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Playoffs: Pinguins Bremerhaven schreiben DEL-Geschichte
Ausgerechnet ein Berliner mit Dynamo-Vergangenheit führt Bremerhaven gegen die Eisbären zum ersten Hauptrundentitel. Folgt nun die Meisterschaft?
In der ausverkauften Arena am Ostbahnhof lieferten sich vor 14 200 Zuschauern die beiden bisher dominierenden Teams beim Showdown den erwarteten Schlagabtausch. Nur bei einem Sieg in regulärer Spielzeit hätten die Eisbären Berlin die mit zwei Punkten Vorsprung führenden Pinguins Bremerhaven von der Tabellenspitze der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) noch verdrängt. Die Berliner hatten seit dem 9. Spieltag 30-mal vorn gelegen, aber am 50. Spieltag mit dem 1:4 in Straubing die Führung eingebüßt. Bremerhaven nutzte die Gunst der Stunde und baute in dem zeitweilig hitzigen Duell mit dem 2:1 (0:0, 2:0, 0:1)-Sieg die Führung mit 107 Punkten sogar noch aus und feierte als erstmaliger Hauptrundensieger einen historischen Triumph in der Vereinsgeschichte.
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Hört man sich in Bremerhaven um, so spendet man dem 58-jährigen Cheftrainer Thomas Popiesch unisono nur Lob. Er sei der »Vater des Erfolgs« und habe über Jahre einen Spielstil implementiert, der zu den attraktivsten der Liga gehört. Dass er am Saisonende zum DEL2-Team Krefeld Pinguine wechselt, tut diesem Ruf keinen Abbruch. Der gebürtige Ostberliner mit Dynamo-Vergangenheit amtiert in Bremerhaven, als die in der DEL2 spielenden Fischtown Pinguins zur Saison 2016/2017 als Nachfolger der insolventen Hamburg Freezers eine Lizenz für die DEL erhielten. Er führte das Team immer in die Playoffs, aber noch nie ins Halbfinale. Nun greift er im achten Jahr als Cheftrainer mit dem Team erstmals zum Meistertitel.
Popieschs Vita ist eine deutsch-deutsche Geschichte von politischer Brisanz. Er begann in der Eishockey-Jugend des SC Dynamo Berlin. Doch als er 1982 mit 17 Jahren über die Grenze der damaligen CSSR in die Bundesrepublik flüchten wollte, scheiterte der Versuch. Er landete im Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen und wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Stasi-Gefängnis in Bautzen spielte Popiesch weiter Eishockey im Freizeitteam Spartakus Berlin – bis 1989. Über die geöffnete ungarische Grenze machte er sich erneut auf den Weg in die BRD – mit Erfolg. Nach wechselvoller Zeit als Spieler in neun Westvereinen schlug er 2006 die Trainerlaufbahn ein und coachte die ostdeutschen Vereine Lausitzer Füchse (bis 2009) und Dresdner Eislöwen in der 2. Bundesliga. In Dresden zu Silvester 2015 gekündigt, stand er im Januar 2016 wieder an der Bande – und prägte seitdem die Erfolgsära in Bremerhaven.
Als Tabellenerster genießen die Pinguins in allen Finalspielen der nach dem Modus »Best of seven« ausgetragenen Playoff-Runden Heimvorteil, gegebenenfalls auch im letzten Saisonspiel um den Meistertitel. Dass Bremerhaven auch im Direktduell mit dem Rekordmeister mit 3:1-Siegen vorn liegt, zeigt die gewachsene Stärke der Mannschaft, die die Reife hat, weiter Geschichte zu schreiben. In den letzten zehn Jahren sind die Hauptrundensieger immer Meister geworden. Spätestens am 30. April steht der 103. Deutsche Meister fest.
Bremerhavens Teammanager Alfred Prey, seit 32 Jahren Herz und Seele des Vereins, schwärmt: »Im Endeffekt haben wir in dieser Saison den Lohn für Kontinuität, Ausdauer, Bereitschaft, Mut, Wille zurückbezahlt bekommen.« Dass das Team mit dem kleinsten Etat von 4,5 Millionen Euro unter den 14 DEL-Klubs (Eisbären geschätzte 18 Millionen) eine so bemerkenswerte Rolle in der Eliteklasse spielt, erklärt er so: »Wir setzen auf eine maßvolle Personalpolitik und müssen aus finanziellen Gründen zurückhaltend auf dem Transfermarkt sein. Wir fischen dort nach Spielern, wo es andere eben nicht tun, vorwiegend in Ost- und Nordeuropa.« Das ist aber nur die halbe Wahrheit. In Bremerhaven schafft man es schneller als anderswo, dass ausländische Profis einen deutschen Pass erhalten. Somit hat Bremerhaven keine Probleme mit der auferlegten Selbstbeschränkung der Liga, dass pro Team nur neun Ausländer auf dem jeweiligen Spielberichtsbogen stehen dürfen und nur elf im Kader erlaubt sind.
Der härteste Rivale im Titelkampf für Bremerhaven sind die Eisbären. Die beiden können erst im Finale wieder aufeinandertreffen. Die Berliner haben sich nach der desaströsen Vorsaison, in der die Playoffs verpasst wurden, eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit 35 Siegen und einer Auswärtsdominanz mit 19 Siegen in 26 Spielen sowie der mit 181 Treffern erfolgreichsten Offensive der Liga nähren sie Hoffnungen auf den zehnten Meistertitel. Selbstbewusst sagt Kapitän Kai Wissmann: »Natürlich hätten wir die Hauptrunde gern als Tabellenführer abgeschlossen. Wir können mit der regulären Saison aber zufrieden sein. Nächsten Sonntag geht es mit den Playoffs bei null wieder los. Wir sind bereit.« Berlin und Bremerhaven treffen auf einen der beiden in maximal drei Spielen bis Mittwoch ermittelten Sieger von Mannheim (7.) – Nürnberg (10.) und Ingolstadt (9.) – Köln (8.).
Pre-Playoffs (best of three)
Ingolstadt – Köln
Mannheim – Nürnberg
Viertelfinale (best of seven)
Straubing – Schwenningen
Wolfsburg – München
Bremerhaven – Qualifikant 2
Berlin – Qualifikant 1
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