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Seitenwechsel: Vom Gewerkschaftsboss zum Banker
Laurent Berger war Generalsekretär von Frankreichs mitgliederstärksten Gewerkschaft. Jetzt arbeitet er bei der Genossenschaftsbank Crédit Mutuel
Der Vorgang lief ein wenig unter dem Radar: Einer der einflussreichsten europäischen Gewerkschaftsfunktionäre hat die Seiten gewechselt. Wie die »Börsen-Zeitung« am Montag berichtete, baut der frühere Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes und Ex-Generalsekretär der mitgliederstärksten französischen Gewerkschaft CFDT seit einem Monat das »Expertisezentrum für Klima- und Umweltschutz und gesellschaftsrelevante Themen« bei der Genossenschaftsbank Crédit Mutuel auf.
Über die Gründe für den in Frankreich eher ungewöhnlichen Wechsel gibt es viele Mutmaßungen. Kritiker sagen, der 55-Jährige wolle noch einmal richtig absahnen. Sie sehen in ihm einen Wendehals. Crédit Mutuel ist immerhin das neuntgrößte Geldinstitut der Euro-Zone. Der von Berger geleitete Bereich versteht sich als Keimzelle für die Transformation der Bank in Richtung Klimaneutralität.
Der Sohn einer Kinderpflegerin und eines Werftarbeiters wuchs in der Nähe der westfranzösischen Großstadt Nantes auf. Er studierte Geschichte und arbeitete danach zunächst für die christliche Arbeiterjugend und als Vertretungslehrer an allgemeinbildenden Schulen. Ab 1996 begann sein stetiger Aufstieg in der CFDT, an deren Spitze er ab 2012 stand. Seinen Rückzug als Generalsekretär hatte er schon im April 2023 formal angekündigt und im Juni vollzogen. Damals wurden ihm Ambitionen auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl nachgesagt, was er aber dementierte. Kürzlich hat er mit dem Soziologen Jean Viard das Buch »Für eine Gesellschaft der Kompromisse« veröffentlicht. Auch künftig wolle er »bürgerlich-engagiert« bleiben und in öffentliche Debatten eingreifen, sagte er »Le Monde«.
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