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Kann man nicht mal einen Kaffee bekommen, ohne Naziverbindungen?
Backwerk hat einen Gründer, der anscheinend rechtsextreme Strukturen unterstützt. Das ist kein Einzelfall, sagt Nathaniel Flakin
Backwerk betreibt hunderte von Bäckereien in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland – eine McDonaldisierung der geliebten deutschen Bäckerei. Und das ist wirklich praktisch! Wie zu erwarten, wird Backwerk von einer gesichtslosen Unternehmensstruktur kontrolliert: Es wurde 2017 von der Schweizer Holding Valora gekauft, die wiederum 2022 von dem mexikanischen Getränkekonzern FEMSA übernommen wurde.
Die Backwarenkette ist in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten, und das nicht wegen des Brotes. Das Unternehmen wurde von Hans-Christian Limmer gegründet – er hat zwar nicht die erste Filiale eröffnet, aber wie Ray Kroc von McDonald's hat er aus einzelnen Filialen ein Imperium gemacht. Limmer verkaufte seine Anteile an Backwerk im Jahr 2013 für geschätzte 100 Millionen Euro.
»Red Flag« ist eine Kolumne über Berliner Politik von Nathaniel Flakin. Sie erschien von 2020 bis 2023 im Magazin »Exberliner« und fand ein neues Zuhause bei der Zeitung »nd« – als deren erster Inhalt, der auch auf Englisch zu finden ist. Nathaniel ist auch Autor des antikapitalistischen Reiseführers Revolutionary Berlin.
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Limmer ist nicht nur ein Unternehmer in der Gastronomie, sondern anscheinend auch ein Anhänger rechter Strukturen: Im November vergangenen Jahres lud er einen elitären Kreis rechter Politiker in ein exklusives Potsdamer Hotel ein, um mit dem Rechtsextremisten Martin Sellner über »Remigration« zu diskutieren. In einer Stellungnahme gegenüber dem Handelsblatt erklärt Limmer, er habe die Einladung unterschrieben, ohne die Referent*innen zu überprüfen. Er nahm an dem Treffen nicht teil und distanzierte sich später von den Inhalten des Treffens, an dessen Planung er »nicht beteiligt« gewesen sei.
Laut Wikipedia wuchs Limmer in einem Haushalt voller Holocaust-Leugner*innen und Nazis auf. Er steht im Zusammenhang mit dem rechtsextremen Verein »Gedächtnisstätte«, der eine private Gedenkstätte für deutsche Opfer des Zweiten Weltkriegs betreibt.
Limmer ist kein Investor mehr bei Backwerk und sein neues Unternehmen, die Burgerkette Hans im Glück, bat ihn, seine Position als Gesellschafter aufzugeben, als die Berichte über das Potsdamer Treffen bekannt wurden. Wenn Sie also einen Kaffee oder einen Burger kaufen, müssen Sie sich keine Sorgen machen, eventuell rechtsextreme Strukturen zu unterstützen.
Doch Limmer ist kein Ausreißer. Was passiert, wenn man einen Joghurtdrink von Müllermilch kauft? Ich habe noch nie einen probiert, weil sich das Gerücht hartnäckig hält, dass damit die Nazipartei NPD unterstützt würde. Ich habe nie einen Beweis gesehen. Im November vergangenen Jahres deckte das Handesblatt jedoch auf, dass Müller sich regelmäßig mit Alice Weidel, der Chefin der rechtsextremen AfD, traf. Das war ungefähr zur gleichen Zeit, als einer von Weidels Top-Beratern mit Sellner über die Abschiebung von Millionen von Menschen sprach.
Diese Liste ließe sich fortsetzen. Ich habe schon früher darüber geschrieben, dass Immobilienspekulant*innen eine Vorliebe für die extreme Rechte haben. Einige der reichsten kapitalistischen Dynastien in Deutschland sind heute die Erben und Erbinnen von Nazi-Kriegsverbrechern, die Hitler unterstützt haben. Aber das Problem besteht nicht nur bei deutschen Oligarchen. Elon Musk verbreitet antisemitische Verschwörungserzählungen und nutzt seinen enormen Reichtum, um Nazis bei der Verbreitung ihrer Botschaft zu unterstützen.
Milliardär*innen, die ohne demokratische Legitimation enorme Macht anhäufen, haben etwas, das sie zu einer nietzscheanischen Weltsicht neigen lässt. Vor allem, wenn das ganze Geld geerbt ist, müssen die Wohltäter*innen fast glauben, dass einige wenige zum Herrschen geboren sei und der Rest von uns nur dienen kann. Es ist kein Zufall, dass so wenige Milliardär*innen Geld spenden, um die Sache der proletarischen Revolution voranzutreiben. Wie ein Autor es ausdrückte, sind die Ultrareichen ultrakonservativ.
Im vergangenen Monat sind Hunderttausende auf die Straße gegangen, um gegen die AfD zu protestieren. Das ist großartig. Wenn sich Rassismus nur auf diese eine Partei beschränken würde! Die Regierung (SPD, Grüne und FDP) ruft zu mehr Abschiebungen auf. Die Opposition (CDU) versucht, sie mit rassistischer Hetze zu übertreffen. Während die AfD für das Potsdamer Treffen in die Kritik gerät, waren ebenso CDU-Mitglieder anwesend, um Sellner zuzuhören. Der Besitzer des Hotels ist ein örtlicher CDU-Funktionär. Überraschend viele »Unternehmer«, das heißt Kapitalist*innen, waren anwesend.
Einige Leute schlagen einen Boykott vor. Aber die einzige Möglichkeit, Kapitalist*innen daran zu hindern, rechte Politik zu unterstützen, besteht darin, ihr Vermögen unter demokratische Kontrolle zu stellen. Eine Enteignung würde die Demokratie schützen.
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