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Neonazis in Berlin: Mord an einer Sexarbeiterin
Vor 30 Jahren wurde Beate Fischer von Neonazis ermordet – Linke will Bezirk für Gedenktafel gewinnen
Heute wäre Beate Fischer 62 Jahre alt. Doch Fischer ist seit 30 Jahren tot. Am 23. Juli 1994 wurde die Mutter zweier Kinder von vier Neonazis ermordet. Der Tötung waren exzessive Folter, Misshandlungen und Vergewaltigungen vorausgegangen. Die Tat wurde erst nach einer umfangreichen Studie des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin als rechts motiviert eingestuft. Zuvor hatte ein Gericht die Folter zwar darin begründet gesehen, dass die 18 bis 21 Jahre alten Täter Fischer als Sexarbeiterin für minderwertig erachteten. Der Mord hingegen sei zur Verdeckung der Folter erfolgt. Die Urteile beliefen sich auf neun Jahre Haft in einem Fall, zehn Jahre Haft in zwei Fällen sowie einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Nachdem der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag die polizeiliche Erfassung rechter Motivlagen als allgemein mangelhaft kritisiert hatte, war 2015 vom Landeskriminalamt eine Nachuntersuchung in Auftrag gegeben worden. Infolgedessen wurde unter anderem der Mord an Beate Fischer als politisch rechts motiviertes Tötungsdelikt eingestuft. Dafür sah die Analyse vor allem die starke Verwurzelung der jungen Männer in der Neonazi-Szene als ursächlich an.
Von verschiedenen Akteur*innen wird zudem die Verquickung rechtsextremer Weltanschauungen mit einer misogynen – also frauenverachtenden oder frauenfeindlichen – Einstellung hervorgehoben. So legte die Journalistin Heike Kleffner bereits 2014 den Mord an Fischer als ein Beispiel von Gewalt dar, die einer Form von Frauenhass entspringe, der »tief in der Ideologie der Ungleichwertigkeit der extremen Rechten verankert« sei.
Fischer traf ihre Mörder in der Nacht auf den 23. Juli 1994 am Ostbahnhof. Gemeinsam fuhren sie in die Wohnung, die einer der Täter von einem weiteren Neonazi mietete. Hier soll es öfter rechte Treffen gegeben haben. Es gibt unterschiedliche Aussagen dazu, ob Fischer freiwillig mitgegangen ist und ob die anfänglichen sexuellen Handlungen einvernehmlich gewesen sind.
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Sicher ist, irgendwann fingen die Täter an, Fischer zu vergewaltigen und zu misshandeln. Fischer versuchte vergeblich, aus der Wohnung zu entkommen. Die Tat erstreckte sich über Stunden. Mehrfach versuchten die Neonazis, Fischer zu töten, was immer wieder misslang. Schließlich wurde sie erdrosselt. Ihre Leiche wurde, in einem Teppich eingewickelt, im Hof des Hauses an der Emmentaler Straße liegen gelassen.
Felix Lederle ist Bezirksverordneter für die Linkspartei in der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf. Dort hat er einen Antrag eingebracht: Der Bezirk möge an der Emmentalerstraße 97 eine Gedenktafel errichten, »in Gedenken an den brutalen Femizid«. Femizide sind Morde, die bezogen auf das weibliche Geschlecht erfolgen – Frauen werden umgebracht, weil sie Frauen sind. »Wir sehen einen Anstieg von Gewalt an Frauen, insbesondere auch in Reinickendorf«, sagt Lederle »nd«.
Zudem hätten die neonazistischen Täter Fischer »gefoltert und ermordet, weil sie eine Sexarbeiterin war«, sagt Lederle. Das stünde im Kontext einer gegenwärtigen Normalisierung des Faschismus. »Es gibt ein von Rechten gern bedientes Narrativ, wonach Gewalt gegen Frauen von Migrant*innen ausgeht«, sagt der Linke-Politiker Lederle. Das Beispiel Fischer zeige hingegen, wohin faschistische Ideen führen: zu Gewalt an Frauen. Er sei zuversichtlich, dass die BVV das Gedenken an Beate Fische institutionalisieren werde.
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