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Wilde Schlacht im Volksparkstadion

Kroatien–Albanien 2:2: Die tapferen Außenseiter erkämpfen ein Remis im Balkanduell

Es war zwar nur die Nachmittagspartie an diesem sechsten Matchday der Fußball-EM in Deutschland. Doch bevor am Abend die Deutschen in Stuttgart auf Ungarn trafen, lieferten sich schon Kroatien und Albanien einen spektakulären Kampf: Nach einer kroatischen Aufholjagd in Halbzeit zwei gelingt dem vermeintlich geschlagenen Albanien in der Nachspielzeit noch das 2:2. Eine Fußballschlacht, die begeisterte.

Es war ein Spiel ums Überleben für die Gruppe-B-Verlierer des ersten Spieltags, und dementsprechend lautstark feierten die Fans im Hamburger Volksparkstadion: Die Albaner hatten mit 1:2 gegen Italien den Kürzeren gezogen, die Kroaten waren gegen Spanien 0:3 untergegangen.

Albanien legte wie gegen Italien los: wild, entschlossen, unbeirrt. Nicht alles sah elegant aus, aber die ersten Minuten gehörten ohne Zweifel den Rot-Schwarzen. Kroatiens Kapitän Luka Modric mühte sich, seinem Team Ordnung zu verpassen, aber die Albaner spielten effektiver – und erwiesen sich erneut als Spezialisten für schnelle Treffer bei der EM 2024: Jasir Asani flankte in der 12. Minute von rechts in den Strafraum, wo Qazim Laçi, der Mittelfeldmann von Sparta Prag, seinem Gegenspieler Marcelo Brozović enteilte und den Ball direkt in die kurze Ecke köpfte. Dominik Livaković im kroatischen Tor konnte nur stauen, es stand 0:1. Im Fanblock der Rot-Schwarzen, der direkt hinter dem kroatischen Tor tobte, fielen sie sich in Arme.

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Die Favoriten zeigten sich in Halbzeit eins beeindruckt von der Verve, mit der Albanien vorging. Ihr Matchplan ging nicht auf. Da konnten ihre Fans noch so viele Rauchbomben und Bengalos zünden. Kroatische Dominanz? Nur auf den Rängen.

Dabei war man mit breiter Brust aus dem Mannschaftscamp in Neuruppin nach Hamburg angereist. Nachdem sich Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalić am Samstag noch für die Niederlage gegen Spanien bei den Fans entschuldigt hatte, war er vorm Anpfiff im Hamburger Volkspark wieder in die Offensive gegangen: »Wir waren dreimal auf dem Podium bei internationalen Wettbewerben. Und trotzdem werden wir immer noch als Aschenputtel großer Turniere gesehen.«

Die Underdogs aus Albanien, sichtbar beflügelt von der starken Auftaktpartie gegen Italien, erarbeiteten sich nach dem Tor weitere Chancen, stets nach dem gleichen Erfolgsmuster: Flanke von rechts, Kopfball in der Mitte. Zweimal war Albanien nah am 2:0. In der 31. Minute durch Kristjan Asllani und kurz vor der Pause durch Rey Manajs Flugkopfball, beide Male hielt Torwart Livaković Kroatien im Spiel.

»Wir werden unser Bestes geben«, hatte Albaniens Trainer Sylvinho noch am Dienstag angekündigt. »Unsere Mannschaft ist zu 100 Prozent fit.« In Halbzeit zwei braucht die Mannschaft eben diese Ausdauer. In der 70. Minute halten die die Albaner dem Druck der mittlerweile dauerhaft anlaufenden Kroaten nicht mehr stand: Der Hoffenheimer Andrej Kramarić kommt im albanischen Strafraum an den Ball, tunnelt seinen Gegenspieler und trifft ins kurze Eck. Ausgleich. Nur zwei Minuten später ist das Spiel gedreht, ein Schuss vom eingewechselten Luka Sučić wird geblockt, der zurückeilende Klaus Gjasula von Darmstadt 98 befördert den Ball ins eigene Netz. 2:1, die Albaner scheinen geschlagen. Was für ein Unglück! Was soll Albanien denn jetzt noch tun? Im Stadion hätte wohl kaum jemand noch einen Euro auf sie gesetzt.

Doch die Außenseiter berappeln sich: Sie kämpfen einfach unermüdlich weiter. Und werden erlöst, in der fünften Minute der Nachspielzeit: Ausgerechnet Pechvogel Klaus Gjasula trifft nach einem Zuspiel von links unbedrängt aus elf Metern zum 2:2. Die Arena steht Kopf. Als kurz darauf der Abpfiff ertönt, tanzen die Albaner wilde Tänzchen. Und ein paar Flitzer gesellen sich zu den feiernden Spielern. Partystimmung.

Der WM-Dritte Kroatien muss nun schon um die Achtelfinalteilnahme bangen, es geht am 24. Juni um 21 Uhr gegen Italien. Die Albaner haben die gleiche Ausgangslage, aber ein um zwei Tore besseres Torverhältnis im Kampf um Gruppenplatz drei. Und: Auch gegen Spanien gibt es für sie nichts zu verlieren.

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