Letzte Schlacht im Kryptokrieg

Matthias Monroy über das Katz-und-Maus-Spiel zur sicheren Kommunikation im Internet

Ungefähr so sieht ein PGP-Schlüssel aus – bloß muss er nicht ausgedruckt werden.
Ungefähr so sieht ein PGP-Schlüssel aus – bloß muss er nicht ausgedruckt werden.

1991 hat der Programmierer Phil Zimmermann in den USA die Verschlüsselungssoftware PGP (Pretty Good Privacy) für die sichere Kommunikation im Internet erfunden. Vor dem Versenden einer Nachricht tauschen Sender und Empfänger Schlüssel aus, nur zusammen mit einem Passwort ist diese lesbar.

In den vergangenen 30 Jahren haben Regierungen wahnwitzige Anstrengungen unternommen, diese Technik für die Bedarfe ihrer Polizeien und Geheimdienste auszuhebeln. Die letzte Posse, wonach Nutzer in EU-Staaten der Kontrolle ihrer Chatnachrichten individuell zustimmen sollten, ist vorerst vom Tisch.

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Nach Zimmermanns Erfindung hatte die US-Regierung die digitale Kryptografie in den 90ern mit einem Exportverbot belegt, worauf dieser den Quellcode als Buch druckte, das Aktivisten anschließend eingescannt und in Europa veröffentlicht haben. Die Behörden reagierten mit Forderungen, Hintertüren in die Software einzubauen, ihnen zu erlauben, diese zu hacken oder mit Staatstrojanern wirkungslos zu machen. Frankreich schrieb eine Zeit lang vor, PGP-Schlüssel bei der Regierung abzugeben.

Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist eine der bedeutendsten Erfindungen zum Schutz der digitalen Privatsphäre. Lange war sie ein Werkzeug für Journalisten, Aktivisten und Bürgerrechtsverteidiger. Inzwischen ist sie aber auch in Messengerdiensten wie Signal, Threema und sogar Whatsapp für Anfänger nutzbar.

Die EU-Regierungen werden sich deshalb mit der abermaligen Niederlage zur Chatkontrolle nicht zufriedengeben. Es droht die letzte Schlacht im 30-jährigen Kryptokrieg, an dem sich auch Linke unbedingt beteiligen müssen.

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