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Auch Schulkinder können Leben retten
In Deutschland beginnen im Notfall nur etwa 50 Prozent der Laien mit einer Reanimation
Bleibt das menschliche Gehirn ohne Sauerstoff, überlebt es nur drei bis fünf Minuten. Sauerstoffreiches Blut wird vom Herzen in den Kopf gepumpt. Bleibt das Herz stehen, was aus verschiedenen Gründen geschehen kann, zählt jede Sekunde. Es muss wieder in Gang gebracht werden, und eine Möglichkeit, die auch Laien sehr schnell lernen können, ist die Herzdruckmassage. Umso mehr Menschen damit vertraut sind, umso besser: Denn der Rettungswagen kommt in Deutschland im Schnitt erst neun Minuten nach dem Alarm.
Das ist die simple Ausgangslage, auf die der neue Aktionsplan Wiederbelebung hinweist. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung (GRC) und der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordern darin konkrete Maßnahmen, um die Laien-Reanimationsquote in Deutschland zu steigern. Unterstützt wird das Anliegen vom Aktionsbündnis Patientensicherheit, der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe und der Deutschen Herzstiftung.
Der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand erhalte derzeit in Deutschland nicht die gebotene Aufmerksamkeit, betonte aus diesem Anlass am Dienstag GRC-Vorstand Bernd Böttiger. Der Mediziner von der Uniklinik Kölln gilt als Spezialist für den plötzlichen Herztod – dieser sei die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Der vorherige plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand treffe hierzulande täglich etwa 200, im Jahr etwa 70 000 Menschen. In vielen Fällen sei dann das Überleben nicht möglich.
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Mit einer entsprechenden Laienhilfe könne man die Überlebensrate um das Dreifache steigern. Jedes Jahr könnten in Deutschland laut Böttiger so zusätzlich 10 000 Menschenleben gerettet werden. In anderen Ländern sei die Überlebensrate deutlich besser, EU-weit liege sie bei 18 Prozent, hierzulande nur bei etwa elf Prozent. Selbst mit den fortgeschrittenen Möglichkeiten der Intensivmedizin lässt sich nichts mehr retten, wenn die Hilfe zu spät kommt.
Zwar gebe es im Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung ein »Maßnahmepaket Wiederbelebung«, konkrete Maßnahmen fehlten allerdings bisher, so Böttiger. Gut orientieren könnte man sich an »Leuchttürmen« in der direkten Nachbarschaft. So steigerte etwa Dänemark die Laienanimationsquote von 20 Prozent im Jahr 2001 auf 70 Prozent im Jahr 2010. In diesem Zeitraum wurde die Ausbildung zur Herzdruckmassage verpflichtend an den Schulen. Für den Anästhesisten Böttiger ist das ein Beleg dafür, dass Laien – und auch Schulkinder – die Technik erlernen können. Noch höher war die Quote schon 2023 etwa in den Niederlanden und in Norwegen, sie lag dort bei knapp 80 Prozent. In Deutschland werden etwa 50 Prozent erreicht.
Um mit dem Anliegen in Schulen voranzukommen, fragte der GRC schon vor zehn Jahren bei der Kultusministerkonferenz an. Entsprechend einer WHO-Empfehlung wurde vorgeschlagen, ab der 7. Klasse zwei Unterrichtsstunden pro Jahr zum Thema im Lehrplan unterzubringen. Geschafft hat das bis jetzt nur das Saarland.
Im Aktionsplan geht es auch um automatisierte externe Defibrillatoren. Damit wird dem Herzen ein Elektroschock versetzt, und nach ein oder zwei Sekunden fängt es von selbst wieder an zu schlagen beziehungsweise kehrt in einen gesunden Rhythmus zurück. Die »Defis« sind im Prinzip von Laien sofort bedienbar, aber auch Fachleute empfehlen, dass sie das schon einmal gemacht haben sollten.
Auf keinen Fall sollte man nach Feststellen eines Notfalls und dem Notruf irgendwo hinlaufen, um einen Defibrillator zu holen. Unverzüglich sei bei Atemstillstand und fehlender Ansprechbarkeit mit der Druckmassage zu beginnen. Nur wenn mehrere Helfer da seien, könnte einer das Gerät holen. Bei der Reanimation sollten sie sich nach zwei Minuten abwechseln, weil die Kraft der Helfenden schnell nachlässt.
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