Borkum: Aus der Zeit gefallen

Kurt Stenger über die geplante Erdgasförderung vor Borkum

Greenpeace-Aktivisten protestierten in diesem Sommer mit einer Rettungsinsel gegen die Förderung von Erdgas bei Borkum.
Greenpeace-Aktivisten protestierten in diesem Sommer mit einer Rettungsinsel gegen die Förderung von Erdgas bei Borkum.

Im Rahmen der Klimaverhandlungen haben sich insbesondere die Industriestaaten dazu verpflichtet, möglichst zeitnah aus fossilen Energien auszusteigen. Auch wenn es zunächst vor allem um die Kohle geht, stehen auch Öl und Gas auf der mittelfristigen To-do-Liste. Deutschland gehört zudem zu den Staaten, die ein förmliches Versprechen abgegeben haben, den Ausstoß des besonders wirksamen Klimagases Methan zeitnah zu senken, das bei der Erdgasnutzung in die Atmosphäre entweicht. Und gerade erst ist in der EU eine Verordnung in Kraft getreten, die ebenfalls die Emissionen reduzieren soll. Überhaupt nicht in dieses Bild passt, dass vor der Insel Borkum in der Nordsee ein neues Gasfeld erschlossen werden soll, wofür die Genehmigung der Niederlande und von Deutschland benötigt wird.

Trotz alledem hat das Bundesland Niedersachsen nun grünes Licht gegeben – und das auf massiven Druck des Förderunternehmens One-Dyas hin, wie geleakte Dokumente zeigen. Dabei sind vor Ort fast alle dagegen, insbesondere mit Blick auf die Meeresumwelt und den Tourismus auf Borkum sowie der Wattenmeerregion insgesamt. Und für die Versorgungssicherheit wird das Gas schon gar nicht benötigt – man denke nur an die bestehenden Überkapazitäten beim LNG-Import.

Es wird Zeit, dass sich die EU insgesamt und Deutschland als Hauptnutzer im Besonderen um einen Ausstiegsplan für Erdgas bemühen. Neue Infrastruktur darf es schon mit Blick auf die Klimaverpflichtungen nicht geben, und ein neues Ausbeutungsprojekt, das mehrere Jahrzehnte lang laufen soll, erst recht nicht. Die geplante Förderung vor Borkum ist schlicht aus der Zeit gefallen.

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