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Bibiane Schulze Solano: Über Bilbao ins DFB-Team

Die 25-Jährige ist der Überraschungsgast bei den deutschen Fußballerinnen

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
In Bilbao eine feste Größe: Bibiane Schulze Solano (r.) gegen Real Madrids Claudia Zornoza
In Bilbao eine feste Größe: Bibiane Schulze Solano (r.) gegen Real Madrids Claudia Zornoza

Bibiane Schulze Solano schien einigermaßen schwer zu schleppen, als sie ihren Koffer über die Treppe des Parkhotels Hagenberg im Mühlkreis wuchtete. Es folgten erste Umarmungen mit ihren neuen Mitspielerinnen: Dass sie am Ostermontag in die Marktgemeinde in Oberösterreich reisen konnte, um sich mit den Frauen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf die ersten Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2025 vorzubereiten, empfindet die Newcomerin der deutschen Fußballerinnen nach eigenem Bekunden als eine Ehre. In Linz geht es am Freitag erst gegen Österreich, vier Tage später sind in Aachen die Isländerinnen zu Gast.

»Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Wenn man mich vor zehn Jahren gefragt hätte, ob ich für die deutsche Nationalmannschaft nominiert werde, hätte ich das nicht geglaubt«, sagt die 25-Jährige. Für Horst Hrubesch ist die Nominierung der Verteidigerin von Athletic Bilbao der Beweis, »dass wir über den Tellerrand gucken«. Man halte auch im Ausland stets die Augen offen, versichert der Bundestrainer. Die Deutsch-Spanierin sei eine »interessante Abwehrspielerin, die schon länger auf unserem Zettel stand«.

Wechsel als Politikum

Aufgewachsen im hessischen Bad Soden, ausgebildet beim 1. FFC Frankfurt – aber dann vor fünf Jahren aus dem Blickfeld verschwunden. »Ich habe ja alle Kategorien beim FFC durchgespielt, aber für mich war der Schritt nach Bilbao wichtig, weil er mir geholfen hat, mich weiterzuentwickeln«, erzählt Schulze Solano. Zunächst wurde ihr Wechsel 2019 ins Baskenland – der Heimat ihrer Mutter – fast zum Politikum. Denn sie galt den Traditionalisten aus dem Umfeld des Klubs anfangs als nicht baskisch genug. Der Taufschein und der Stammbaum wurden bemüht, Fotos aus Kindertagen mit dem Athletic-Trikot vorgezeigt, um für »Bibi« in der autonomen Region die Spielerlaubnis zu erlangen. Rückblickend sei Bilbao für sie der beste Bildungsort gewesen, erklärt sie heute. »Was ich am meisten in Spanien gelernt habe, waren die Details in der Technik. Und natürlich die Erfahrung im Ausland zu sein. Da wächst man persönlich dran.«

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Hrubesch überschüttete sie noch vor dem ersten Training auf der Sportanlage des ASV Hagenberg mit Lob: »Sie bringt alles mit, was wir brauchen: Sie hat eine gute Körpergröße, ein gutes Zweikampfverhalten, sie spielt körperbetont und hat ein gutes Passspiel – was jetzt nicht verwundert in Spanien.« Aus ihrer sportlichen Wahlheimat hätte auch eine ständige werden können. Zweimal wurde die 1,74 Meter große Defensivallrounderin unter dem nach dem WM-Titel 2023 abgelösten Nationaltrainer Jorge Vilda zu Lehrgängen des spanischen Nationalteams eingeladen, kam aber aufgrund von Verletzungen nicht zum Einsatz. Bei einem Mitwirken in der EM-Qualifikation für Deutschland wäre sie für den DFB festgespielt.

Begeisterter Bundestrainer

Horst Hrubesch lässt noch offen, wie er damit verfährt, ist von seiner Entdeckung aber begeistert. Sie könne »auch vor der Abwehr spielen und links oder rechts, aber vor allen Dingen zentral. Dazu kommt, dass sie ein Linksfuß ist.« Für den Spielaufbau sind das gute Voraussetzungen. In ihrer Frankfurter Zeit kam Schulze Solano nur auf sieben Bundesligaeinsätze. Ihr inzwischen an der University of Vermont kickender Bruder Adrian Schulze Solano stand bis 2021 beim Regionalligisten FSV Frankfurt unter Vertrag.

Ihre Nominierung für das Nationalteam ist auch dem verletzungsbedingten Ausfall von Marina Hegering geschuldet. Die 33-Jährige Abwehrchefin gilt zudem als Kandidatin, die nach dem Turnier bei den Olympischen Spielen in diesem Sommer ihren Rücktritt erklären könnte, da sie immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen hat. Hegerings Vertreterin Sara Doorsoun ist mit 32 Jahren auch nicht mehr die Jüngste. Und Sophia Kleinherne schenkt der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt so wenig Vertrauen, dass er die 23-Jährige jetzt erneut nur auf Abruf nominiert hat, obwohl sie bei Eintracht Frankfurt als Leistungsträgerin gilt. Aus der Berufung von Bibiane Schulze Solano könnte also schnell mehr als nur ein kurzer Traum werden.

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