röhren, und verstand die Welt nicht mehr. »Im Endeffekt fragt man sich: Was hat man verbrochen, dass man das Tor nicht zugeschrieben bekommen hat? Wir sind sicher nicht die Typen, die sich über den Schiedsrichter beschweren und von Fehlentscheidungen und Fehlbesetzungen sprechen«, räsonierte der 48-Jährige. »Aber es ist in einem K.-o.-Spiel schwer zu akzeptieren, dass so etwas abgepfiffen wird.«
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Die Szene gleich zu Beginn des Hinspiels im Achtelfinale der Königsklasse, als ein regelgerechtes Tor von Benjamin Sesko nicht anerkannt wurde, erhitzte noch lange nach jener zweiten Spielminute nicht nur die Gemüter der Leipziger Anhänger. Der mit nur acht Champions-League-Spielen noch unerfahrene Referee Irfan Peljto aus Bosnien-Herzegowina hatte nach Hinweis seines Assistenten an der Außenlinie auf Abseits entschieden. Doch Stürmer Sesko hatte bei Weitem nicht im Abseits gestanden, und Benjamin Henrichs, der hinter Madrids Torhüter herumgelaufen war, nicht ins Geschehen eingegriffen, war also passiv. Aber selbst nach dem Studium der Videobilder blieb die Abseitsentscheidung bestehen. Dass sie falsch war, räumte selbst Reals Star Toni Kroos später fair ein.
»Wenn er sich das noch mal anguckt, wird er sich den Fehler eingestehen«, sagte Marco Rose über den Referee. Leipzigs Trainer hatte sich während des Spiels mächtig über diese und andere Situationen geärgert, in denen der Unparteiische rätselhafte Entscheidungen getroffen hatte. Hernach aber war der Fußballlehrer ausgesprochen gefasst: »Ich bin nicht wütend über den Schiedsrichter. Es war sein erstes K.-o.-Spiel in der Champions League. Vielleicht war er ein bisschen aufgeregt, aber ich glaube nicht, dass er es mit Absicht gemacht hat.«
Zur Wahrheit gehört auch, dass Leipzig und insbesondere der bestens eingebundene Sesko nach der viel diskutierten Szene noch ein Dutzend gute Einschussmöglichkeiten hatte, die der 20-Jährige und seine Kollegen – im Gegensatz zu Brahim Diaz in der 49. Minute für den Rekordsieger – aber nicht nutzten. Das ist ärgerlich, weil sich die Sachsen somit abermals um den verdienten Lohn nach einem »couragierten Spiel« gebracht haben, wie Rose befand. »Wir bekommen für den Aufwand, den wir betreiben, keinen Ertrag. Darum geht’s am Ende aber«, räumte er ein. »Da erkennen wir ein Muster. Ich glaube zwar nicht, dass die Überzeugung schwindet, aber wir brauchen Ergebnisse, und dafür bin ich verantwortlich.«
Das untermauerte auch Mittelfeldspieler Xaver Schlager, der seine Enttäuschung über die Niederlage und die aktuelle Misere mit nur einem Sieg aus den vergangenen sieben Spielen so ausdrückte: »Es ist unser Joch, dass gerade alles schwierig ist.« Einfache Erklärungen gebe es dafür nicht. »Das Wichtigste ist, dass wir nicht aufgeben, immer weiter anschieben, auch wenn es schwierig ist, weil wir immer weitere Enttäuschungen wegstecken müssen«, sagte der Österreicher.
Gegen Madrid hätte sich Leipzig eigentlich ein Erfolgserlebnis ohne großen Druck für das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag holen wollen. Denn die Bundesliga genießt derzeit Priorität bei RB, um tunlichst auch kommende Saison in der Königsklasse spielen zu dürfen. So moderierte Rose die Tour zum Rückspiel in die spanische Hauptstadt am 6. März denn auch eher als Erfahrungsreise und Bildungserlebnis für sein Team an, statt irgendein Wunder zu beschwören. »Wir fahren dahin, um als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt zu nehmen und in einem solchen Stadion zu bestehen«, erklärte Rose. »Wir werden das aufsaugen und versuchen, der bestmögliche Gegner zu sein.« Am Ende seiner Ausführungen schob er immerhin noch eine kleine Kampfansage ein: »Real muss sich dann schon strecken, um in die nächste Runde zu kommen.«
Wie auch beim Thema Schiedsrichter formulierte Sportdirektor Schröder etwas emotionaler: »Wir haben gezeigt, dass wir Real wehtun können, und werden auch im Rückspiel unsere Chancen bekommen. Dieses Selbstvertrauen müssen wir behalten. Wir geben uns keinesfalls geschlagen.«
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