Entwicklungsgelder in Finanzoasen

Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit enthüllt dubiose Anlagen einer Bundesförderbank

Die bundeseigene Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) ist laut einer Studie stark in Steueroasen engagiert. Im vergangenen Jahr hat sie 179 ihrer insgesamt 338 Beteiligungen in Offshore-Finanzplätzen (OFC) wie den Kaimaninseln und Mauritius getätigt, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichen Untersuchung des Netzwerks Steuergerechtigkeit hervorgeht. »Über niedrige Steuern und anonyme Strukturen sorgen OFC dafür, dass ein Teil des für nachhaltige Entwicklung dringend benötigten Geldes in den Taschen der globalen Finanzelite landet«, kommentiert Studienautor Christoph Trautvetter. »Das widerspricht den entwicklungs- und nachhaltigkeitspolitischen Zielen der Bundesregierung.«

Eigentliche Aufgabe der 1962 gegründeten DEG mit Sitz in Köln ist es, Investitionen privater Unternehmen in Entwicklung- und Schwellenländern zu finanzieren, um dadurch die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine dauerhafte Reduzierung der Armut zu schaffen. Sie ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der KfW-Bankengruppe, die im Auftrag des Bundes Fördermittel ausreicht und zinsgünstige Kredite vergibt. Im Zuge der Veröffentlichung der »Pandora Papers« 2021 wurde bekannt, dass die DEG im Rahmen der Entwicklungshilfe Kredite an elf Banken in Panama in Höhe von rund 250 Millionen US-Dollar vergeben hat. Außerdem sollen bei einem Projekt in Paraguay Abholzungen für Plantagen finanziert worden sein.

Die aktuelle Studie zeigt zum ersten Mal an konkreten Beispielen, wie durch Geldvergabe der Entwicklungsbank Steuereinnahmen in Ländern des globalen Südens verloren gehen. Der Gesamtschaden sei zwar vergleichsweise gering, deutlich sichtbar werde jedoch, dass die DEG »durch ihre Geschäftsbeziehungen Strukturen legitimiert, die über illegitime Finanzflüsse großen Schaden in Partnerländern anrichten«.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Kritik gibt es auch an der Intransparenz der Mittelvergabe der DEG: »Dass sie nicht einmal ihre Kriterien für Investitionen in Investmentfonds veröffentlicht und genauso wenig die Methodologie ihrer entwicklungspolitischen Wirkungsmessung offenlegt, ist nicht akzeptabel«, kritisiert Roman Herre, Agrarreferent bei der Menschenrechtsorganisation Fian. Die eigenen Berichte über die entwicklungspolitische Wirkung seien daher »eine Black Box mit geringer Aussagekraft«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.