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Alba Berlin vor BBL-Playoffstart: Keinen Gegner unterschätzen
Alba Berlins Basketballer wollen in den BBL-Playoffs aus alten Fehlern lernen
Malte Delow hatte zwar gewusst, dass sein ehemaliger Coach am Dienstag in Alba Berlins Trainingshalle auftauchen würde. Ein kindliches Lächeln der Freude, das sich übers ganze Gesicht des Basketball-Nationalspielers zog, konnte er dennoch nicht unter Kontrolle bringen, als Aito García Reneses dann plötzlich wahrhaftig vor ihm stand. Ein bisschen kleiner wirkte der Spanier, ein bisschen älter, ein bisschen gebrechlicher, seit er seinen Trainerjob in Berlin vor drei Jahren aufgegeben hatte. Kein Wunder: Auch wenn der 77-Jährige in Barcelona seinen Ruhestand genießt, geht die Zeit an ihm nicht spurlos vorbei. Die Spieler schienen davon kaum Notiz zu nehmen. Ganz im Gegenteil, ihre Augen strahlten. »Das bringt sehr gute Erinnerungen zurück. Er war ein sehr wichtiger Trainer in meiner Karriere«, sagte Flügelspieler Delow, den Aito aus Albas Jugend zu den Profis geholt hatte. »Ich habe ihm viel zu verdanken, und ich hoffe, er kann uns auch jetzt helfen.«
Albas Klubführung ist gelungen, was sie mit dem Besuch des alten Meisters erreichen wollten: ein kleines Stimmungshoch zum Start des Playoff-Viertelfinales in der Basketball-Bundesliga (BBL). Am Freitag und Sonntag beginnt die Best-of-Five-Serie mit zwei Heimspielen für die Berliner, die die Hauptrunde auf Rang zwei beendet hatten, obwohl sie in einer Saison voller Umbrüche und Verletzungsmiseren viel angreifbarer gewirkt hatten als in den Jahren zuvor.
Bei Gegner Bonn sah es jedoch noch schlimmer aus. Das ganze Team musste nach dem Champions-League-Sieg im vergangenen Jahr ausgetauscht werden. Auch der Trainer war dem Ruf des Geldes in die Fremde gefolgt. Platz sieben nach der Hauptrunde ist somit als Erfolg zu werten, und die immer besser zusammenwachsenden Bonner dürften hoffen, jetzt die Rolle des unterschätzten Spätstarters einzunehmen, die Ulm 2023 sensationell zur ersten Meisterschaft geführt hatte.
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Erstes Opfer der Ulmer war damals im Viertelfinale Alba Berlin gewesen. »Man hat das noch im Hinterkopf: Dieses blöde Gefühl, zu Hause auf der Couch zu liegen und alle anderen spielen noch um den Titel. Das wollen wir auf keinen Fall wiederholen«, bekräftigte Delow, dass man keinen Gegner mehr unterschätzen werde. »Es war damals mental schwierig, weil wir Ulm zuvor zweimal geschlagen hatten. Da erwartet man einfach nicht, plötzlich gegen das beste Team der Liga zu spielen. Aber so ist das in den Playoffs. Man muss dafür bereit sein, dass der Gegner seinen besten Basketball spielt.«
Den Nimbus der Unbesiegbarkeit sind die Berliner ohnehin längst los. Das liegt nicht nur am Viertelfinal-Aus im letzten Jahr. Danach verließen Alba viele langjährige Leistungsträger. Ein Neuaufbau mit jungen Talenten wurde eingeläutet, und die kamen speziell in der Euroleague häufig unter die Räder. »Wir hatten eine Saison, die einen auseinanderreißen kann. Uns hat sie aber eher zusammengeschweißt«, behauptete Delow. »Das hat sich am Ende zumindest in der BBL ausgezahlt. Wir gehen mit ein paar Erfolgserlebnissen im Rücken in diese Playoffs.«
Tatsächlich haben die Berliner acht ihrer letzten zehn Spiele gewonnen, seitdem sie unter der Woche keine Euroleague-Spiele mehr absolvieren mussten. Eine der Niederlagen kam gegen den haushohen Titelfavoriten Bayern München zustande, und selbst der wurde wenige Tage später im Rückspiel besiegt. »Manchmal verlieren wir zwar immer noch das erste Viertel klar. Doch dann lassen wir uns nicht mehr hängen. Wir kämpfen uns immer wieder heran und erarbeiten uns noch Siegchancen. So etwas geht nur über gute Teamleistungen«, fasste Spielmacher Jonas Mattisseck die zweite Hälfte dieser Spielzeit zusammen.
Der Jungnationalspieler muss nun selbst mehr Verantwortung übernehmen, seitdem klar ist, dass beide etatmäßigen Point Guards Matteo Spagnolo und Žiga Samar verletzt den Rest der Saison verpassen werden. Auch Gabriele Procida, in der Euroleguae kürzlich zum besten Aufsteiger des Jahres gewählt, fällt aus. Ob Nationalspieler Louis Olinde, den Schmerzen an der Achillessehne plagen, am Freitag spielen kann, ist auch noch unklar. Dennoch gibt sich Mattisseck optimistisch: »Ich glaube, bei uns ist immer alles möglich. Wir sind schließlich in drei der letzten vier Jahre Meister geworden. Wir haben einen extrem hohen Anspruch an uns selbst.«
Dabei erkennt auch der 24-Jährige, dass das Niveau in der Liga noch nie so hoch war wie jetzt. »Mit Chemnitz, Ulm und Würzburg haben wir noch mehr Teams, die wirklich stark spielen. Dass wir trotzdem Platz zwei sichern konnten, damit können wir sehr zufrieden sein.« Die letztjährige Naivität zu glauben, dass es in den Playoffs schon irgendwie laufen wird, sei aber abgelegt.
Das dürfte sein Trainer Israel González gerne hören. Besonders seit dem vergangenen Jahr wisse man schließlich, »wie schwierig es mittlerweile ist, allein die erste Runde zu überstehen«, sagte der Spanier, der 2021 das Zepter von Aito übernommen hatte. Auch er freute sich in dieser Woche, seinen ehemaligen Mentor in der Halle umarmen zu können. »Es ist immer gut, wenn jemand mit seinem Wissen zu mir und den Spielern spricht. Jeder hört auf ihn. Das ist ein echtes Upgrade für uns«, sagte González gegenüber »nd«.
Auch er werde natürlich Aito an den Lippen hängen und keinesfalls den neuen Cheftrainer raushängen lassen. »Er gab mir ja in den vergangenen Jahren regelmäßig Ratschläge, die ich immer wieder gern angenommen habe«, berichtete Albas Trainer. Große Meinungsverschiedenheiten seien ohnehin kaum zu erwarten. »Wir sind uns fast immer einig. Das war schon so, als er mein Chef war.«
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