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Dallas Mavericks im NBA-Finale: Ein Würzburger ist immer dabei
Die Dallas Mavericks jagen ihren zweiten NBA-Titel. Maxi Kleber spielt in dem Duell mit Rekordmeister Boston nur eine Nebenrolle
Die Dallas Mavericks stehen zum dritten Mal im Finale der NBA – und zum dritten Mal ist ein Würzburger mit dabei. Ohne geht es offensichtlich nicht für die Basketballer aus Nord-Texas. Da die Karriere von Superstar Dirk Nowitzki bekanntlich seit einigen Jahren vorbei ist, wird der deutsche Basketball in der Finalserie gegen die Boston Celtics diesmal von Maxi Kleber vertreten, der zugegebenermaßen eine deutlich kleinere Rolle als Nowitzki in den Jahren 2006 und 2011 bei den Mavericks spielt.
Dass Klebers Vorstoß in den an diesem Donnerstag beginnenden Kampf um die Larry-O’Brien-Trophy in Deutschland aber kaum wahrgenommen wird, hat nicht nur damit zu tun, dass er neben den Superstars der Mavs, Luka Dončić und Kyrie Irving, ziemlich verblasst. Kleber ist Defensivspezialist, der pro Partie auch mal ein, zwei Dreipunktewürfe trifft. Mehr aber auch nicht. Der Punkteschnitt des verletztungsanfälligen Power Forwards ist mittlerweile auf 4,4 gefallen. Seit seinem Debüt in der stärksten Liga der Welt im Jahr 2017 war er nie zweistellig. Doch ein solches Rollenspieler-Dasein ist die Regel für deutsche NBA-Akteure. Dirk Nowitzki war die Ausnahme.
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Die fehlende Aufmerksamkeit für Kleber hat auch mit dem vergangenen Sommer zu tun. Für den erweiterten Kader der deutschen Nationalmannschaft für die WM 2023 war der Würzburger noch nominiert, das aber kritisierte Kapitän Dennis Schröder, weil Kleber im Jahr zuvor nicht bei der Heim-EM hatte spielen wollen. Selbst wenn es dafür auch Verletzungsgründe gegeben hatte, wollte Schröder lieber diejenigen belohnen, die von Anfang an beim Drei-Jahres-Projekt des Bundestrainers Gordon Herbert dabei gewesen waren. Kleber wollten keinen Streit im Team, zog zurück und verpasste somit den historischen ersten deutschen WM-Titel in Manila.
Die hiesigen Medien und Fans folgen nun Helden, die andere Namen tragen. Auch im Olympiakader, den Herbert am Dienstag präsentierte, fehlt Kleber, er hatte frühzeitig verzichtet: »Manche Sachen sollen einfach nicht sein. Jeder geht seinen eigenen Weg«, hatte er gesagt. Dabei war Kleber lange eine Stütze im Nationalteam gewesen. Ob er unter einem neuen Trainer noch mal zurückkehren wird, ist fraglich. Im nächsten Sommer wäre er schon 33, und sein Körper ist nicht der stabilste.
Daher könnte diese NBA-Finalserie die letzte Chance Klebers auf einen großen Titel werden. Viel wird dabei vom slowenischen Superstar Luka Dončić abhängen. Der 25-Jährige führte die Mavs nach sechs Jahren erstmals bis ans Ende der Playoffs. Fast 34 Punkte pro Spiel waren Liga-Spitzenwert in dieser Saison, und auch im Halbfinale gegen die Minnesota Timberwolves dominierte der Slowene mit mehr als 30 Zählern im Schnitt. »Es war ein sehr, sehr harter Weg«, sagte er danach. »Aber wir sind noch nicht fertig.«
In Kyrie Irving hat er endlich einen zweiten verlässlichen Punktesammler an der Seite. Nowitzki konnte den Job am Karriereende nicht mehr ausfüllen, danach versagte der Lette Kristaps Porzingis in dieser Rolle. Die nimmt nun also der Hobby-Verschwörungstheoriker (Kennedy-Attentat, Holocaust, Covid) Irving ein, der politisch stiller, dafür auf dem Feld umso lauter geworden ist. Als Weltmeister, Olympiasieger und NBA-Champion (2016) brachte er zudem Erfahrung und die nötige Siegermentalität nach Dallas, die dem Team seit der Meisterschaft 2011 gefehlt hatten.
Porzingis ist derweil bei den Boston Celtics gelandet, die Dallas nun im Finale gegenüberstehen. Die Rekordmeister warten seit 16 Jahren auf ihren 18. Titel. Mit dem Startrio Jayson Tatum, Jaylen Brown und Porzingis sowie NBA-Meister (2021) Jrue Holiday haben sie endlich die nötigen Puzzleteile dafür beisammen, was sie mit 64 Siegen in der Hauptrunde bewiesen. Die Mavericks gewannen nur 50 Spiele, doch das ist nun völlig egal. Die Serie beginnt in Boston beim Stand von 0:0, und ob der zuletzt an der Wade verletzte Porzingis wieder vollkommen fit ist, muss er erst beweisen.
Fehlende Fitness wird auch Luka Dončić immer wieder nachgesagt. Allerdings geht es bei ihm nicht um Verletzungen, sondern allgemein um eine professionelle Einstellung zum Sport. Sein leichtes Übergewicht ist Dončić seit Jahren im Gesicht abzulesen. Bei der EM 2022 erwischten ihn Journalisten zudem dabei, abends mit Teamkollegen ein paar Zigaretten zu paffen. Auf eine Wesensänderung können die Fans der Mavs auch vor den anstehenden Endspielen nicht hoffen: Nach dem Halbfinalerfolg war ein Video viral gegangen. Zu sehen war Dončić mit einem Feier-Bierchen in der Hand. Mavericks-Vizepräsident Michael Finley, Teamkollege in Nowitzkis ersten NBA-Jahren, nahm dem Slowenen die Dose weg. Erfreut reagierte Dončić nicht darauf. Wenn er am Ende trotzdem den Titel nach Dallas holt, wird es dem Ausnahmespieler aber sicher verziehen werden.
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