Fußball ist unser Leben

Die besten Spots für Fans abseits der EM-Arenen

  • Christian Schreiber
  • Lesedauer: 5 Min.
Am Drahtseil des Flying Fox kann man das Münchner Olympiastadion durchfliegen, in dem die DFB-Elf 1974 Weltmeister wurde.
Am Drahtseil des Flying Fox kann man das Münchner Olympiastadion durchfliegen, in dem die DFB-Elf 1974 Weltmeister wurde.

»Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho!« So lautet die erste Zeile des Liedes, das die deutschen Nationalspieler anlässlich der Heim-WM 1974 trällerten: »Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt.« Trotz der durchwachsenen Bilanz der DFB-Kicker in den vergangenen Jahre betrachtet man sich hierzulande noch immer als Fußballnation. Das merkt man auch an den vielen Fußball-Denkmälern und -Museen, den unzähligen Fankneipen und den Sehenswürdigkeiten rund um die Lederkugel.

Museen

An erster Stelle kommt das DFB-Museum in Dortmund. Dort stellt der Deutsche Fußball-Bund etwa den Endspiel-Ball von 1954, den Gerd-Müller-Schuh von 1974 oder das Philipp-Lahm-Trikot von 2014 aus. Sogar der Elfmeterpunkt, von dem aus Andi Brehme das entscheidende Tor 1990 erzielte, wurde aus Rom importiert. Aber auch andere Fußball-Museen punkten mit kuriosen Exponaten: So kann man im Wuseum von Werder Bremen jene Papierkugel bewundern, die den Hanseaten 2009 im Europapokal-Duell mit dem HSV vermeintlich den Sieg bescherte. Das zerknüllte Stück flog auf den Rasen und fälschte den Ball ab. Die anschließende Ecke brachte Werder das entscheidende Tor zum Weiterkommen. Lohnenswert ist auch das Fußball-Museum in Dresden, wo Besucher 100 Jahre alte Trikots bestaunen können. Mit neun deutschen Meistertiteln glänzt der 1. FC Nürnberg. Im Vereins-Museum geht es auch um die Tiefen: Der »Club« schafft es als einziger Verein in Deutschland als amtierender Meister abzusteigen.

Denkmäler

Ob und wo Franz Beckenbauer ein Denkmal erhält, ist noch offen. HSV-Legende Uwe Seeler bekam seine Gedenkstätte bereits zu Lebzeiten. Vor der Arena des Klubs steht ein Riesenfuß aus Bronze, der jenem des DFB-Ehrenspielführers nachempfunden ist. Rundherum entstand ein Walk-of-Fame mit Fußabdrücken verdienter HSV-Spieler. Der legendäre Gerd Müller hat gleich zwei Statuen: eine steht vor der Münchner Allianz-Arena, die andere in seiner Heimatstadt Nördlingen bei Augsburg. Die Einwohner zeigten sich irritiert über die Gesichtszüge und Haare, lobten aber die kräftig dargestellten Oberschenkel des Wunderstürmers. Fritz Walter, Kapitän der WM-Elf von 1954, lebt in seiner Heimatstadt Kaiserslautern an vielen Ecken weiter: Das Stadion auf dem Betzenberg trägt immer noch seinen Namen, davor steht ein Denkmal, das Walter zusammen mit den vier weiteren WM-Helden aus den Reihen der »Roten Teufel« zeigt. Nahe des Hauptbahnhofs hängt der Kapitän als Wandbild.

Stadien

Bei der EM stehen die großen Arenen im Blickpunkt, in denen der Ball rollt. Umso mehr lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen der Stadien aus der zweiten Reihe. Kultig ist das Millerntor, Spielstätte des FC St. Pauli (Hamburg). Als Guides fungieren echte Fans aus der Südkurve, die die »Hells-Bells«-Einlaufmusik von AC/DC bei Spielen ihres Klubs aus voller Kehle mitsingen können. Sie führen dann etwa in die Kita, die Plätze für 100 Kinder während eines Matchs bietet. Wellness-Anhänger sollten beim VfL Bochum vorbeischauen, wo man bei einer Stadiontour jene Lounge besichtigen kann, die über eine freistehende Badewanne, eine Wasserfalldusche und einen Waschtisch verfügt. Das Münchner Olympiastadion, in dem sich Deutschland 1974 den WM-Titel holte, ist fußballtechnisch zwar ausrangiert, aber immer noch einen Besuch wert: Dort gibt es Touren, bei denen man das preisgekrönte Zeltdach besteigt. Wer will, kann per Flying Fox an einem Drahtseil wieder nach unten rauschen.

Kneipen

Es ist schwer, in der »Sportsbar Allstars« in Stralsund an der Ostsee einen Platz zu bekommen. An Spieltagen ist die Kult-Kneipe rappelvoll. Freier Raum ist ohnehin knapp, denn Decken, Wände und Tische sind mit Fotos und Fanschals tapeziert. Das Motto lautet: Alle Anhänger sind willkommen, jeder darf ein Emblem oder Souvenir seines Vereins hinterlassen. Dasselbe Prinzip gilt im »Stadion an der Schleißheimer Straße« in München. Angeblich finden sich dort auch Handschuhe von Keeper Toni Schumacher und ein Leibchen von Mats Hummels, dessen Mutter häufig zu Gast sein soll. Viele Vereine wurden am Stammtisch aus der Taufe gehoben. So auch am 19. Dezember 1909 die Dortmunder Borussia, Geburtsstätte war das Gasthaus »Der Wildschütz«, das mittlerweile Geschichte ist. Vor 20 Jahren eröffnete an der Stelle der Imbiss »Pommes Rot-Weiß«. An der Außenfassade befindet sich eine Tafel, die an die Gründung erinnert. An jenem historischen Tag stand ein namensgebendes Borussia-Bier auf dem Tisch.

Wiegen

Die Wiege des deutschen Fußballs steht in Leipzig. Am Haus Nummer 10 in der Büttnerstraße hängt eine Tafel mit folgendem Wortlaut: »Hier wurde im damaligen ›Restaurant zum Mariengarten‹ am 28.1.1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet.« Das erste Länderspiel einer deutschen Mannschaft ging am 8. April 1908 über die Bühne. Gegner war die Schweiz, die das Spiel mit 5:3 für sich entschied. Zwei weitere wichtige »Geburtshäuser des deutschen Fußballs« stehen in Mannheim und München. In der bayerischen Landeshauptstadt erblickte am 11. September 1945 in der Zugspitzstraße 6 Franz Anton Beckenbauer das Licht der Welt. Er prägte den deutschen Fußball wie kein Zweiter, war Weltmeister als Spieler und Coach. Streng genommen wurde der Kaiser aber in der Haas-Klinik geboren. In der Spiegelstraße 31-51 in Mannheim schlug die Geburtsstunde von Sepp Herberger, der den Deutschen als Trainer den WM-Triumph von Bern 1954 schenkte. Zu guter Letzt: »Fußball ist unser Leben« war das erste WM-Lied einer deutschen Mannschaft, aufgenommen in einem Tonstudio in der Nordendstraße 38 in Mörfelden-Walldorf (Hessen). Ob das je ein Wallfahrtsort wird?

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