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Israel-Rückzug aus Südgaza: Geschrumpfte Kriegsziele
Oliver Eberhardt über den Abruf der IDF-Bodentruppen aus Khan Junis
Nein, der Krieg im Gazastreifen ist nicht vorbei. Zwar hat Israels Militär genau sechs Monate nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 seine Truppen zum Großteil abgezogen. Aber die bis zu 12 000 Soldaten, die bleiben, riegeln den Süden hermetisch vom Norden ab. Weit über eine Million Menschen ist also weiterhin im Süden gefangen. Wo die Offensive auf Rafah jederzeit beginnen kann, denn auch sie ist nicht vom Tisch.
Die israelischen Ziele sind nun auf ein Minimum geschrumpft: Auf die Hoffnung, die militärische Infrastruktur der Hamas so weit zerstört zu haben, dass sie möglichst lange keinen Angriff auf Israel mehr starten kann. Dass sie wieder die Kontrolle übernehmen wird, scheint unausweichlich zu sein. Denn auch die palästinensische Regierung, die arabischen Führungen und der Westen geben ein schlechtes Bild ab. Es gibt immer noch keinen Lösungsansatz, der sicherstellen könnte, dass die Menschen im Gazastreifen in Zukunft ein normales und die Israelis ein sicheres Leben führen können. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es vor allem darum geht, die Sache möglichst schnell aus den Schlagzeilen zu bekommen, bevor sie einen möglicherweise die Wahl kostet.
Den Krieg zu beenden ist eine Sache. Die Zeit danach wird um ein Vielfaches herausfordernder: Der Gazastreifen muss wieder aufgebaut werden. Und gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die Hamas nicht erneut aufrüsten kann. Wahrscheinlich werden Israel und Ägypten deshalb ihre Blockade noch lange aufrechterhalten, wird in einigen Jahren der nächste Krieg beginnen. Um das zu verhindern, müssen endlich die wirklichen diplomatischen Anstrengungen beginnen. Denn der Kampf um die Zukunft kann im Nahen Osten nur gewonnen werden, wenn alle an einem Strang ziehen.
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