FDJ-Hochschule Bogensee: Trauer um das abgerissene Generalshotel

Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg erhofft nun die Rettung der FDJ-Hochschule am Bogensee

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Die einstige Jugendhochschule der FDJ am Bogensee soll nicht das gleiche Schicksal erleiden wie das denkmalgeschützte Generalshotel am Flughafen Schönefeld, findet Landeskonservator Thomas Drachenberg. Der Abriss des Hotels konnte nicht verhindert werden. Drachenberg sagte am Freitag, wenn die Gebäude in Bogensee auch abgerissen werden und das Gelände anschließend renaturiert wird, wäre das eine Katastrophe. »Man kann die Geschichte nicht so einfach renaturieren.« Vielmehr gelte es, einen Weg zu finden, »wie wir diese Anlage für unsere Gesellschaft nutzen können«.

Neben der alten Jugendhochschule ist auch das ehemalige Landhaus von Nazi-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am Bogensee ein Thema für den Denkmalschutz. Drachenberg bezog sich auf den Brief des Berliner Finanzsenats, der das ihm gehörende, auf brandenburgischem Territorium liegende Bogensee-Gelände an das Land Brandenburg oder den Bund verschenken möchte. Andernfalls würde, da Berlin eine Nutzungsvariante nicht gefunden habe, nur der Abriss bleiben.

Die alte FDJ-Hochschule sei eine »riesige Baumasse«, sei »die Stalin-Allee oder die Karl-Marx-Allee im Quadrat«, sagte Drachenberg. 1946 zog die FDJ-Hochschule provisorisch in Goebbels Landhaus. Ab 1951 wurde die Hochschule unter dem Namen »Wilhelm Pieck« in einem Neubau fortgeführt. Dieser wurde unter der Federführung des bekannten Architekten Hermann Henselmann im Stil des Sozialistischen Klassismus errichtet.

Drachenberg zufolge wird derzeit eine Nutzungsstudie erarbeitet. Barnim-Landrat Daniel Kurth (SPD) und der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert (parteilos) machen sich für den Erhalt stark, haben das Sammeln von Unterschriften eingeleitet. »Ich bin nicht ohne Hoffnung«, sagt Drachenberg aus diesem Grunde.

Dass der Kampf um den Erhalt des sogenannten Generalshotels am Flughafen in Schönefeld trotz einer eindrucksvollen Protestbewegung vergeblich war, ist eine schmerzliche Erfahrung für den Fachmann. »Ich habe meine Trauerarbeit dazu geleistet.« Er kritisierte den Bund, der sich nicht beirren ließ und am 2011 verfügten Abriss jetzt noch festhielt, wo es nicht mehr nötig gewesen wäre. In dem Gebäude hatte die DDR ankommende und abreisende Staatsgäste abgefertigt.

Ein wachsender Arbeitsschwerpunkt der Denkmalbehörde ist seit einigen Jahren die sogenannte Ostmoderne. Dabei gehe es ihm nicht »um die Verklärung der DDR«, sagte Drachenberg. Seine Mitarbeiterin Christine Onnen, verantwortlich für Dokumentation, Gutachten und Prüfungen, sprach von einer »wertschätzenden Befassung mit diesem Thema«. Vor allem im Bereich der baubezogenen Kunst habe die DDR viel Gutes und Interessantes hervorgebracht. Nach Schwedt und Eisenhüttenstadt würden nun die einstigen Bezirksstädte Frankfurt (Oder), Cottbus und Potsdam in den Blick genommen.

Man sei auch daran gewöhnt, »nicht gelobt zu werden«, sagte Drachenberg bezogen auf die Entscheidung, dass Potsdamer Glockenspiel samt seinen rechtsradikalen Einprägungen unter Denkmalschutz zu stellen. »Dafür haben wir viel Prügel bezogen.«

Der Ausstieg des Lausitzer Reviers aus der Braunkohle eröffnet dem Denkmalschutz ein weiteres Arbeitsfeld. Laut Onnen wurde die betroffene Region schon beschrieben, kartografiert und untersucht. Rund 150 Objekte werden auf ihren Denkmalwert hin geprüft. Die Einordnung werde »mit Respekt vor der Geschichte« erfolgen. Das sei eine Form, den Strukturwandel zu begleiten. Dass Zeugnisse der Arbeitswelt einen Denkmalwert zugesprochen bekommen können, hätte man sich vor 50 Jahren in Westdeutschland überhaupt nicht vorstellen können, ergänzte sie. Laut Drachenberg habe die Gesellschaft aus dem ersten Strukturwandel vor 30 Jahren gelernt. Damals seien bei den Abrissverfügungen die Menschen oft nicht mitgenommen worden, ihre Erfahrungen hätten bei den Umgestaltungen oft keine Rolle gespielt. »Das ist inzwischen anders.«

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