FDP und CSU und die Illusion des grünen Sprits

FDP und CSU kämpfen unverdrossen gegen das Verbrenner-Aus in der EU

  • Manfred Kriener
  • Lesedauer: 3 Min.
E-Fuels – FDP und CSU und die Illusion des grünen Sprits

Wie viele Tode muss der Verbrenner noch sterben, bis er endgültig hingeschieden ist? Der neueste Versuch künstlicher Beatmung kommt vom FDP-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Christian Dürr, und dem Fraktionsvorsteher der EVP in Brüssel, Manfred Weber (CSU). Sie fordern im Gleichklang die wiedergewählte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf, das für 2035 anvisierte Verbrenner-Verbot zu kippen. Erneut wird von Dürr und Weber dabei die Ideologie der Technologieoffenheit wiederbelebt. Ein klimaneutraler Betrieb der Autoflotte, so suggerieren sie, ließe sich auch mit synthetischem Kraftstoff (E-Fuels) erreichen.

Die zwei von der Tankstelle senden das Signal, dass vielleicht doch noch alles beim Alten bleiben kann. Dass der Tankrüssel weiter bedient werden darf – mit synthetisch-grünem Sprit – und die Antriebswende hin zum Elektroauto kein Zwang sein muss. Millionen Autofahrer werden die Botschaft mit Freude hören, auch wenn sie eine Illusion ist. Das Verbrenner-Aus wird womöglich um einige Jahre verschoben, doch die Elektrifizierung des Automobils hat weltweit längst Fahrt aufgenommen, auch wenn in Deutschland die Zulassungszahlen gerade schwach sind.

Manfred Kriener
Manfred KrienerFoto: Privat

Manfred Kriener ist Journalist und Autor in Berlin. Er schreibt regelmäßig über Umwelt, Klima und Ernährung. Zuletzt erschien sein Buch »Fisch in Seenot – Über den sorgsamen Umgang mit einer gefährdeten Ressource«.

Die Zahl der Elektroautos ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich und rasant gestiegen auf jetzt 42 Millionen Fahrzeuge, die Ende 2023 registriert wurden. In China ist bereits jedes dritte neu zugelassene Fahrzeug ein Stromer. Es besteht kein Zweifel mehr, dass der batterieelektrische Antrieb sich zur dominierenden Technologie für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge entwickeln wird. Die deutsche Automobilindustrie hat diese Entwicklung verschlafen und jeder Versuch, den Verbrenner doch noch zu retten, wird den Abstand zu den chinesischen und US-amerikanischen Marktführern nur vergrößern.

Es wäre unternehmerisches Harakiri, weiter auf die alte Technologie zu setzen, zumal der Hoffnungsträger namens synthetische Kraftstoffe einem Faktencheck nicht standhält. Im Vergleich zum Elektroauto ist deren Energiebilanz verheerend. Mit dem Stromverbrauch für die Herstellung einer bestimmten Menge E-Fuel, kann ein Elektroauto fünf bis siebenmal so weit fahren wie ein damit betankter Verbrenner. Wegen der schlechten Energiebilanz ist E-Fuel zudem extrem teuer und damit für den Massenbetrieb ungeeignet. Der grüne Strom aus Sonne, Wind und Biomasse, von dem wir noch viel zu wenig erzeugen, ist auch zu kostbar, um ihn bei schlechtem Wirkungsgrad in Sprit zu verwandeln. Er wird anderswo dringender gebraucht als für die Betankung porschefahrender FDP-Granden.

Die Politik darf in dieser Situation nicht wackeln. Sie muss klare Leitplanken für die Transformation und Dekarbonisierung des Verkehrssektors setzen. 2035 ist ein eher später Zeitpunkt für das Verbrenner-Aus, zumal es nur für Neufahrzeuge gilt. Autos haben eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren. Wie soll Europa bis 2045 klimaneutral werden, wenn die letzten Verbrenner bis weit in die 2050er Jahre ihre Klimakiller in die Atmosphäre blasen? Ein früher verordnetes Ende des Verbrenners hat derzeit politisch aber kaum Chancen. Notwendig wäre es allemal, um die seit Jahrzehnten unverändert hohen Emissionen des Verkehrssektors zu kappen.

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