Pistorius und die Bundeswehr: Das Diktat des Militärischen

Wolfgang Hübner über die Pläne zum Umbau der Bundeswehr

Boris Pistorius (SPD, r), Bundesverteidigungsminister, hält auf dem Gelände eines geplanten Bundeswehrstandorts eine Deutschlandfahne.
Boris Pistorius (SPD, r), Bundesverteidigungsminister, hält auf dem Gelände eines geplanten Bundeswehrstandorts eine Deutschlandfahne.

Was Verteidigungsminister Boris Pistorius am Donnerstag verkündete, ist weit mehr als eine bürokratische Neuordnung der Bundeswehr. Er gab die Anweisung – oder wie er stramm formulierte: den Marschbefehl – selbst aus, als er im letzten Herbst vom Ziel sprach, die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen. Seither wurde diese unsägliche Vokabel zum Maßstab, dem sich alles unterzuordnen hat.

Es könnte ziemlich egal sein, wie die Teile der Bundeswehr organisatorisch zueinander in Beziehung gesetzt werden und wer wem was zu sagen hat. Wenn sich diese Neuordnung nicht in einem dramatischen Umfeld abspielen würde: Die internationalen Konflikte spitzen sich zu; beim Nato-Jubiläum sprach der britische Verteidigungsminister von einer Vorkriegswelt, an deren Zustandekommen das größte Militärbündnis nach seiner Lesart natürlich keinen Anteil hat.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Die deutschen Militärausgaben haben sich seit 2015 fast verdoppelt. Zwei Prozent Militärkosten, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, mag manchem nicht viel klingen. Aber es sind gut 16 Prozent des Bundeshaushalts; der Finanzminister stellt weitere Milliarden in Aussicht, zulasten des Sozialbereichs. Die EU baut eine Eingreiftruppe auf, über eine EU-Armee wird diskutiert. Und die Rüstungsindustrie verdient sich dumm und dämlich. Keine Waffen in Kriegsgebiete? Das war einmal, wenn es denn jemals ernsthaft galt.

Wenn wir so weitermachen, reden wir bald nicht mehr über das Primat des Militärischen, das man schon beobachten kann, sondern über dessen Diktat. Ist es erstaunlich, dass man dafür keine CDU-Regierung braucht, sondern es von SPD und Grünen erledigen lassen kann? Wie sagte einst ein sozialdemokratischer Minister: »Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht!«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -