Schutz für Russen: Zu spät und zu wenig

Daniel Säwert zu Nancy Faesers Schutzversprechen für Russen

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.

Nancy Faeser hat scheinbar ihr Herz für verfolgte und oppositionelle Russen entdeckt. Nachdem der Überläufer Maxim Kusminow, der im vergangenen August mit einem Militärhubschrauber in die Ukraine floh, in Spanien möglicherweise von russischen Agenten ermordet wurde, macht sich die Innenministerin Sorge um die Sicherheit geflohener Russen in Deutschland.

Faesers Ansage »Wir tun alles, dass diese Menschen in Deutschland sicher sind« ist wichtig für Russen, die ihr Heimatland verlassen mussten. Und doch kommt das Versprechen viel zu spät und gilt für viel zu wenig Betroffene. In einer Achse des humanitären Versagen verhindert Faeser gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock, dass Deutschland Kriegsgegner und Verfolgte aufnimmt. Betroffene berichten von kaum zu erbringenden Nachweisen für eine Verfolgung, die auch noch im Original zu erbringen. Das deutsche Verwaltungsbeamtentum ist gnadenlos mit denen, die oft verzweifelt sind und sogar um ihre Gesundheit fürchten müssen. Wer nicht zu den Top-Oppositionellen gehört, wartet oft monatelang auf einen Termin. Nur zögerlich sind Innen- und Außenministerium von ihrem inhumanen Verhalten abgerückt. Und das auch nur teilweise.

Die Anstrengungen Deutschlands, Menschen aus Russland auf Abstand zu halten, sind erstaunlich und erschreckend zugleich. »Manche dieser mutigen Menschen haben auch in Deutschland wegen politischer Verfolgung Schutz gefunden«, sagt Faeser. Tatsächlich sind es nur manche. Gerade einmal 1900 Russen wird hierzulande Schutz gewährt. Viele andere, die es verdient und nötig hätten, sind an Bürokratie und Unwillen der Regierung gescheitert. Faesers »Wir tun alles« setzt den falschen Akzent, gilt es doch nur für die, die schon hier sind. Richtig wäre, dass die Innenministerin alles tut, damit diese Menschen überhaupt kommen können.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.