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Zwei Räder und das Meer: Sportstadt Nizza
In diesem Sommer ist in Nizza neben Olympia auch die Tour de France zu Gast
Auf der einen Seite das Meer, tiefblau wie der Horizont, auf der anderen altehrwürdige Paläste wie das legendäre Hotel Le Negresco. Und dazwischen ein Spalier von Palmen: So das klassische Bild der Promenade des Anglais, wie die Engelbucht von Nizza genannt wird, seit die Engländer sie im 19. Jahrhundert als idealen Ort zum Überwintern entdeckten.
Kaum einer, der die Stadt besucht und nicht hierherkommt, um das sprichwörtliche Azurblau der Côte d’Azur zu inhalieren. Doch die Zeiten, in denen man an der Strandpromenade ausschließlich flanierte oder sich in der Sonne räkelte, sind vorbei. Mittlerweile ist hier schon früh am Morgen alles in Bewegung. Jogger, Skater und Fahrradfahrer tummeln sich auf den jeweils für sie vorgesehenen Bahnen. Fußgänger müssen tunlichst darauf achten, ihnen nicht in die Quere zu kommen.
Berg- und Wassersport möglich
Das passt zu dem neuen Image, das sich Frankreichs fünftgrößte Stadt neuerdings geben will. Lange galt Nizza als Paradies der betuchten Ruheständler, die ihren Lebensabend statt im grauen Paris lieber im sonnigen Süden verbringen. Mittlerweile will sie sich als Sportstadt verjüngen. »Das Tolle ist, dass man hier das ganze Jahr über aktiv sein kann«, schwärmt Pénéloppe Guéroult, eine junge Frau aus der Normandie, die nicht nur das gute Wetter, sondern auch die vielfältigen Freizeitangebote zum Arbeiten nach Nizza geführt haben. Rundum Meer und Berge: Schwimmen, Standup-Paddling und andere Wassersportarten sind gut möglich, aber die Seealpen bieten sich auch zum Wandern, Klettern und Skifahren an.
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Zudem locken allerlei Sportereignisse. Regatten wurden hier bereits Ende des 19. Jahrhunderts gesegelt. Neueren Datums sind die Fußballmatches des Erstligisten OGC Nice. Seit 2013 finden sie im wellenförmigen Allianz Riviera Stadion statt. Während über 36 000 Menschen die Spiele verfolgen, spielen Solarmodule auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern auf dem Dach kostenlose Energie ein, außerdem sorgt ein System für die Wiederverwendung von Regenwasser. Im vergangenen Jahr wurden hier Spiele der Rugby-WM ausgetragen, in diesem Sommer stehen sechs Spiele des Olympischen Fußballturniers an.
Legendäre Pokale, Trophäen, Trikots und Stollenschuhe kann man schon im Nationalen Sportmuseum bewundern, das in das Stadion integriert ist. Und gern selbst mit Schwert, Boxhandschuh, Schläger oder der eigenen Kraft gegen Legenden wie Yannick Yoah, Marcel Ceden, David Douillet, Laura Fessel antreten. Wie lange Frauen aus dem Sport herausgehalten wurden und wie sie dagegen ankämpften, will die Olympia-Sonderausstellung »Les Elles des Jeux« (»Die Frauen bei den Spielen«) zeigen, die bis 22. September läuft.
Noch wichtiger als Olympiafußball ist für die Menschen in Nizza die Tatsache, dass die Tour de France erstmals in ihrer Geschichte nicht in Paris, sondern an der Promenade des Anglais endet. Am 21. Juli werden die Straßenradprofis von Bürgermeister Christian Estrosi, ehemaliger Motorradrennfahrer, und Prinz Albert II. von Monaco am Mittelmeer empfangen – am Ende der finalen 34 Kilometer von Monaco nach Nizza. Das letzte Teilstück der Tour ist der Ausklang nach einer schweren Bergetappe am Vortag, bei der es gleich vier Pässe wie den Col de la Couillole mit insgesamt 4600 Höhenmetern zu bezwingen gilt.
Radfahrparadies
Nein, dergleichen möchte man sich als Freizeitradler lieber nicht antun. Schon eher die Tour zwischen Nizza und Monaco. »Mit einem guten E-Bike ist die auch für weniger Ambitionierte zu schaffen«, verspricht Owen von Mobilboard, einem Fahrradverleih, der gleich bei der Promenade des Anglais auch geführte Touren anbietet. Bevor wir mit ihm den Yachthafen Port Lympia umkreisen, den 178 Meter hohen Hausberg Mont Boron mit der Festung Mont Alban erklimmen, um auf das Cap Ferrat hinunterzublicken und das malerische Villefranche-sur-Mer zu erkunden, lassen wir es erstmal gemütlich angehen. Und radeln ganz bequem an der Promenade des Anglais entlang, die am Meer aus der Stadt hinaus und weiter nach Antibes und Cannes führt. Wie sich herausstellt, ist es die perfekte Art, um Sightseeing mit Bewegung zu verbinden und dabei jede Menge frische Seeluft einzuatmen.
Erst führt der breite, gut markierte Radweg an modernen Hotelkomplexen und dem Flughafen vorbei, wo die Maschinen direkt am Meer abheben. Dann geht es durch kleinere Siedlungen nach Cagnes-sur-Mer, wo man dem Renoir-Museum einen Besuch abstatten könnte. Endlich folgt ein Stück unverbauter Strand. Das Meer ist nur ein paar Meter entfernt, man könnte jederzeit hineinspringen. Doch in der Ferne zeichnet sich die Festung Fort Carré ab, die bereits Antibes ankündigt. Schnell ist der Port Auban erreicht, wo dicht an dicht die Luxusyachten manch dubioser Milliardäre vor sich hin dümpeln, hinter der Stadtmauer versteckt sich dann die quirlige Altstadt mit der Markthalle, kleinen Läden und Lokalen. Mittendrin das wunderbare Musée Picasso im früheren Schloss der Familie Grimaldi, das auf der ehemaligen Akropolis des antiken Antipolis thront. Picasso nutzte es 1946 als Atelier, nun sind hier relativ heiter anmutende Gemälde, Skulpturen und Keramiken aus jener Zeit zu sehen.
Kunst überall
Wahre Kunstwerke sind im Übrigen auch die Törtchen aus Schokolade, Karamellcreme und Himbeeren, mit denen nicht weit davon entfernt die Patisserie Lilian Bonnefoi an der hübschen Rue du Safranier verführt. Eigentlich könnte man von Antibes aus noch weiter ins etwa 15 Kilometer entfernte Cannes radeln und notfalls mit dem Zug nach Nizza zurückfahren – in Regionalzügen ist die Mitnahme von Fahrrädern unkompliziert und kostenfrei.
Aber es ist viel zu schön, die Landschaft um das Städtchen und das vorgelagerte Cap d’Antibes mit dem Leuchtturm La Garoupe auf sich wirken zu lassen, bevor man später ganz entspannt nach Nizza zurückrollt – wo mit der Etappe an der gebirgigen Küste im Norden ganz andere Herausforderungen warten.
Die Recherche wurde unterstützt vom Côte d’Azur France Tourist Board.
- Anreise: Easyjet bietet Nonstop-Verbindungen nach Nizza an. Die Zugfahrt mit mindestens zwei Umstiegen dauert 15 Stunden. Allerdings ist es nicht umkompliziert, das Fahrrad im TGV mitzunehmen.
- Unterkunft: Auf den ersten Blick etwas altmodisch entpuppt sich das »Hôtel Windsor Jungle Art« mit kleinem Garten und Pool als charmante Absteige in Strandnähe (DZ ab 135 Euro, www.hotelwindsornice.com).
Besonders preisgünstig für die zentrale Lage ist das etwas angestaubte, aber sympathische Zwei-Sterne-Hotel »Villa Eden« (DZ ab 67 Euro, www.hotel-villaeden.com). - Essen und Trinken: Sehr gute Marktküche serviert das »Maison de Marie« in der Rue Masséna 5 (www.lamaisondemarie.com).
In Antibes empfiehlt sich ein Besuch in der Patisserie Lilian Bonnefoi, die auch sehr gute Sandwiches und Salate anbietet
(www.lilianbonnefoi.co). - Fahrradfahren: Als vorbildliche Fahrraddestination lockt Nizza mit gut markierten Radwegen, vielfältigen Verleihmöglichkeiten und Reparaturangeboten. Ohne Steigungen sind die Strecken nach Antibes (ca. 20 Kilometer) und Cannes (ca. 35 Kilometer) zu befahren, anspruchsvoller ist die Strecke in Richtung Norden. Fahrräder kann man zum Beispiel bei Mobilboard, Rue Halévy 2 nahe der Strandpromenade ausleihen
www.mobilboard.com/en/nice). - Sport: Das Allianz-Riviera-Stadion und das Sportmuseum sind täglich von 10 bis 18 Uhr, ab September bis 17 Uhr zu besichtigen. Es werden auch geführte Touren angeboten. Die Ausstellung über Frauen bei den Olympischen Spielen, »Les Elles des Jeux«, ist noch bis zum 22. September zu sehen (www.museedusport.fr).
Lange galt Nizza als Pensionärsparadies, mittlerweile will es sich als Sportstadt verjüngen.
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