Campen gegen Taliban

Ein Protestcamp am Alexanderplatz will auf die Situation in Afghanistan aufmerksam machen

Trotzen der Sommerhitze: Demonstrant*innen im Protestcamp am Alexanderplatz
Trotzen der Sommerhitze: Demonstrant*innen im Protestcamp am Alexanderplatz

Eine Handvoll Zelte steht neben zwei Pavillons auf dem Alexanderplatz. Auf einem Banner steht groß »Ban Taliban«. Das »AfgActivistCollective«, ein Kollektiv von jungen Afghan*innen in Berlin, veranstaltet anlässlich des dritten Jahrestages der Machtübernahme der Taliban ein Protestcamp. »Politiker können wir nur schwer erreichen, oder sie wollen uns nicht zuhören«, sagt die Studentin Narges, die Teil des Kollektivs ist. Um die Menschen zu informieren, veranstalten die Aktivist*innen ihr Camp am Alexanderplatz und nicht vor einer Behörde. Die Afghan*innen hoffen so, Leute dazu bewegen zu können, sich mit ihnen zusammenzutun. Denn »Afghanistan ist leider gerade in Vergessenheit geraten«, wie Narges ausführt.

Eine andere Aktivistin aus dem Camp verteilt in der Mittagshitze Flyer an die vielen Passant*innen, die vorbeilaufen. Neben viel Neugier und Interesse gibt es auch Anfeindungen: Eine Passantin sagt der jungen Frau, sie solle sich doch lieber um »Messerafghanen« kümmern, die in Berlin Leute abstechen würden. Nach einer kurzen Diskussion beleidigt sie die Aktivistin. Sie sei »behindert«, sehe aus wie eine »billige Bitch« und solle sich richtig anziehen. Aus der Fassung bringen lässt sich die Aktivistin nicht. »Die klingt fast wie die Taliban«, sagt sie zu »nd« und lacht. Faschismus sei eben überall gleich. Alleine ist sie in der Auseinandersetzung nicht: Ein anderer Passant mischt sich empört ein und die Begleiterin der aggressiven Passantin entschuldigt sich mehrfach und wünscht viel Erfolg für das Camp.

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Das »AfgActivistCollective« gibt es schon seit drei Jahren. Bevor sie die Gruppe kennengelernt habe, sei sie immer alleine auf Demos gegangen, sagt Narges. »Das Kollektiv hat mir Kraft gegeben und gezeigt, dass man gemeinsam viel mehr erreichen kann.« In der Vergangenheit haben die Aktivist*innen viel zu Frauenrechten gearbeitet. Am Camp hängt ein Banner, das ein Ende der »Gender-Apartheid« in Afghanistan fordert. »Gender-Apartheid heißt für uns, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts überall ausgeschlossen werden«, sagt Narges. Mädchen können nicht zur Schule gehen, Universitäten sind für Frauen komplett verschlossen. »Frauen sind aus der Gesellschaft komplett ausgelöscht worden.«

Auch deswegen fordert das Kollektiv, dass die Taliban nicht als Verhandlungsparter anerkannt werden. »Dass die Taliban zu offiziellen Gesprächen eingeladen werden, macht uns sauer«, sagt Narges. Eine weitere Forderung ist, dass nicht länger nach Afghanistan abgeschoben wird. »Wir wissen, Afghanistan ist nicht sicher«, sagt die Aktivistin.

Flyer verteilen ist nur ein Teil der Aktivitäten im Camp. Abends veranstaltet das Kollektiv Austauschrunden mit Menschen aus Afghanistan, die von ihren Erfahrungen im Land berichten. Auch Sprachnachrichten von jungen Menschen, die nicht in die Uni gehen können oder nicht arbeiten dürfen, werden abgespielt. »Wir wollen diesen Menschen hier eine Stimme geben und den Raum, dass ihnen zugehört wird. Weil gerade hört man nichts von Menschen aus Afghanistan«, erklärt Narges. Am Freitagabend wird es einen Austausch zu Medien in Afghanistan geben. Aber auch die Frage der Vernetzung mit anderen Kollektiven steht auf dem Programm. Den Abschluss des Camps wird eine Kundgebung am Samstag um 14 Uhr bilden. Auf dieser sollen nicht nur Reden gehalten, sondern auch Protestmusik gespielt werden.

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