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Alba Berlins Basketballer schimpfen über sich selbst

Ab jetzt sollte alles besser werden, am Ende aber stand die höchste Heimniederlage der Vereinshistorie. Alba Berlin hat seinen Kampfgeist verloren.

Immer wieder liefen Albas Spieler ihren Gegnern aus Israel um Antonius Cleveland (l.) hilflos hinterher.
Immer wieder liefen Albas Spieler ihren Gegnern aus Israel um Antonius Cleveland (l.) hilflos hinterher.

71:106. Das hat gesessen. Die Basketballer von Alba Berlin hatten schon vor dem Duell mit Maccabi Tel Aviv die schlechteste Saisonbilanz aller Teams der Euroleague. Diese 22. Niederlage im 27. Spiel der Königsklasse aber schmerzte ganz besonders. Nicht nur, weil Alba noch nie zuvor in seiner Vereinshistorie so hoch verloren hatte. Vielmehr schockierte die Art und Weise, wie kampflos sich die Berliner ihren Gegnern ergeben hatten.

Nationalspieler Malte Delow ist zwar erst 22 Jahre alt, saugt aber bereits seit gut vier Jahren im Bundesligateam die Klub-DNA auf. »Das war erschreckend und auch respektlos in Bezug darauf, wofür wir hier eigentlich stehen wollen«, sagte der vielseitige Flügelspieler nach der Partie am Donnerstagabend. »Unser Slogan lautete: Mit Leib und Seele. Davon hat man heute aber gar nichts gesehen.«

Tatsächlich hatte Alba nur wenige Minuten bis zum 7:4 mitgehalten, ein 0:11-Lauf aber ließ zum wiederholten Mal in dieser Saison das eigene Spiel schnell zusammenbrechen. Die Berliner agierten zu brav und langsam in der Defensive; immer wieder bestrafte das israelische Spitzenteam das mit Dreipunktwürfen oder wunderschönen Kombinationen, die mit Dunkings abgeschlossen wurden, ohne dass ein Berliner seinen Gegner auch nur mal berührt hatte. Delow war am Sonntag von einer überraschenden Pleite mit dem Nationalteam aus Bulgarien heimgekehrt. »Man ist immer enttäuscht, wenn man verliert. Aber das heute war noch mal eine andere Nummer«, schimpfte er nun.

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Auch Nationalmannschaftskollege Jonas Mattisseck redete Klartext: »Wir sind in einer schweren Situation. Wenn wir dann auch noch Dinge vermissen lassen, die nichts mit Talent zu tun haben: schnell zurückrennen, hart verteidigen, Fouls nutzen. Dann ist es egal, wie wir Basketball spielen. Dann verlieren wir jedes Spiel hoch«, kochte der Spielmacher vor Wut über die eigene Leistung.

Dabei hatte diese Euroleague-Partie nach der Halbfinalniederlage im Pokal gegen Ulm vor knapp zwei Wochen der Startschuss in eine bessere zweite Saisonhälfte werden sollen. »Wenn man ein Halbfinale verliert, ist das hart. Danach waren alle erst mal für ein paar Tage getrennt, und es war wichtig, als Team wieder zusammenfinden«, berichtete Mattisseck von einer Aussprache Anfang der Woche: Es sei betont worden, dass sich jeder Einzelne für die Mannschaft aufopfere, sein Ego beiseitelege, den Ball weiterpasse, anstatt es allein zu versuchen. »Das werden wir in den nächsten Tagen mit Sicherheit wieder besprechen. Aber es hilft nichts, immer nur darüber zu reden. Man muss die Sachen dann auch umsetzen«, so Mattisseck.

Dafür scheint den Berliner Basketballern aber vor allem das in der Vergangenheit so selbstverständlich wirkende Selbstvertrauen zu fehlen, Spiele auch nach Rückschlägen wieder drehen zu können. Auch Mattisseck musste zugeben, dass man schnell verunsichert gewesen war, als Tel Aviv ein erstes Mal davongezogen war. »Dann will man keine Fehler machen, nicht wieder im direkten Duell geschlagen werden. Also gibst du dem Gegner mehr Platz, damit aber auch noch mehr Möglichkeiten, dich auszuspielen«, beschrieb der 24-Jährige das Dilemma. Kollege Delow drückte es gegenüber »nd« etwas drastischer aus: »Da brauchen die nur mal ein paar Würfe treffen und plötzlich hängt bei jedem von uns der Kopf runter. Niemand fightet mehr. Und das auch noch zu Hause vor den eigenen Fans. Das ist scheiße.«

Aus diesem Tal komme man nur gemeinsam heraus. Da waren sich nach dem Debakel alle einig. Also ab ins nächste Teammeeting, wieder an die Ehre appellieren, wieder zusammenfinden. »Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Ich weiß, das klingt wie eine dumme Phrase, aber genau so ist es«, sagte Malte Delow. »Alle Leute auf dem Feld müssen Energie geben, wir müssen mit Stolz spielen. Wir sind nun mal keine Mannschaft, die in der Euroleague mit purem Talent gewinnen kann.«

Das Problem bestehe auch in der Bundesliga, selbst wenn der frühere Serienmeister auf Tabellenplatz drei national noch recht gut dasteht. Im vergangenen Frühjahr folgte in ähnlicher Ausgangslage aber ein frühes Aus in den Playoffs, weil Alba der Intensität des späteren Titelträgers aus Ulm nichts entgegenzusetzen hatte. Zumindest erkennen die Berliner die Warnsignale diesmal früher.

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