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Deutsche Fußballerinnen bei Olympia: Nur der Sommer ist gerettet
Das 2:0 gegen die Niedelande entfacht neue Euphorie im Team von Interimstrainer Horst Hrubesch, doch dem Verband verbleibt viel Arbeit
Klara Bühl erfreut sich bei den deutschen Fußballerinnen und ihrer Anhängerschaft großer Beliebtheit. Ihr nimmermüder Drang zum Tor, dazu ihre direkten Worte, ihr bodenständiges Wesen und sogar ihr liebevoll gehäkeltes Maskottchen bei der Weltmeisterschaft im Sommer des vergangenen Jahres haben der Angreiferin vom FC Bayern München hohe Zustimmungswerte eingebracht. Wie zur Bestätigung sollte Deutschlands gewählte Nationalspielerin des Jahres 2023 nun auch diejenige sein, die beim 2:0-Erfolg gegen die Niederlande die Tür zu den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) mit einem Tor und einer Vorlage aufgestoßen hat. »Der Sommer ist gerettet«, jubilierte die 23-Jährige.
Was ihrem Team diesmal hoch anzurechnen war: Die Frauen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben sich das Heft des Handelns vor allem in der zweiten Halbzeit der Partie in Heerenveen nicht mehr aus der Hand nehmen lassen. Der zweite Matchball ist somit erstaunlich selbstbewusst verwandelt worden.
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Um wirklich das Flair im Zeichen der Ringe und vor allem die Atmosphäre im Olympischen Dorf zu erleben, müssen Kapitänin Alexandra Popp, Bühl und Co. beim Zwölfer-Turnier im Sommer abhängig von der Gruppenauslosung vielleicht aber sogar das Endspiel erreichen. Schließlich wird die Vorrunde vornehmlich in Nantes, Nizza, St. Etienne, Marseille und Bordeaux, verteilt über ganz Frankreich, ausgetragen.
Interimstrainer Horst Hrubesch, der nach 2016 mit den Männern nun auch mit den Frauen ein solches Turnier erleben darf, hat deshalb das Finale als Zielvorgabe benannt; wohl wissend, wie schwierig das angesichts der immer noch vorhandenen Mängel im Spielaufbau und Kombinationsspiel wird. Das bestätigte nicht nur die Halbfinalniederlage gegen Frankreich, sondern auch deren chancenloses 0:2 im Finale der Nations League gegen die derzeit übermächtig wirkenden Weltmeisterinnen aus Spanien.
Dass Hrubesch mit bald 73 Jahren für Olympia eine so große Begeisterung aufbringt, hat er tatsächlich auf sein Team übertragen können. So wirkte dann auch die noch frische DFB-Sportdirektorin Nia Künzer unendlich erleichtert, denn die Weltmeisterin von 2003 hat nun bis zum Sommer ausreichend Zeit bekommen, bis die Nachfolge des beliebten Nothelfers geklärt sein muss.
Während Künzer im großen Kreis auf dem Rasen von Heerenveen mit den Spielerinnen feierte, strahlten DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig und sein Präsident Bernd Neuendorf lieber am Spielfeldrand. Nach dem desaströsen Erscheinungsbild bei der Weltmeisterschaft 2023 in Australien hat der Verband einen weiteren Rückschlag für sein Aushängeschild bei den Frauen abgewendet. Dennoch besteht zu übertriebener Freude kein Anlass, dafür wartet schlicht zu viel Arbeit auf den Verband.
Das geht bei den teils lückenhaften Angeboten an der Basis für Mädchen los, setzt sich über die gefährdete Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga fort und führt zu einem Nationalteam, das in den nächsten Wochen und Monaten ein viel zu enges Programm abspulen muss: Die ehemalige Weltfußballerin Nadine Keßler als Verantwortliche für die Fußballerinnen im europäischen Dachverband Uefa hat die EM-Qualifikation in ein neues Format mit fragwürdigen Zeitfenstern gegossen. Am 5. März werden die Gruppen ausgelost, Deutschland spielt in der A-Kategorie und muss mindestens Gruppenzweiter werden, um sicher an der EM 2025 in der Schweiz teilzunehmen und nicht den Umweg über die Playoffs zu riskieren. So weit, so gut.
Doch die Terminierung der Qualifikationsspiele (3.–9. April, 29. Mai bis 4. Juni und 10.–16. Juli) produziert Kopfschütteln. Warum werden die Doppelspieltage in so kurzer Folge durchgepeitscht, womit den Nationalspielerinnen kaum noch eine vernünftige Sommerpause gegönnt wird? Kurz darauf folgt schließlich schon die Vorbereitung auf das Olympische Fußballturnier, zu dem nur 18 Spielerinnen nominiert werden dürfen. Dass der DFB gemeinsam mit einigen europäischen Nationen beim Internationalen Olympischen Komitee jetzt noch um eine Kadererweiterung bittet, kommt reichlich spät und hat kaum Erfolgschancen.
Die schwierigen Fragen rund um die in den kommenden Monaten häufig anfallende Abstellung von Spielerinnen, sowie rund um eine gesunde Belastungssteuerung wird Künzer nun mit den Vereinsvertretern erörtern müssen, wenn sie demnächst die Bundesliga-Klubs besucht. Es gibt einigen Redebedarf. Der Sommer mag gerettet sein, gewiss aber noch nicht das Schicksal der deutschen Fußballerinnen.
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