Vogelgrippe-Impfung für ärmere Länder in Sichtweite

Die Weltgesundheitsorganisation will den globalen Süden besser auf die nächste Pandemie vorbereiten

  • Nina Larson
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf der südkoreanischen Insel Jesu wurde ein hochgradig krankheitserregender Vogelgrippestamm festgestellt. Eine Drohne sprüht Desinfektionsmittel auf einem saisonalen Rastplatz für Zugvögel.
Auf der südkoreanischen Insel Jesu wurde ein hochgradig krankheitserregender Vogelgrippestamm festgestellt. Eine Drohne sprüht Desinfektionsmittel auf einem saisonalen Rastplatz für Zugvögel.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) treibt die Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs für Menschen gegen den Vogelgrippe-Subtyp H5N1 in nicht wohlhabenden Ländern voran. Die Federführung bei dem Projekt habe das argentinische Pharma-Unternehmen Sinergium Biotech, teilte die WHO mit. Sobald vorklinische Ergebnisse zu Impfstoffkandidaten vorlägen, sollen das Wissen, die Technologie und das Material, das für die Herstellung benötigt wird, mit einem Netzwerk weiterer Hersteller in anderen Ländern geteilt werden.

Das Vogelgrippe-Virus war 1996 erstmals nachgewiesen worden. Seit 2020 breitet es sich exponentiell aus und befällt zunehmend auch Säugetiere, darunter Milchvieh in den USA. Den Vereinten Nationen bereiten derzeit eine Zunahme von Vogelgrippe-Fällen bei Menschen und das Auftauchen einer neuen Virusvariante von H5N1 Sorgen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Uno (FAO) warnte im Juli, die Ausbreitung der Vogelgrippe im Asien-Pazifik-Raum sei »alarmierend«.

Entwicklung von Impfstoffen mit mRNA-Technologie

Sinergium hat laut WHO bereits mit der Entwicklung mehrerer Impfstoffkandidaten auf Grundlage der mRNA-Technologie begonnen und soll nun eine Machbarkeitsstudie dazu erstellen. Danach können die klinischen Studien zur Entwicklung von Vogelgrippe-Impfstoffen beginnen, um besser auf eine eventuelle Pandemie vorbereitet zu sein.

Das Projekt findet im Rahmen des Programms zum Transfer von mRNA-Technologie statt, das von der WHO und der Organisation Medicines Patent Pool gestartet wurde. Das Programm, an dem 15 Länder wie die Ukraine, Südafrika und Vietnam beteiligt sind, begann im Jahr 2021, um Ländern mit schwacher oder mittlerer Wirtschaftskraft Zugang zu mRNA-Impfstoffen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu geben.

Bei mRNA-Impfstoffen werden keine Krankheitserreger oder deren Bestandteile benötigt wie bei herkömmlichen Impfstoffen. Vielmehr werden einigen wenigen Körperzellen mit dem Impfstoff Teile der Erbinformation des Virus als Boten-RNA mitgegeben – geliefert wird also der Bauplan für einzelne Virusproteine, die auch als Antigene bezeichnet werden. Diese aktivieren das Immunsystem, sodass eine schützende Immunantwort erzeugt wird.

Eine »wirksamere und gerechtere Antwort«

Die neue Initiative für mRNA-Impfstoffe gegen H5N1 zeige »den Grund, aus dem die WHO das Programm zum Transfer von mRNA-Technologie gestartet hat«, erklärte deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Durch die Förderung der Impfstoff-Forschung, -Entwicklung und -Herstellung in ärmeren Ländern werde die Welt auf die nächste Pandemie »besser vorbereitet sein« und »eine wirksamere und gerechtere Antwort« geben.

Der Vorteil bei der Vogelgrippe ist laut WHO, dass es bereits einige zugelassene Impfstoffe gibt, die nur noch auf die jeweilige Variante angepasst werden müssen. Der Leiter der WHO-Impfstoff-Forschungsgruppe, Martin Friede, sieht mRNA-Impfstoffe als besonders geeignet für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsvorsorge. Die geförderte Produktion von Grippe-Impfstoffen in Entwicklungsländern nach anderen Methoden sei oft eingestellt worden, sobald die Regierung den entsprechenden Impfstoff nicht mehr gekauft habe. Ein Werk zur Herstellung eines mRNA-Impfstoffs gegen die Vogelgrippe sei aber nicht auf diesen Erreger festgelegt, sondern könne grundsätzlich »auch zahlreiche andere Impfstoffe und therapeutische Mittel herstellen«. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.