- Gesund leben
- Atemwegserkrankungen
Würmer, Bakterien und Staub
Es bleibt dabei: Um Asthma vorzubeugen, sollte man Kinder nicht in Watte packen
Beim Fahrradausflug mit der Familie bleibt der achtjährige Sohn auf einmal stehen. Er ringt nach Luft, beim Atmen sind seltsam pfeifende Geräusche zu hören: ein typischer Asthma-Anfall, wie ihn fast jedes zehnte Kind im Schulalter gelegentlich erlebt. Mit einem Notfallspray lässt sich die Situation meist gut in den Griff bekommen, doch bleibt die Angst vor neuen, schlimmeren Anfällen, die bedrohlich werden könnten. Daher ist es eine gute Nachricht für betroffene Familien, dass die Forschung bei Prävention und Behandlung von kindlichem Asthma derzeit laufend Fortschritte macht.
»Asthma ist nach Heuschnupfen und Neurodermitis die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter«, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Bei der Krankheit sind die Atemwege chronisch entzündet. Daher reagieren die Bronchien überempfindlich auf bestimmte Reize, etwa Allergene (wie Blütenpollen und Hausstaub) oder kalte Luft. In der Folge schwellen die Schleimhäute an und die Bronchien produzieren vermehrt Schleim, wodurch sich die Atemwege verengen. Das führt zu den typischen Beschwerden: Hustenreiz, pfeifende Atmung, Engegefühl in der Brust und Kurzatmigkeit. Bei einem akuten Asthmaanfall verkrampft sich zudem die Bronchialmuskulatur, sodass es zu Atemnot kommt.
Nicht rauchen: Tabakqualm ist für Babys und Kinder eine starke gesundheitliche Belastung. So leiden Kinder aus Raucherhaushalten häufiger an Asthma. Daher sollten Eltern – insbesondere in der Wohnung – auf das Rauchen verzichten.
Ernährung: Schwangere sollten sich abwechslungsreich ernähren und Übergewicht vermeiden. Ein hoher BMI der Mutter erhöht das Asthma-Risiko des Kindes. Wenn möglich, sollten Babys mindestens vier Monate voll gestillt werden. Eine möglichst vielfältige Ernährung im ersten Lebensjahr schützt überdies vor Allergien und damit auch vor Asthma.
Gesundes Wohnen: Schimmelpilze und Innenraum-Schadstoffe erhöhen das Asthma-Risiko. Tagsüber sollten die Temperaturen nicht unter 19 bis 20 Grad fallen, da sonst die Gefahr von Schimmelbildung besteht. Es sollte regelmäßig gelüftet werden.
Haustiere: Die Empfehlungen dazu sind nicht ganz klar. Familien ohne Allergierisiko können sich problemlos Haustiere anschaffen. Gibt es jedoch Allergien in der Familie, sollte man sich keine Katze zulegen. Von einem Hund wird nicht abgeraten: Möglicherweise kann Hundehaltung das Allergierisiko sogar senken. ast
- Nicht rauchen: Tabakqualm ist für Babys und Kinder eine starke gesundheitliche Belastung. So leiden Kinder aus Raucherhaushalten häufiger an Asthma. Daher sollten Eltern – insbesondere in der Wohnung – auf das Rauchen verzichten.
- Ernährung: Schwangere sollten sich abwechslungsreich ernähren und Übergewicht vermeiden. Ein hoher BMI der Mutter erhöht das Asthma-Risiko des Kindes. Wenn möglich, sollten Babys mindestens vier Monate voll gestillt werden. Eine möglichst vielfältige Ernährung im ersten Lebensjahr schützt überdies vor Allergien und damit auch vor Asthma.
- Gesundes Wohnen: Schimmelpilze und Innenraum-Schadstoffe erhöhen das Asthma-Risiko. Tagsüber sollten die Temperaturen nicht unter 19 bis 20 Grad fallen, da sonst die Gefahr von Schimmelbildung besteht. Es sollte regelmäßig gelüftet werden.
- Haustiere: Die Empfehlungen dazu sind nicht ganz klar. Familien ohne Allergierisiko können sich problemlos Haustiere anschaffen. Gibt es jedoch Allergien in der Familie, sollte man sich keine Katze zulegen. Von einem Hund wird nicht abgeraten: Möglicherweise kann Hundehaltung das Allergierisiko sogar senken. ast
Die Veranlagung zu Asthma wird vererbt. »In manchen Familien kommt Asthma gehäuft vor«, sagt Erika von Mutius, Direktorin des Instituts für Asthma- und Allergieprävention am Helmholtz-Zentrum München. »Man kann aber nicht vorhersagen, ob ein Kind betroffen ist.«
Die Forscherin konnte allerdings in groß angelegten Studien zeigen, dass Allergien und Asthma bei Kindern, die auf dem Bauernhof aufwachsen, seltener sind. Sie ist damit eine führende Vertreterin der Hygiene-Hypothese, die inzwischen allgemein anerkannt ist: Danach schützt es Kinder vor Allergien, wenn sich ihr Immunsystem früh mit Keimen auseinandersetzt.
Diese Erkenntnis ist grundlegend für Prävention und Forschung. Inzwischen ist man nämlich längst von der Empfehlung abgerückt, allergiegefährdete Kleinkinder »in Watte zu packen«, wie Sonja Lämmel es formuliert. »Eine normale Auseinandersetzung des Immunsystems mit Bakterien, Viren und möglichen Allergieauslösern ist wichtig. Nur so kann es lernen«, erklärt sie.
