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Superreiche werden reicher
Das weltweite Vermögen ist 2023 deutlich gestiegen und gleicht damit das Minus des Vorjahres aus
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Microsoft-Gründer Bill Gates treffen auf Präsidententochter Ivanka Trump, Sängerin Rihanna und Bollywood-Filmstars. So passiert kürzlich in Indien. Dort feierte der reichste Mann Asiens, Mukesh Ambani, die bevorstehende Hochzeit seines jüngsten Sohnes mit einer pompösen Party. Diese soll umgerechnet etwa 150 Millionen Euro gekostet haben, schätzt der Schweizer Fernsehsender SRF. Geladen waren über tausend Gäste, darunter viele mit Rang und Namen. »Über Tage gab es kaum ein anderes Thema in Indien als dieses Mega-Ereignis«, erklärte eine SRF-Korrespondentin. Wer ist eingeladen? Was werden die Superreichen tragen? Was essen? Wo wohnen? Das habe zwar viele Leute fasziniert, einige aber auch verärgert, so die Korrespondentin weiter. In den sozialen Medien sei die Frage aufgekommen, ob Indien mit seinen vielen Armen denn wirklich keine anderen Probleme habe als diese riesengroß zelebrierte Vorhochzeit.
Vergangene Woche ließ die Familie Ambani den Popstar Justin Bieber als Überraschungsgast einfliegen. Dieses Wochenende soll nun die Hochzeit des Sohnes im familieneigenen Kongressgebäude in Mumbai gefeiert werden – es wird eine pompöse Vermählung werden. Das Vermögen des Patriarchen der Ambani-Familie wird auf mehr als 120 Milliarden Euro geschätzt.
Die Prunksucht der Ambanis sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch wenige der global reichsten Menschen aus Indien stammen. Dessen aufstrebender, konsumfreudiger Mittelstand ist zwar auch für amerikanische Milliardäre wie Zuckerberg und Gates interessant. Doch lediglich ein Prozent der weltweiten Dollar-Millionäre sind indische Staatsbürger. Vier Prozent aller Millionäre besitzen dagegen eine deutsche Staatsbürgerschaft.
Vier Prozent aller Millionäre besitzen eine deutsche Staatsbürgerschaft.
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Wie ungleich das weltweite Vermögen verteilt ist, darüber gibt der 15. »Global Wealth Report«, also Weltreichtumsbericht, Auskunft. Bislang gab ihn die Bank Credit Suisse heraus. Nach deren Zusammenbruch hat UBS im Juni 2023 die schweizerische Großbank übernommen. Die systemrelevante UBS-Bankengruppe mit Sitz in Zürich und Basel zählt zu den weltweit größten Vermögensverwaltern und gibt den Weltreichtumsbericht heraus. »Er setzt unser Ziel fort, die umfassendsten Informationen über das Vermögen der privaten Haushalte weltweit zu liefern«, berichtete Chefökonom Paul Donovan am Mittwoch.
Die Weltwirtschaft befinde sich in einer Phase tiefgreifenden strukturellen Wandels. »Solche Episoden führen oft zu erheblichen Veränderungen in den Vermögensstrukturen«, sagte Donovan. Gleichzeitig seien Investitionen in Technologie und Menschen jedoch von großen Vermögen abhängig. »Damit wir und unser Planet sich weiter in der schönen neuen Welt entfalten können.« Zu wissen, wo und wie Vermögen vorhanden ist, sei entscheidend, um es wirksam zu mobilisieren, rechtfertigte der Chefökonom en passant den Beitrag seines Arbeitgebers bei der Verwaltung riesiger Vermögen.
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Die globale Vermögensentwicklung erwies sich während der Corona-Pandemie als widerstandsfähig und wuchs 2021 im Rekordtempo. Doch Inflation, steigende Zinsen und Währungsabwertungen führten zu einer Umkehr. In US-Dollars gemessen sank das globale Vermögen der Reichen im Jahr 2022 um drei Prozent. Der Einbruch war allerdings größtenteils auf Währungseffekte zurückzuführen, nämlich auf einen starken Dollar.
Im Jahr 2023 hat sich das Vermögenswachstum weltweit deutlich von seinem vorjährigen Rückgang erholt. Das Vermögen an Geld, Aktien und Immobilien nahm um 4,2 Prozent auf umgerechnet rund 480 Billionen Euro zu. Was gut dem Fünffachen der Wirtschaftsleistung der Welt in einem Jahr entspricht. Da sich außerdem die Inflation verlangsamte, übertraf das reale Wachstum das nominale Wachstum, was zu einem inflationsbereinigten Anstieg des globalen Vermögens im Jahr 2023 um fast 8,4 Prozent führte.
Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 befindet sich das globale Vermögen wieder auf einem Aufwärtspfad. Gegenwärtig weisen die Vereinigten Staaten, gefolgt von Festlandchina und dem Vereinigten Königreich, die höchste Anzahl von Dollar-Millionären auf, wobei die USA 38 Prozent der weltweiten Millionäre stellen. Der Prognose des Berichts zufolge wird die Zahl der Menschen mit einem Vermögen von über einer Million Dollar in den kommenden Jahren in 52 der 56 untersuchten Länder ansteigen.
Im Länderranking verteidigte die Schweiz ihren Spitzenrang. Das durchschnittliche Vermögen eines jeden Eidgenossen, abzüglich Schulden, betrug 708 000 Euro. Die beiden weiteren Spitzenplätze blieben in den Händen von Luxemburg mit 560 000 Euro und Hongkong 537 000. Weit abgeschlagen landen die Deutschen: Jeder Erwachsene verfügt durchschnittlich über 265 000 Euro.
Das Schlusswort gehört bei der Vorstellung des Weltreichtumsberichts dem Ko-Präsidenten des UBS Global Wealth Management, Robert Karofsky. »Vermögen muss sorgfältig verwaltet werden, und die richtige Verwaltung erfordert Zeit, Hingabe und Leidenschaft«, resümiert er. Das sollte möglich sein, wenn man wie dieser Unternehmenszweig damit allein 2023 fast 3,6 Milliarden US-Dollar erzielt hat.
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