Libanon: Gegenschlag oder »normaler« Beschuss?

Israelische Armee meldet Angriffe auf zehn Ziele im Libanon

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Südlibanon steigt Rauch auf, verursacht durch einen israelischen Luftangriff.
Im Südlibanon steigt Rauch auf, verursacht durch einen israelischen Luftangriff.

Die israelische Armee hat am Dienstag mitgeteilt, sie habe in der Nacht etwa zehn Ziele der Hisbollah-Miliz in sieben Gebieten im Südlibanon angegriffen und dabei einen Kämpfer getötet. Außerdem habe die Armee »ein Waffenlager der Hisbollah, terroristische Infrastrukturen, militärische Einrichtungen und eine Abschussrampe im Südlibanon getroffen«, berichtet der arabische TV-Sender Al-Arabiya.

War das schon der von Israel angekündigte Angriff auf die Hisbollah, auf den, so schien es, alle wie auf einen Akt der Befreiung warteten? Die gewollte Ungewissheit ist Teil der Kriegstaktik Israels: Ob da noch mehr kommt, bleibt bewusst offen. Fest steht, dass durch die israelischen Angriffe ein Kämpfer der schiitischen Hisbollah-Miliz getötet wurde, und zwar in Beit Lif im Süden des Landes. Die Hisbollah bestätigte den Tod. Israel hatte angekündigt, »hart« gegen die Hisbollah-Miliz zuzuschlagen, nachdem am Wochenende eine Rakete auf den von Israel annektierten Golanhöhen zwölf Jugendliche getötet hatte.

Rakete vermutlich fehlgeleitet

Israel und die USA beschuldigen die Hisbollah, die Rakete abgefeuert zu haben. Doch gibt es Hinweise, dass die Hisbollah den vor allem von arabischsprachigen Drusen bewohnten Ort Madschdal Schams womöglich versehentlich traf. »Die Annahme einer fehlgeleiteten Rakete ist viel glaubhafter, als dass Hisbollah beschließt, ein Fußballfeld anzugreifen«, sagte Eli Hanna, ein libanesischer Ex-General, der Zeitung »L’Orient-Le Jour«. Dafür spricht auch, dass die Miliz am selben Tag mehrere andere Attacken gegen israelische Militärziele in der Nähe für sich beanspruchte.

Der gegenseitige Beschuss zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee geht unvermindert weiter. Ein Raketenangriff auf den Norden Israels hat nach Angaben von Rettungskräften einen Zivilisten getötet: Ein etwa 30-Jähriger sei durch Raketensplitter getötet worden. Zuvor hatte die israelische Armee mitgeteilt, rund zehn Geschosse seien vom Libanon aus auf israelisches Gebiet gefeuert worden. Laut der Hisbollah-Miliz ist ein israelischer Militärposten mit Katjuscha-Raketen beschossen worden als Reaktion auf israelische Angriffe auf eine Ortschaft im Südlibanon.

42 Leichen in Khan Junis geborgen

Die US-Regierung sichert Israel ihre Unterstützung zu und bemüht sich gleichzeitig um Deeskalation. »Wenn Israel angegriffen wird, dann werden wir Israel helfen, sich zu verteidigen«, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei einer Pressekonferenz in der philippinischen Hauptstadt Manila. Gleichzeitig betonte er den Willen der US-Regierung, »dass die Dinge auf diplomatischem Weg gelöst werden«.

Im Gazastreifen sind nach dem Abzug israelischer Truppen aus dem Gebiet von Khan Junis 42 Leichen geborgen worden, sagte ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes. Das Hamas-Medienbüro teilte mit, binnen acht Tagen seien 255 Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt worden. Inzwischen sind fast 40 000 Palästinenser seit dem 7. Oktober im Gazastreifen getötet worden.

Polio-Virus zirkuliert im Gazastreifen

Eine Feuerpause ist immer noch nicht in Sicht: Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu reagierte auf Anschuldigungen der Hamas, er sabotiere die Verhandlungen mit immer neuen Bedingungen, mit Gegenvorwürfen. Doch die Zeit drängt: Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei im Gazastreifen eine Polio-Impfkampagne nötig, da das für Kinderlähmung verantwortliche Virus in Abwasserproben entdeckt wurde. Deshalb sei der Erreger sehr wahrscheinlich in der Bevölkerung vorhanden, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Mit Agenturen

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