Berliner Feuerwehr: Not im Notdienst

Grünen-Abgeordneter Vasili Franco kritisiert ausbleibende Maßnahmen der Innenverwaltung

Der Berliner Feuerwehr fehlen 500 Mitarbeiter*innen, von 5082 Stellen sind nur 4584 besetzt. Das geht aus der Senatsantwort auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco hervor. Im Jahr 2023 wurde das Soll an Rettungswagen im Dienst bis auf eine einzige voll besetzte Schicht nicht erreicht, im Regelfall fehlen über zehn, manchmal sogar über 20 Fahrzeuge.

Der Personalmangel führte im vergangenen Jahr dazu, dass an 179 Tagen ein Ausnahmezustand im Rettungsdienst ausgerufen werden musste. »Die Berliner Feuerwehr steuert auf einen Kollaps zu. Während die Ausnahmezustände zur Regel geworden sind, ist weiterhin keine strukturelle Verbesserung in Sicht«, kommentiert Franco, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, die Antwort der Senatsinnenverwaltung.

Die Feuerwehr versucht dem Fachkräftemangel durch Bewerbung ihrer Ausbildungen nachzukommen. Anscheinend half das im letzten Jahr noch nicht, denn die Bewerber*innenzahlen seien rückläufig, stellt Franco fest. Insbesondere der Ausbildungsgang für Notfallsanitäter*innen gibt Anlass zur Sorge: Haben sich dort im Jahr 2022 noch 1212 Menschen beworben, waren es 2023 nur 842. So haben auch nur 123 Personen eine Ausbildung angefangen, obwohl 180 Plätze zur Verfügung stehen. Absolvent*innen waren es dann noch mal deutlich weniger: 39 Menschen haben die Ausbildung abgeschlossen, davon konnten 36 übernommen werden.

Vasili führt das auf Anfrage des »nd« auf verschiedene Faktoren zurück. Manche rasselten womöglich durch Sporttests oder stellten fest, dass es doch nicht ihr Job sei. Es fehlten Berufsperspektiven für Sanitäter*innen, außerdem müssten diese zusätzlich die Qualifikationen für den feuerwehrtechnischen Dienst erwerben. »Und dann haben wir auch noch das Problem, dass wir sehr viele Feuerwehrleute ausbilden, statt der Notfallsanitäter*innen, die wir eigentlich brauchen«, sagt Franco.

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Notfallsanitäter Dorian arbeitete noch bis vor einem halben Jahr im Berliner Rettungsdienst. Neben dem Personalmangel würde auch viel zu oft der Notruf ohne medizinischen Notfall gewählt. »Wenn ich nur für das, wofür ich ausgebildet bin, im Einsatz wäre, dann weiß ich nicht, ob es Personalmangel gäbe«, sagt er zu »nd«.

»Mein klassisches Aufgabenprofil sind Herzinfarkte, Verkehrunfälle und Schlaganfälle. Das sind lebensbedrohliche Notfälle«, so Dorian. Stattdessen riefen Menschen aber auch oft an, wenn sie zum Beispiel keine Termine bei Hausärzt*innen bekommen oder weil sie sich erhoffen, so im Krankenhaus schneller dranzukommen.

Auch die Innenverwaltung spricht das Problem unnötiger Notrufe kurz in der Antwort auf Vasili an: Um der Überlastung im Rettungsdienst beizukommen, sei eine weitere Maßnahme »die Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich der adäquaten Inanspruchnahme der Versorgungssysteme«, zum Beispiel durch die Kampagne »Die richtige Nummer zur richtigen Zeit«.

Darüber hinaus plant die Innenverwaltung eine Novellierung des Rettungsdienstgesetzes noch im laufenden Jahr. Angaben zu konkret angestrebten Änderungen macht sie allerdings nicht, diese seien aktuell in Ausarbeitung und hingen auch von der im Bund geplanten Notfallreform ab.

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