Kongo-Genozid für »grüne« Klimawende

Lakshmi Thevasagayam fordert eine Kreislaufwirtschaft bei Elektronik, damit die Ausbeutung beim Abbau seltener Mineralien ein Ende hat

Ein Mann arbeitet in der Mine Zola Zola in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu auf der Suche nach Mineralien und Erzen.
Ein Mann arbeitet in der Mine Zola Zola in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu auf der Suche nach Mineralien und Erzen.

Vor 140 Jahren wurde das Gebiet des heutigen Kongo auf der Berliner Kongokonferenz dem belgischen König Leopold II. geschenkt. Er wollte wohl auch etwas vom »afrikanischen Kuchen« abhaben und das Gebiet war ab dann sein persönliches Eigentum. Der Mineralienreichtum ist seit jeher ein tödlicher Fluch für das zweitgrößte Land Afrikas: Der belgische Kolonialismus brachte in seinem Raubbau für Kautschuk, Elfenbein, Gold und Diamanten bis zu 13 Millionen Menschen um. Heute werden Cobalt und Coltan abgebaut, was die koloniale Praxis weiterführen lässt.

Ohne diese Mineralien funktioniert kein einziges iPhone, kein Laptop oder Tesla. 80 Prozent des Cobalts der Welt kommen aus dem Kongo, mit enormen Folgen für die Region: Seit 1996 wurden im Kampf um das wertvolle Land über sechs Millionen Menschen getötet, über sieben Millionen Menschen sind zurzeit auf der Flucht vor Rebell*innen und Rohstoffhandel-Firmen wie Glencore. Sie führen einen immer extremer werdenden Kampf um ihre Minen, vertreiben Menschen aus ihren Dörfern und lassen sie unter unwürdigsten Bedingungen das Cobalt aus der Erde holen. Verschüttete Menschen in Erdtunneln, Verschmutzung des Trinkwassers, Kinderarbeit und etwa vier Dutzend Vergewaltigungen pro Tag sind die unsägliche Realität.

Lakshmi Thevasagayam

Lakshmi Thevasagayam ist Ärztin, Klima- und Gesundheitsaktivistin und engagiert sich in der Antikohlebewegung.

Um menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu beobachten, reicht es bereits, auf die Tesla-Fabrik in Grünheide zu schauen. Laut einem Medienbericht sind zwischen Juni und November 2022 fast täglich meldepflichtige Unfälle passiert: 50 Kilo Holz, die auf einen Kopf gefallen sein sollen. Verätzungen, Stromschläge und Amputationen von Gliedmaßen werden in den vom »Stern« herangezogenen Rettungsberichten genannt. Gleichzeitig werden in der zweittrockensten Region Deutschlands die Trinkwasserquellen durch Lackfarbe und Öllecks aus der Gigafactory verschmutzt.

Gewerkschaften, Bürger*inneninitiativen und die Besetzung durch Klimaaktivist*innen kämpfen trotz Union Busting und Lobbying von Tesla für eine klimagerechte Transformation. Und wir müssen kämpfen! Für günstige, klimafreundliche Mobilität für alle, nicht nur die Reichsten, die sich einen von Steuern subventionierten Tesla-SUV leisten können. Für eine Kreislaufwirtschaft unserer Elektronik, damit die Ausbeutung für unsere E-Bikes, Smartphones und E-Autos ein Ende hat. Für eine Wirtschaft ohne Kinderarbeit in Minenschächten des Kongos, ohne Trinkwasserverlust in Brandenburg.

Klimaschützende gegen Teslas E-Autos

Es gibt wenige Orte, wo Klimaaktivist*innen aus dem Globalen Süden und Norden aufeinandertreffen, sich austauschen und gemeinsame Aktionen planen können. Eine dieser raren Momente findet ab dem 3. Juni in Bonn auf der Zwischenkonferenz der UN-Klimakonferenz statt. Auch wenn die Weltklimakonferenzen für uns Aktivist*innen aus dem Globalen Norden eine pure Farce sind, ist es für Aktivist*innen im Globalen Süden der Ort, wo sie internationale Aufmerksamkeit kriegen und auf Verhandler Einfluss haben können. Was für uns Lippenbekenntnisse sind, sind für andere wichtige Instrumente für einen Stopp der kolonialen Praxis, gegen die »Leopolds« des 21. Jahrhundert.

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