Linke wendet sich gegen Benachteiligung

Bundestagsgruppe will begrenzte Arbeitsmöglichkeiten nicht hinnehmen

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linke-Gruppe im Bundestag, Christian Görke, setzt sich in einem Brief an seine Kollegen in den anderen Fraktionen und Gruppen mit Ausnahme der AfD für eine gleichberechtigte Behandlung der Linken im Parlament ein. Zwar seien bestimmte Rechte laut Geschäftsordnung an den Fraktionsstatus gebunden, räumt Görke ein. Die Linke verlor diesen Status im Dezember 2023 mit der Abspaltung von zehn Abgeordneten um Sahra Wagenknecht. Dennoch gingen die Einschränkungen für die Linke-Gruppe »weit über die bisherige Praxis hinaus«, heißt es in dem Brief. Görke spricht von »kleinlichen Benachteiligungen«, die sachlich nicht begründbar seien und den Verdacht schürten, dass es der Bundestagsmehrheit nicht um den funktionierenden Parlamentsbetrieb gehe, sondern »um willkürliche politische Vorteilsnahme« zulasten der demokratischen Vielfalt.

Zu den kleinlichen Benachteiligungen gehört für Görke, dass die Linke-Gruppe in den hinteren Bereich des Plenarsaals ab Reihe sieben gesetzt wurde, »nahezu unsichtbar für das Plenum und die Öffentlichkeit« und ohne die üblichen Arbeitsmöglichkeiten für parlamentarische Geschäftsführer und Redner.

Im Beschluss des Bundestags über die Bildung der Linke-Gruppe waren dieser – wie auch der BSW-Gruppe – neben stark begrenzten Redezeiten nur wenige Anfragen an die Regierung und eigene Tagesordnungspunkte im Parlament zugestanden worden. Bei den Anfragen, zu deren Begrenzung eine Klage läuft, hatte der Ältestenrat dieser Tage entschieden, den Gruppen vorerst wieder das volle Fragerecht einzuräumen. Beobachter werten das als mögliches Zeichen dafür, in welche Richtung die entsprechende Verhandlung beim Bundesverfassungsgericht laufen könnte.

Die Linke wendet sich ebenfalls dagegen, dass ihre stark reduzierten Themen für die Tagesordnung des Bundestags auf Nebenzeiten nach 20 Uhr geschoben werden. In der sogenannten Kernzeit vormittags und am frühen Nachmittag, die für TV-Übertragungen von Interesse ist, darf Die Linke keine Themen mehr platzieren. Auch dagegen werden rechtliche Schritte geprüft. Über den Linke-Antrag zum Thema Schuldenbremse wird am Donnerstag dieser Woche erst am späten Nachmittag, wahrscheinlich sogar erst am Abend debattiert. Zudem müsse Die Linke ihre Themen mit drei Wochen Vorlauf anmelden, was ein Reagieren auf aktuelle Entwicklungen erschwere. Dagegen setzten die Fraktionen ihre Themen oft sehr kurzfristig auf die Tagesordnung. Görke verweist darauf, dass viele dieser Einschränkungen bei früheren Bundestagsgruppen nicht praktiziert wurden.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.