Umfrage unter Lehrern: Schulbarometer sieht viel Gewalt

Lehrkräfte sehen dringenden Handlungsbedarf

Polizeiautos und ein Krankenwagen nahe einer Schule in Cuxhaven. Gewaltvorfälle erhöhen Stress und das Burnout-Risiko von Lehrkräften deutlich.
Polizeiautos und ein Krankenwagen nahe einer Schule in Cuxhaven. Gewaltvorfälle erhöhen Stress und das Burnout-Risiko von Lehrkräften deutlich.

Gewalt ist an den Schulen offenbar zu einem ernsthaften Problem geworden. Fast die Hälfte der Lehrkräfte beobachtet körperliche oder psychische Gewalt an ihrer Einrichtung. Das geht aus dem Deutschen Schulbarometer hervor, einer Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung, die am Mittwoch in Stuttgart veröffentlicht wurde. Rund ein Drittel der Lehrkräfte erlebt das Verhalten der Schüler als problematisch.

Herausfordernde soziale Situationen an den Schulen führen offenbar dazu, dass der Stress und das Burnout-Risiko von Lehrkräften deutlich erhöht ist. So gab mit 36 Prozent mehr als ein Drittel der Befragten an, sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft zu fühlen. Das gelte vor allem für jüngere und weibliche Lehrkräfte sowie für Grundschullehrerinnen und -lehrer.

Vor allem fehlt es an personeller Unterstützung. 41 Prozent der Befragten sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Es müssen mehr Pädagogen eingestellt werden. Vor allem an Schulen, an denen es häufiger zu Gewalt kommt, wird die Unterstützung als unzureichend angesehen. Hier gab nur jede zweite Lehrkraft an, dass die Angebote ausreichten. Auch fehlt es der Umfrage zufolge an jeder dritten Einrichtung an Investitionen in marode Schulgebäude und in die technische und digitale Ausstattung.

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»Wir sehen in den Ergebnissen die Momentaufnahme eines kranken Systems«, erklärte Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert-Bosch-Stiftung. Lehrkräfte müssten seit langer Zeit »die Folgen des massiven Personalmangels ausgleichen und immer neue Belastungen bewältigen«. Dies führe dazu, dass bereits Berufseinsteiger den Schuldienst gar nicht erst anträten oder schnell wieder verlassen wollten.

»Die Desillusionierung greift hart um sich«, meint auch der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Tomi Neckov. »Allerorten erleben wir eine ausgeprägte Ambivalenz. Auf der einen Seite sind die Lehrkräfte hoch motiviert und wollen für ihre Schülerinnen und Schüler alles geben. Auf der anderen Seite sind sie demotiviert, weil zu wenig Personal auf marode Schulbauten und fehlende digitale Infrastruktur trifft.« Trotz der Belastung gab aber eine Mehrheit der Befragten an, mit ihrer Arbeit überwiegend zufrieden zu sein.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) formulierte einen Handlungsbedarf. »Wir brauchen mehr Geld für Bildung, mehr Entlastung für Lehrkräfte und mehr psychosoziale Begleitung für Lernende«, sagte Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender der GEW. Mit Agenturen

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