Westliche Hybris in Afghanistan

Enquete-Kommission sieht Deutschland in Afghanistan »strategisch gescheitert«

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Reinfall: 20 Jahre deutsche Soldaten in Afghanistan, hier im Kontakt mit afghanischen Jugendlichen und Kindern nördlich von Kunduz
Ein Reinfall: 20 Jahre deutsche Soldaten in Afghanistan, hier im Kontakt mit afghanischen Jugendlichen und Kindern nördlich von Kunduz

Afghanistan, war da was? Vage erinnert man sich, dass eine vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission den Einsatz Deutschlands in Afghanistan evaluiert. 20 Jahre waren deutsche Soldaten, Polizisten und Entwicklungshelfer vor Ort. Das Engagement der Helfer sei groß gewesen, heißt es, die Halbzeitbilanz klingt dagegen düster: Es war (fast) alles umsonst.

Modelle eins zu eins in ein anderes Land zu exportieren – seien es staatliche Institutionen oder Strukturen von Polizei –, funktioniert in der Regel nicht, sind diese doch über Jahre in einem bestimmten politischen und gesellschaftlichen Umfeld gewachsen. Doch wurde das am lebenden Körper der Afghan*innen versucht. Sicher hatten viele Akteure nur das Beste im Sinn, indes verbirgt sich hinter dieser wohlmeinenden Attitüde die implizite, kulturimperialistisch angehauchte Annahme des weißen Mannes, dass das eigene Modell in jedem Fall überlegen und lokale Strukturen rückständig seien.

Die Debatte über den (Un)Sinn des Afghanistan-Einsatzes lässt vergessen, dass man diesen als Bruch des Völkerrechts werten kann: Auf den Anschlag einer Gruppe von Terroristen reagierte die westliche Vormacht USA mit Krieg, sekundiert von Nato-Bündnispartnern. Die Militärintervention wurde dann für die Öffentlichkeit versüßt, indem man den Krieg zum Kampf für die Befreiung der afghanischen Frauen umdeutete. Über 70 000 afghanische und pakistanische Zivilisten starben als direkte Kriegsfolge.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -