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Infektionsschutz mangelhaft, Arbeitszeiten ausufernd
Beschäftigte im sozialen Bereich kämpfen auch nach der Pandemie mit prekären Arbeitsbedingungen
Schon vor der Corona-Pandemie konnten viele Beschäftigte in der sozialen Arbeit nicht über Beginn und Ende der eigenen Arbeitszeit bestimmen. In der Ausnahmesituation wurde es nicht besser, Vorgaben aus dem Infektionsschutz wie etwa Abstandsregeln konnten nicht eingehalten werden. Mit diesen Arbeitsbedingungen haben sich nun die Bundesfachgruppenleiterin für Erziehung und Bildung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Elke Alsago, und Nikolaus Meyer von der Fachhochschule Fulda in einer Studie beschäftigt. Diese umfasst vier Forschungsprojekte, die auf der Befragung von insgesamt etwa 8200 Beschäftigten während der Pandemie basieren, und zwar beginnend in der Zeit des ersten Lockdowns im April 2020 bis zu einer Befragung nach der weitgehenden Beendigung der Corona-Schutzmaßnahmen im November 2022.
Die Verfasser*innen der Studie betonen, dass die Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit bereits vor Beginn der Pandemie prekär waren. So klagte schon vor der Corona-Pandemie fast jede zweite befragte Person über Zeitdruck. Auch gaben 61,8 Prozent der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit an, mehrmals außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit aus beruflichen Gründen kontaktiert worden zu sein.
Im ersten Lockdown erklärte über die Hälfte der Befragten, dass die damals empfohlenen Abstandsregeln von 1,5 Meter bei der Arbeit nicht eingehalten werden konnten. Knapp neun Prozent der Einrichtungen waren im ersten Lockdown geschlossen, und auch die Arbeit der Ehrenamtlichen war massiv eingeschränkt. Gerade Einrichtungen, in denen diese Freiwilligen aktiv waren, wurden geschlossen, betonen Meyer und Alsago. Dadurch kam die Arbeit mit Geflüchteten, Wohnungslosen und anderen besonders gefährdeten Gruppen im Frühjahr 2020 oft zum Erliegen.
Auch beim zweiten Lockdown kam es wegen fehlender Schutzausrüstung weiterhin zu Schließungen von Einrichtungen. Bei der dritten Untersuchung fiel Alsago und Meyer auf, dass das Bewusstsein für den Gesundheitsschutz bei den Beschäftigten offenbar gewachsen war. In den Antworten wurde beispielsweise hervorgehoben, dass es keine gute Idee ist, krank zur Arbeit zu gehen. Zudem ergibt die Studie, dass die Belastungen in der Sozialen Arbeiten bis hin zum Burnout den Beschäftigten durch die Corona-Pandemie stärker zu Bewusstsein kamen. »Egal ob jüngere oder ältere Kolleg*innen – sie litten alle gleichermaßen unter den Bedingungen in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit«, heißt es in der Studie.
Im Fazit stellen die beiden Autor*innen die Frage, »wie lange die Beschäftigten im Sozial- und Bildungssystem diesen Druck aushalten wollen oder können«. Um die prekäre Situation der Beschäftigten und Adressat*innen der Sozialen Arbeit zu verbessern, bräuchte es den politischen Willen der Politik, die Soziale Arbeit zu stabilisieren und auskömmlich zu gestalten, so Alsago und Meyer. »Dies ist jedoch leider zurzeit weder in der Bundes-, noch in der Länder- oder der Kommunalpolitik erkennbar.«
Lösungsansätze bestünden jedoch in der Selbstorganisierung der Betroffenen. »Wir müssen die Zukunft unseres Berufs in die Hand nehmen, und das nicht, weil die Träger es nicht hinkriegen. Wir müssen unseren Beruf in die Hand nehmen, weil es unsere Verpflichtung in einem (besonderen) Beruf ist«, schreiben die Herausgeber*innen der Studie.
Die Studie »Professionelle Krise nach Corona? Steuerungsbedarf in der Sozialen Arbeit nach der Pandemie: Beschäftigte an der Belastungsgrenze« zum Herunterladen: https://shop.budrich.de/wp-content/uploads/2023/11/9783847419662.pdf
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