Dazu passt die Feststellung, dass Kinder, die durch Kaiserschnitt geboren wurden, ein geringfügig höheres Asthmarisiko haben. Bei einer natürlichen Geburt kommen Babys mit den vaginalen Bakterien der Mutter in Kontakt, sodass ihr Darmmikrobiom vielfältiger ist als bei Kaiserschnitt-Kindern. Dadurch sind sie auch ein bisschen besser vor Allergien und Asthma geschützt.
Wichtigster Punkt bei der Vorbeugung ist allerdings ein rauchfreies Umfeld. »Eltern sollten zum Wohle des Kindes auf das Rauchen verzichten«, rät Lämmel. Auch das Raumklima spielt eine große Rolle: Schimmelpilze, Schadstoffe und Feinstaub erhöhen laut der ärztlichen Leitlinie »Allergieprävention« das Asthmarisiko deutlich.
Daneben ist bereits in der Schwangerschaft eine abwechslungsreiche Ernährung, in der keine Lebensmittel weggelassen werden, wichtig. Möglicherweise können außerdem langkettige Omega-3-Fettsäuren dazu beitragen, das Allergierisiko beim Kind zu reduzieren. »Darauf ein Augenmerk zu legen, ist nicht verkehrt«, sagt von Mutius. Später sollte das Kind mindestens vier Monate voll gestillt werden und anschließend Beikost bekommen, die möglichst vielfältig ist. Rohmilch sollte sie aber nicht enthalten: Zwar konnte von Mutius zeigen, dass der frühe Konsum unbehandelter Kuhmilch das Asthma-Risiko senkt, doch kann sie krank machende Keime enthalten. »Das wäre, wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.«
Weniger problematisch sind offenbar Keime, die Hunde ins Haus bringen: In Beobachtungsstudien zeichnet sich ab, dass Hundehaltung tendenziell dazu beitragen kann, vor Allergien und Asthma zu schützen. Für Katzen und andere Tiere wurde ein solcher Effekt noch nicht nachgewiesen.
Manche Erreger können sich aber auch schädlich auswirken. So kann vor allem eine frühe Infektion mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei manchen Kindern das Asthma-Risiko stark erhöhen. Wer aber wirklich von einer RSV-Impfung, wie sie seit Kurzem auf dem Markt ist, profitieren würde, ist noch offen. »Ich würde nichts überstürzen und erst mal abwarten, bis man dazu mehr Daten hat«, sagt von Mutius.
Bei der Suche nach neuen Mitteln zur Prävention gibt es unterschiedliche Ansätze. Einer davon beschäftigt sich mit Würmern: Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass die Infektion mit bestimmten Darmparasiten vor Allergien und Asthma schützt. Das könnte auch ein wichtiger Grund dafür sein, dass diese Krankheiten in Entwicklungsländern, wo die meisten Kinder Darmparasiten haben, seltener sind.
Interessanterweise gelingt es den Würmern offenbar, die Immunantwort ihres Wirts so zu regulieren, dass sie nicht abgestoßen werden. In der Folge kommt es auch zu keiner überschießenden Immunantwort, wie es bei Allergien der Fall ist. »Die Frage ist: Wie machen die Parasiten das? Welche Botenstoffe werden ausgeschüttet?«, sagt von Mutius, die diverse Forschungsaktivitäten in diesem Bereich für vielversprechend hält. Doch ist der Weg bis zum fertigen Medikament noch lang.
Von Mutius und ein Wissenschaftlerteam vom Helmholtz-Zentrum forschen unterdessen weiter an Staub, wie er in Kuhställen zu finden ist. »Wir haben Staub gesammelt und ausgewaschen«, berichtet sie. »Er hat eine starkes antiallergisches Potenzial.« Nun geht es darum, den Staub in Einzelteile zu zerlegen und herauszufinden, welcher Bestandteil den größten Effekt hat. »Wir haben hier mehrere Ideen.« Eines Tages soll die verantwortliche Substanz dann hergestellt und Kindern zum Schutz vor Allergien und Asthma als Medikament gegeben werden.
Abgesehen davon laufen derzeit große Studien, in denen die Wirksamkeit bakterieller Lysate getestet wird. Die Behandlung mit solchen Mitteln, die Bakterienbestandteile enthalten, zielt darauf ab, das Immunsystem zu stimulieren. Dadurch sollen Kinder seltener Atemwegsinfekte bekommen, die Asthma auslösen oder fördern können.
Auch die Behandlung dürfte sich bald weiter verbessern: So wird getestet, ob sich die Immuntherapie, die derzeit frühestens ab sechs Jahren vorgesehen ist, auch für jüngere Kinder eignet. »Entsprechende Studien laufen in England«, sagt von Mutius. Dabei werden dem Körper immer wieder kleine Dosen des Allergens verabreicht, sodass er sich allmählich daran gewöhnt.
Außerdem tut sich einiges auf dem Gebiet der Biologika, also der biotechnologisch hergestellten Medikamente. Hier gibt es neue Mittel für Erwachsene mit schwerem Asthma, die in naher Zukunft auch für Kinder zugelassen werden könnten.
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