Wowereit gegen Sparpolitik: »Hände weg vom Zoo!«

Zum 180-jährigen Bestehen des Zoos Berlin erinnert Ex-Bürgermeister an »Bulette« und andere Tiere

  • Moritz Lang
  • Lesedauer: 3 Min.
Das »Elefantentor« des Zoo Berlin
Das »Elefantentor« des Zoo Berlin

»Hände weg vom Zoo!«, sagt der ehemalige Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Diese Aufforderung will er in Haushaltsverhandlungen mit seinem damaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) geäußert haben. Zumindest erinnert Wowereit sich bei einer Veranstaltung zum 180. Jubiläum des Zoos Berlin am Donnerstag so an das Gespräch. Diese Forderung ist für ihn noch heute gültig und er gibt sie »als gute Empfehlung« an den amtierenden Kultursenator Joe Chialo (CDU) weiter, der neben anderen ehemaligen Bürgermeistern ebenfalls an der Veranstaltung teilnimmt.

Wer in zukünftigen Haushaltsverhandlungen beim Zoo kürzen wolle, lege sich mit allen Berlinerinnen un Berlinern an, so Wowereit »Das wird furchtbar für den Senat.« Anfang des Jahres war der Zoo durch Kündigungen von mehreren Guides in der Presse gelandet, auch eine Veränderung des Preismodells mit höheren Preisen an der Kasse sorgte für Unmut. Zwei Wochen im Voraus gebuchte Onlinetickets kosten 15,50 Euro, vor Ort werden nun bis zu 24,50 Euro fällig.

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Wer wie bei der Jubiläumsfeier bei Temperaturen von 26 Grad den Zoopark inmitten der Stadt betritt, merkt sofort, wie seine Vegetation das lokale Klima abkühlt. 1844 eröffnet ist er nach eigenen Angaben der älteste Zoo Deutschlands und einer der ältesten der Welt. Weltweiter Spitzenreiter ist er auch mit insgesamt über 20 000 Tieren aus 1200 Arten. Diese Vielfalt zieht immer mehr Menschen an: Vergangenes Jahr wurden 3,8 Millionen Besucher*innen verzeichnet.

Während Wowereit in der prallen Sonne auf der Bühne sichtbar schwitzt, steht unweit eine Eisbärenstatue im Schatten. Sie erinnert an einen der etlichen tierischen Stars des Zoos. »Knut«, der erste im Zoo Berlin geborene Eisbär, hatte große Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Er verstarb bereits 2011 im Alter von vier Jahren. Wowereit sagte, aber man dürfe das 2005 verstorbene Flusspferd »Bulette« nicht vergessen.

Laut Ex-Bürgermeister Michael Müller (SPD) steht von einem Tier sogar eine Statue im Arbeitszimmer des Regierenden Bürgermeisters: der Gorilla »Bobby«. Er kam 1928 mit etwa zwei Jahren in den Zoo und wuchs zu einem 262 Kilo schweren Silberrücken heran, bevor er 1935 an einer Blinddarmentzündung starb. Heute ziert er das Logo des Zoos.

Kultursenator Chialo freut sich darüber, dass die rassistischen »Völkerschauen« aufgearbeitet worden seien. Das menschenverachtende »Begaffen anderer Völker durch die amüsierte Öffentlichkeit«, wie der Senator sagt, wurde noch bis 1952 im Berliner Zoo veranstaltet.

Walter Momper (SPD) wird nostalgisch und bemerkt, dass es heute nicht mehr möglich ist, die Tiere auf den Schoß zu nehmen und zu streicheln – Zoodirektor Andreas Knieriem entgegnet, dass das zu Recht nicht mehr gängig sei und er als Tierarzt etwas dagegen hätte. Auf generelle Kritik am Konzept »Zoo« wird von keinem der Redner eingegangen.

Dabei wird gerade in Bezug auf Arten wie Eisbären oft gefordert, deren Haltung einzustellen, da diese nicht artgerecht möglich sei. Der Zoo hatte nach dem Tod seiner letzten Eisbärin »Katjuscha« 2021 keine neuen Tiere angeschafft, im Tierpark Berlin gibt es jedoch noch zwei Eisbärdamen.

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