Sachsens Linke wittert Morgenluft

Partei liegt erstmals wieder bei fünf Prozent und erhält prominente Unterstützung

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 4 Min.
Wahlforum mit den Spitzenkandidaten der sächsischen Parteien, darunter Susi Schaper (2.v.r.) für Die Linke
Wahlforum mit den Spitzenkandidaten der sächsischen Parteien, darunter Susi Schaper (2.v.r.) für Die Linke

Erhält Die Linke in Sachsen im Endspurt für die Landtagswahl am 1. September Hilfe vom »Genossen Trend«? Zwei Wochen vor der Abstimmung wird sie in einer Wahlprognose jedenfalls bei fünf Prozent geführt – erstmals seit März. Seither war die Partei, die bei der Landtagswahl 2019 noch auf 10,4 Prozent gekommen war, in drei Umfragen unter der Marke geführt worden und zwischenzeitlich sogar auf drei Prozent gesackt. In einer aktuellen Umfrage des Instituts Insa für die drei sächsischen Regionalzeitungen erreicht sie nun wieder den Wert, der für den Einzug in das nächste Parlament maßgeblich ist.

Ebenfalls bei jeweils fünf Prozent werden die derzeitigen kleinen Koalitionsparteien Grüne und SPD geführt, die zuletzt freilich regelmäßig knapp oberhalb dieser Grenze geführt worden waren. Die mit beiden regierende CDU liefert sich weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD. Zurzeit liegt diese mit 32 Prozent vorn, die Partei von Ministerpräsident Michael Kretschmer, die in 34 Jahren noch nie eine Landtagswahl verloren hat, käme nur auf 29 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) würde der Umfrage zufolge mit 15 Prozent aus dem Stand drittstärkste Kraft.

Den neuesten Zahlen zufolge ist völlig offen, wie viele Parteien im künftigen Landtag vertreten sein werden. Denkbar ist alles von einem Drei-Parteien-Parlament mit AfD, CDU und BSW bis zu einer Vertretung mit sieben Parteien; schließlich werden auch die Freien Wähler dieser Tage bei vier Prozent geführt. Für weitere Unwägbarkeiten sorgt die Grundmandatsklausel, der zufolge Parteien auch entsprechend ihrem Zweitstimmenergebnis in den Landtag einziehen, wenn sie Direktmandate in mindestens zwei der 60 Wahlkreise gewinnen. Darauf hoffen neben Linken und Grünen, die sich vor allem in Leipzig mehrere erbitterte Duelle liefern, auch die Freien Wähler. Deren Spitzenkandidat Matthias Berger werden Chancen in und um Grimma eingeräumt, wo er seit vielen Jahren Oberbürgermeister ist.

»Wenn ich in Sachsen leben würde, würde ich Susanne Schaper wählen.«

Matthias Brenner Schauspieler

Für Die Linke bleibt die Wahl bis zum Wahltag dennoch eine Zitterpartie, weswegen jede Hilfe willkommen ist. Moralische Unterstützung kam zuletzt von mehreren prominenten Künstlern. Der Liedermacher Konstantin Wecker erklärte, er unterstütze »angesichts drohender Wahlerfolge von Faschisten und Rassisten« die Linke-Spitzenkandidatin Susi Schaper, die sich als Krankenschwester für ein solidarisches Gesundheitssystem engagiere und für internationale Solidarität und soziale Gerechtigkeit kämpfe. Der Schauspieler Matthias Brenner sagte, Schaper habe eine »kodderige Schnauze und das Herz auf dem rechten Fleck«; wenn er in Sachsen wohnen würde, würde er sie wählen. Der Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel sprach sich für die Linke-Politikerin Jule Nagel aus, die in Leipzig ihr 2014 und 2019 gewonnenes Direktmandat verteidigen will.

Tatsächlich zählbare Unterstützung könnte derweil von der Tierschutzpartei kommen. Auch diese sprach sich in einer Erklärung für die Wahl von Susi Schaper aus, vor allem unter Verweis auf deren politisches Engagement für den Tierschutz. Schaper, die sich für ein Großflächenplakat mit zweien ihrer Hunde fotografieren ließ, verweist unter anderem auf ein Gesetz zum Katzenschutz, das ihre Fraktion in den Landtag eingebracht habe.

Nicht ausgeschlossen ist, dass Stimmen von Tierschützern am Wahlabend entscheidend für Die Linke sind. Bei der Landtagswahl 2019 war die Tierschutzpartei auf 1,5 Prozent gekommen, was immerhin 33 476 Stimmen entsprach. Bei der Europawahl im Juni erhielt die Partei, die im Europaparlament mit »The Left« der gleichen Fraktion wie Die Linke angehört, in Sachsen ein ähnliches Ergebnis. Zur Landtagswahl wurde sie nicht zugelassen – und empfiehlt nun Die Linke. Diese sei, erklärte Ko-Bundeschef Marcel Krohn, »auf jede Stimme angewiesen«.

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