Werbung

Baldiges Ende für Tarifflucht mit öffentlichen Geldern?

Noch im Frühjahr soll das Tariftreue-Gesetz parlamentarisch beraten werden

  • Felix Sassmannshausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vorbereitungen für das Tariftreue-Gesetz befinden sich auf den letzten Metern. Noch im Frühjahr soll ein Entwurf in die parlamentarische Beratung gehen, wie es aus dem Wirtschaftsministerium auf nd-Anfrage heißt. Mit dem Gesetz wird die Vergabe von öffentlichen Aufträgen durch den Bund an die Einhaltung von Tarifverträgen gekoppelt.

Das Gesetzesvorhaben soll auch die Tarifbindung in Deutschland stärken. Sie befindet sich seit Jahrzehnten im Abwärtstrend. Nur noch etwa die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in tariflich geregelten Jobs – verteilt auf bloß ein Viertel aller Betriebe. Insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen im Osten ist deren Zahl gering.

Dass das von der Regierung anvisierte Gesetz daran in der Fläche etwas ändert, ist nicht gesichert. Denn einerseits sieht der derzeitige Entwurf vor, dass eine Prüfung des jeweils geltenden Tarifvertrages beantragt werden muss. Voraussetzung ist also, dass es in dem jeweiligen Betrieb eine Gewerkschaft gibt, die den Antrag stellt.

Hinzu kommt, dass bislang unklar ist, welche Aufträge überhaupt unter die Regelung fallen sollen. Laut ersten Eckpunkten von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), die er im Sommer vergangenen Jahres vorstellte, sollte sie bereits für öffentliche Aufträge ab 10 000 Euro gelten.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Auch kleine und mittlere Auftragnehmer könnten sich dann nicht um öffentliche Gelder bemühen, wenn sie nicht tarifgebunden sind. »Das wäre ein wichtiges ordnungspolitisches Signal«, sagte Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Doch von der ursprünglichen Zahl scheint sich der aktuelle Planungsstand entfernt zu haben. So hatte die DGB-Chefin Ende Januar erklärt, dass es gut wäre, wenn Aufträge ab 50 000 Euro unter die Regelung fielen. Auf nd-Nachfrage dazu, wie die Differenz zustande kommt, hieß es aus dem DGB, der Gewerkschaftsbund setze sich für eine möglichst niedrige Grenze ein. Die Zahl, die Fahimi genannt hatte, sei lediglich exemplarisch gewesen.

Möglich ist aber auch, dass es sich um einen Kompromissvorschlag handelt, der den Unternehmensverbänden entgegenkommen soll. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hatte den Reformvorschlag als verfassungswidrig kritisiert, weil der Staat in die vom Grundgesetz geschützte Tarifautonomie intervenieren würde.

Dagegen befürworten zwei Drittel der Beschäftigten ein Eingreifen des Staates, um die Tarifbindung zu erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, die im Auftrag des DGB durchgeführt wurde.

Allein im Jahr 2021 hatte die Bundesregierung Aufträge im Wert von rund 23 Milliarden Euro vergeben, wie aus Zahlen des Wirtschaftsministeriums hervorgeht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.