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Israel: Verpuffter Vergeltungsschlag
Irans massiver Luftangriff auf Israel verbreitet Angst und ist militärisch ein Misserfolg
Unmittelbar, nachdem bekannt geworden war, dass der seit Tagen erwartete Angriff begonnen hatte, verbreiteten die westlichen Nachrichtenagenturen in der Nacht zum Sonntag ein Bild: Darauf ein Mann in einer Menschenmenge, der augenscheinlich begeistert den Militärschlag feiert. Die Menschen im Iran begrüßten den Militärschlag als Vergeltung für den Tod zweier Kommandeure bei einem Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus, berichteten iranische Medien.
Doch die Realität sah anders aus: Es gebe keine Freudenfeiern, keine Kriegslust, das berichten alle Kontakte in der islamischen Republik übereinstimmend, und viele schreiben, dass man weiß Gott andere Probleme habe als Israel.
Israel fängt alle Geschosse ab
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Am Ende waren die Revolutionsgarden düpiert: Die 170 Drohnen, mehr als 30 Marschflugkörper und 120 ballistischen Raketen versetzten zwar während ihres fast 1800 Kilometer langen Flugs die Menschen im Irak und in Jordanien in Angst und Schrecken und sorgten dafür, dass die Lufträume geschlossen wurden. Aber nahezu alle Geschosse wurden abgefangen, bevor sie Israel überhaupt erreichten. Einige Raketen seien im Westjordanland und auf einer Militärbasis in der Nähe von Tel Aviv niedergegangen, sagt das israelische Militär. Aber größere Schäden habe es nicht gegeben.
»Als das alles anfing, habe ich Angst bekommen, mich an 1991 erinnert«, sagt der 86-jährige Israelin Menachem Kristal. Damals hatte der Irak über einen Monat hinweg 42 Scud-Raketen auf Tel Aviv und Haifa abgefeuert. Viele davon schlugen mitten in den Städten ein. Und immer war die Angst da, dass diese Raketen mit Giftgas bestückt sein könnten. »Das vergisst man nicht«, sagt Kristal: »Aber das hier, das war völlig anders.«
Israels neue Partnerschaften helfen
Und das liegt auch an den Partnerschaften, die Israel seitdem geschlossen hat: Natürlich halfen wie erwartet die im Nahen Osten stationierten Truppen aus den USA, Großbritannien und Frankreich aus. Aber auch das jordanische Militär schoss eine ganze Reihe der Geschosse ab. Saudi-Arabiens Regierung äußert sich zwar nicht offiziell. Aber auch ihr Militär soll einige der aus dem Jemen abgefeuerten Raketen abgefangen haben.
Das wiederum zeigt deutlich, wie schwierig Israels Lage durch den Gaza-Krieg geworden ist. Das Vorgehen im Gazastreifen versetzt die Menschen überall auf der Welt und vor allem im Nahen Osten in Aufruhr und damit Regierungen unter Druck. Und Israel braucht die Unterstützung dieser Staaten dringend.
Auf der anderen Seite ließ der Angriff auch einen Blick auf den tatsächlichen Zustand der Allianzen zwischen den iranischen Revolutionsgarden und den von ihr militärisch und finanziell unterstützten Milizen zu: Die Beteiligung am Angriff war sehr viel geringer als erwartet, vor allem die libanesische Hisbollah hielt sich weiterhin zurück.
Iranische Führung und Volk haben sich entfremdet
Vor allem aber zeigte sich, wie stark die Entfremdung zwischen der Bevölkerung und der militärischen und politischen Führung des Iran nun ist: Man schaffte es nicht einmal, eine jener Massendemonstrationen zu inszenieren, mit denen man in den Jahrzehnten seit der Revolution immer wieder versuchte, international den Eindruck eines gesamtgesellschaftlichen revolutionären Projekts zu vermitteln.
Wie die Öffentlichkeit zu den Revolutionsgarden steht, zeigte sich beispielsweise vor einer Woche vor dem Fußballspiel Esteghlal Teheran gegen Mes Rafsandschan: Während einer Schweigeminute für die in Damaskus getöteten Revolutionsgardisten taten die Fans mit einer Mischung aus Buhrufen und sehr derben Flüchen kund, was sie von den Verstorbenen halten – kein Einzelfall: Mittlerweile fordern Parlamentarier und Regierungsvertreter den Zugang zu Fußballstadien einzuschränken.
Gefahr der Eskalation ist hoch
Nun jedoch wird vor allem darauf gewartet, ob und wie Israels Regierung auf den Angriff reagieren wird. Es war das erste Mal überhaupt, dass der jüdische Staat von iranischem Boden aus angegriffen wurde, trotz der mehr als 40-jährigen oft extremen anti-israelischen Rhetorik aus Teheran. »Wir werden denen weh tun, die uns weh tun«, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstagabend in einer Ansprache. Doch die internationale Gemeinschaft und auch die israelische Militärführung fordern Besonnenheit. Denn die Gefahr einer Eskalation zusätzlich zum Gaza-Krieg ist schon jetzt an der Grenze zum Libanon extrem hoch.
Und die Revolutionsgarden haben ein Ass im Ärmel, mit dem sie dem Westen großen Schaden zufügen können: Sie haben die Kontrolle über die Straße von Hormus, einer Meerenge zwischen Persischem Golf und Indischem Ozean. Ein Großteil der Öltransporte zur See muss hier hindurch.
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