Hälfte der Alleinerziehenden lebt in Armut

Familienbericht zeigt Zuversicht bei Brandenburger Familien – aber auch Schwierigkeiten

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 2 Min.

Der am Donnerstag von Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) vorgelegte brandenburgische Familienbericht zieht eine überraschend positive Bilanz: »Brandenburgische Familien sind meist mit ihrem Leben zufrieden und blicken mit großer Zuversicht in die Zukunft«, lautet das Fazit der Umfrage, die von Dietmar Sturzbecher von der Universiät Potsdam erarbeitet und ausgewertet worden ist. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Wohnsituation insgesamt verbessert. In Brandenburg sind Eltern mehrheitlich gut bis sehr gut qualifiziert, die Berufstätigkeit ist überdurchschnittlich hoch.

Dafür – auch das ein Befund der Studie – fallen die Einkommen der Familien vergleichsweise gering aus. Sturzbecher schränkte allerdings ein, dass es bei Umfragen immer »Verzerrungen« gebe. Mehr als die Hälfte der Befragten sei der Kategorie hoch qualifiziert zuzuordnen.

Ein Viertel der Kinder wächst bei einem alleinerziehenden Elternteil auf, im bundesdeutschen Durchschnitt ist es ein Fünftel. Nur in 15 Prozent der Familien ist der Mann Alleinverdiener – ein im Vergleich zu Westdeutschland sehr geringer Wert. Wenn ihre Kinder zur Schule gehen, arbeiten Frauen in Brandenburg fast alle wieder, allerdings nur ein Drittel von ihnen in Vollzeit. Die Hausarbeit obliegt nach wie vor zumeist den Frauen.

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Die Befragung fand im »Krisenwinter« 2022/2023 statt, und die Hoffnungen, dass nach Corona wieder mehr Ruhe einziehen werde, haben sich laut Sturzbecher wegen der Inflation und den Energiepreiserhöhungen nicht erfüllt. Dennoch bezeichnen sich neun von zehn der befragten Familien als zufrieden oder eher zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Das sei ein überraschend hoher Wert, fand der Wissenschaftler. Dennoch mache die Umfrage die Verletzlichkeit von Familie in Krisen deutlich. »Armut macht krank«, unterstrich er. Die Hälfte der Alleinerziehenden – zumeist Frauen – muss als arm bezeichnet werden. Zwei Drittel von ihnen verfügen über keinerlei Rücklagen. Viele fühlten sich überlastet und nicht gesund. Vielleicht müsse es auch ein Bündnis für Müttergesundheit geben, sagte er.

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